Schulstreiks: Gegen Datteln 4

FFF-Protest gegen Datteln 4 in Berlin. Bild: Fridays for Future Berlin / Karl Beecken

Klimademonstrationen der Jugend in zahlreichen Ländern. Forderungen an Wirtschaft und Politik

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Auch an diesem Freitag gingen wieder in zahlreichen Städten in Deutschland und in 148 weiteren Ländern Schüler auf die Straße, um mehr Klimaschutz zu fordern. Hierzulande gab es Demonstrationen in mindestens 31 Städten, weltweit waren es 1655. Allein in Indien gab es nach den Angaben auf der internationalen Fridays-for-Future-Seite 181 Veranstaltungen, in Italien 72, in den USA 340 und in Schweden 104, wobei diese Angaben im einzelnen nicht nachzuprüfen und damit bestenfalls ein Hinweis auf die Größenordnungen sind.

Worum geht es den jungen Menschen? Im Vorfeld des Davoser Weltwirtschaftsforums hatten einige Sprecherinnen und Sprecher der Bewegung, darunter Mina Pohnakova und Greta Thunberg aus Schweden, Licipriya Kangujam aus Indien, Julia Haddad aus dem Libanon, Oladosu Adenike aus Nigerien, Iqbal Badruddin aus Pakistan, Arshak Makichyan aus Russland, Vanessa Nakate aus Uganda und Tokata Iron Eyes aus den USA in der britischen Zeitung Guardian ihre Forderungen an die dort versammelten Wirtschaftsbosse formuliert:

"Wir verlangen, dass die Teilnehmer von allen Gesellschaften, Banken, Institutionen und Regierungen sofort alle Investitionen in Erschließung und Ausbeutung fossiler Brennstoffe sowie alle Subventionen für diese einstellen. (…) Wir wollen das nicht 2050, 2030 oder 2021, wir verlangen, dass dies jetzt geschieht. Sofort."
Greta Thunberg und andere im Guardian

Seit der Unterzeichnung der Pariser Klimaübereinkunft hätten 33 der größten Banken zusammen 1,9 Billionen US-Dollar in fossile Brennstoffe gesteckt, so die Jugendlichen weiter. Der Internationale Währungsfonds habe darauf hingewiesen, dass allein 2017 weltweit 5,2 Billionen US-Dollar für die Subventionierung von Erdölprodukten, Kohle und Erdgas ausgegeben wurden.

In ihrer Rede in Davos hatte Thunberg dann den versammelten Eliten, wie berichtet, einmal mehr versucht, den Ernst der Lage zu erklären. In eindringlichen, die Klimawissenschaft zitierenden Worten hatte sie erläutert, wie furchtbar wenig Zeit zum Handeln verblieben ist.

Die wenigsten Journalisten fanden das allerdings berichtenswert, sondern meinten lieber so wichtige Details mitteilen zu müssen, dass weder sie noch Trump das Publikum angelächelt hätten. Einen Eindruck von den Forderung und Erwartungen der Klimaaktivisten gibt ein Mitschnitt einer Pressekonferenz (Facebook), den sie am Freitagnachmittag in Davos organisierten.

Derweil spielte am Freitag in Berlin, wo sich nach Augenzeugenberichten 300 bis 400 Menschen beteiligten, auch die Ablehnung der Inbetriebnahme eines neuen Kohlekraftwerks in Datteln eine wichtige Rolle. In der Ruhrgebietsstadt gab es ebenfalls eine Demonstration, an der sich auch Erwachsene beteiligten. Die Auseinandersetzung um Datteln 4 verspricht 2020 zu einem der Knackpunkte in der bundesweiten Auseinandersetzung um den Klimaschutz und die Zukunft der Stromversorgung zu werden.

Die nächsten wichtigen Termine sind für die deutsche Fridays-for-Future-Bewegung der 21. Februar, an dem die Hamburger unterstützt werden sollen. Dort wird am 23. Februar die Bürgerschaft, das hanseatische Landesparlament, gewählt. Die Schüler wollen die Wahl zur Klimawahl machen.

Außerdem will man zuvor am 5. Februar den Druck auf Siemens erhöhen. An diesem Tag findet in München die Hauptversammlung der Siemens AG statt. Der Konzern war in den letzten Wochen unter heftigen Beschuss geraten, weil es an den Verträgen im Zusammenhang mit einer Kohlebahn für den Carmichael Tagebau festhält, den der indische Adani-Konzern in Australien erschließen will.

Aus diversen Städten organisieren die FFF-Ortsgruppen die Anreise in Bussen. Vor Ort bereitet sich neben den Schülern auch ein “antikapitalistisches Klimatreffen“ auf Proteste gegen die dortige am 5. Februar vor.