Mysteriöse Drohnenschwärme sollen Colorado und Nebraska heimsuchen

Illu-Bild: USAF

Viel spricht für Massenhysterie wie bei UFO-Sichtungen, Medien verstärken Ängst, die Drohnen würden in der Nähe von Silos mit Atomraketen fliegen

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Seit Wochen sind Bürger, Behörden und Militär in dünn besiedelten Teilen von Colorado und Nebraska besorgt über mysteriöse Drohnen oder andere Flugobjekte. Sie tauchen angeblich seit Ende November des Nachts von 19 bis 22 Uhr auf, fliegen oft in Schwärmen und in Formation von 6-10 Geräten - und bislang weiß angeblich noch niemand, wer dahinter steckt und um welche Fluggeräte es sich genau handelt. Sie sollen mit einer Flügelspannbreite von bis zu zwei Metern relativ groß sein und oft große Flächen abfliegen.

Anfang Januar wurde ein Multi-Mission Aircraft (MMA) des Heimatschutzministeriums von Colorado losgeschickt, kreiste am Abend über fünf Stunden über der Region und kehrte aber unverrichteter Dinge wieder zurück. Man sei in der Zeit allen Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen und habe auch mit Wärmebildern keine entsprechenden Signaturen entdecken können. Zudem wurde eine Task Force mit Vertretern vieler Behörden eingerichtet. Skeptisch war man doch, ob die Menschen nicht Drohnen mit anderen Flugzeugen verwechseln.

Das Ministerium für öffentliche Sicherheit hat ein Informationsblatt mit Hinweisen veröffentlicht, wann Drohnenflüge verdächtig sein können. Die Regeln der FAA verlangen, dass sie unterhalb von 120 Metern, ohne Genehmigung nur tagsüber, in Sichtweite zum Piloten, nicht über Menschengruppen oder bestimmten Gebäuden fliegen, wichtige Infrastruktur und militärische Einrichtungen dürfen nicht überflogen und zu Flugplätzen muss ein Abstand von 5 Meilen eingehalten werden. Verdächtige Flugobjekte sollen den Behörden gemeldet werden, die Bürger werden aufgefordert, die Drohnen nicht abzuschießen oder gegen deren Piloten vorzugehen.

Zwischen 6. und 13. Januar hat das Heimatministerium 23 Berichte von Drohnenflügen überprüft, ohne eine der größeren Drohnen, die von Beobachtern beschrieben wurden, identifizieren zu können. In 13 Fällen habe es sich um Planeten, Sterne oder kleine Hobbydrohnen gehandelt, in sechs Fälle seien es atmosphärische Bedingungen oder kommerzielle Flugzeuge gewesen, in vier Fällen hätten die Polizisten etwas gesehen, aber nicht ausmachen können, was über ihren Köpfen hinwegflog. Seitdem suchen die Behörden in Colorado nicht mehr so intensiv. Die FAA hat Drohnenhersteller, Firmen, die mit Drohnen arbeiten oder testen, angeschrieben, aber niemand will etwas mit den angeblich gesichteten Drohnen zu tun haben.

Verständlich, dass Gerüchte in der Bevölkerung zirkulieren. Verdächtigt werden dieses Mal noch nicht die Russen oder Chinesen. Natürlich könnten es Aliens sein, vielleicht auch Drogenkartelle, Öl- oder Gasfirmen, die sie zur Erkundung aussenden, Behörden, die etwas kartieren oder überwachen wollen, Historiker, die nach verschwundenen Orten suchen, oder auch Bauern, die ihre Kühe verfolgen wollen. Die Drogenbehörde könnte nach Marihuana-Feldern suchen oder das Militär nach was auch immer. Die angeblichen Drohnen haben den Charakter von UFOs erhalten, alles ist möglich. Und wenn die Behörden erklären, da gäbe es nichts, schürt das das Misstrauen nur noch mehr.

"Formationen von glühenden Drohnen in der Nähe von Silos von Atomraketen"

The Daily Beast mischt nun mit und fragt, warum gerade in der Region, wo so wenige Menschen leben und es kaum Industrie gibt, Drohnenschwärme unterwegs sein könnten. Einige der Counties, in denen die Drohnen oder Fluggeräte gesichtet wurden, lägen in der Nähe der F.E. Warren Air Force Base im benachbarten Wyoming. Und da werde es interessant, denn dort gebe es um die 200 unterirdische Silos mit nuklearen Interkontinentalraketen (ICBM) des Typs Minuteman. Und um die Geschichte spannender zu machen, wird hinzugefügt, dass jede dieser Raketen genügend Explosivkraft habe, um mehrere Städte auszulöschen. Es sei beängstigend, wenn "Formationen von glühenden Drohnen … in der Nähe von Silos von Atomraketen herumfliegen".

Mehr als eine Vermutung ist das nicht, wirkliche Hinweise dafür gibt es nicht, zumal der Stützpunkt natürlich gut bewacht ist und Maßnahmen zum Schutz gegen Drohnen ergriffen hat. Die Air Force hat aber bestritten, dass die von den Menschen beobachteten Drohnen von ihr stammen: "Wir können bestätigen", so ein Sprecher gegenüber The Daily Beast, "dass die in Colorado und Nebraska beobachteten Drohnen nicht von der F.E. Warren Air Force Base kommen. Wir haben Antidrohnensysteme. Aber wir können über Einzelheiten nicht aus Gründen der operationalen Sicherheit sprechen." Man arbeite vielmehr mit der FAA, dem FBI und lokalen Behörden zusammen, um zu erkunden, woher die Drohnen stammen und wer sie fliegt.

Die Frage ist weiterhin, ob es die mysteriösen Drohnen überhaupt gibt oder ob sie ein massenhysterisches Mem sind, das die Menschen infiziert hat, die nun überall solche zu sehen glauben. Verwunderlich ist schon, dass sie und ihre Piloten angeblich nicht entdeckt werden können. Das ist ähnlich wie bei den UFOs und sorgt jedenfalls für ein bisschen Geheimnis, Angst und Unerklärlichem, also für Unterhaltung.