Dumme Gute, gute Böse

Bad Banks, 2. Staffel. Bild: ZDF/Fabrizio Maltese

Mentale Arbeitsteilung zwischen Schwarz und Grün: Die zweite Staffel von Bad Banks verbindet Klischees und Wahrheit und übertrifft die erste als großartige Zeitgeist-Reflexion

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Du solltest endlich lernen, kein Nein zu akzeptieren.
Bad Banks 2, Folge 1

Es ist kein Rückblick diesmal, als der die zweite Staffel von Bad Banks erzählt wird. Deren Beginn setzt vielmehr etwa ein gutes halbes Jahr nach der im ersten Teil eskalierenden Krise der "Deutsche Global Invest Bank" ein.

"Lets face it: Investmentbanking ist tot", sagen die Verkäufer an der Schreubtisch-Front. Ihre Chefs, die Manager, sitzen weiterhin auf ihren Pöstchen, nur der niederländische Investment-Chef Gabriel Finger hat das Rad überspannt und sitzt stellvertretend für die Fehler aller in Untersuchungshaft. Aber dort wird auch er nicht lange bleiben. Neu im Spiel ist der ehrgeizige Berliner Finanzminister Alexander Schunk, der sich der Wirtschaft zu bedienen versucht, um die eigene Karriere voranzutreiben - ein Reißbrett-Technokrat.

"Bad Banks" gibt vielleicht nicht eine Vorstellung, aber doch zumindest eine vage Ahnung über global Finanzgeschäfte, über den Menschentypus, der sie vorantreibt, geschickt werden Klischees und Wahrheit verbunden. Die Serie ist besonders gut darin, die Sprache der Finanzwelt zu entfalten: Der "Inkubator" soll "the future of banking" verkörpern, man dealt mit "Short Positions", sucht für Investitionen nach einem "Robo Advisor" oder einem "Coder".

Gehandelt wird nicht mehr mit klassischen Spekulationsobjekten, sondern mit "Fintechs", kleine neue Finanzdienstleister, die riesige Apparate der alten Geldhäuser durch schlaue Algorithmen ersetzen. Einige von ihnen kommen sogar wertkonservativ daher.

Wettlauf auf allen Ebenen: Die ökonomische Wolfsgesellschaft

Die zweite Staffel braucht in der ersten Folge ein wenig, um ins Laufen zu kommen. Ist das aber einmal geschehen, hat Drehbuchautor Oliver Kienle gemeinsam mit Regisseur Christian Zübert, der Christian Schwochow in der zweiten Staffel ersetzt hat, eine Situation etabliert, in der ein Wettlauf auf allen Ebenen stattfindet und die ökonomische Wolfsgesellschaft noch weiter auf die Spitze getrieben ist. Gab es zuvor zumindest Bündnisse auf Zeit und aus taktischen Gründen, kämpft nun jeder offen gegen jeden, und misstraut allen anderen.

Die tückische Finanzchefin Christelle LeBlanc fürchtet zu Recht um ihren Job und versucht im Gegenzug alle anderen zu manipulieren; ihr Chef, Altbanker Quirin Sydow versucht, seinen Vorstandsvorsitzenden abzuschießen und besticht weiterhin den Leiter der Finanzaufsicht, mittendrin die Heldin Jana Liekam und "ihr" Team Adam und Thao. Sehr früh bekommt Jana den Tip, dass Christelle heimlich gegen ihr eigenen Kunden spekuliert.

Bad Banks, 2. Staffel. Bild: ZDF/Fabrizio Maltese

Es ist ein permanenter Kriegszustand, die Waffen aber sind verunsichernde Blicke und das Mobiltelefon, das man entweder zum Spionagetool ummanipuliert, oder mit dem im richtigen Moment der Anruf bei der Finanzaufsicht und der Compliance des eigenen Unternehmens getätigt wird.

Es ist erstaunlich für so ein unmoralisches Milieu und eine Serie, die so offen mit der Gewissenlosigkeit ihrer Protagonisten spielt, welche Rolle die Moral in bestimmten Situationen einnimmt. Auch das ist Zeitgeist pur: Wo das ökonomische Controlling ausgereizt ist, setzt das Controlling des Gewissens und der guten Absichten ein. Das idealistische Reden, die zur Schau getragenen guten Absichten, und die Rechtsvorschriften, die das Einhalten von Mindeststandards erzwingen sollen, sind nichts als die neueste Waffe im Kampf der Bösen gegen die noch Böseren.

Dazu gehören auch modische Ökothemen wie Klima und Nachhaltigkeit. Die Story der zweiten Staffel dreht sich nämlich zunächst um ein gerade gehyptes Start Up, dass die Nachhaltigkeit zum Alleinstellungsmerkmal und zur moralischen Investitionsalternative erklärt: "Green Wallet". Von Anfang an lässt Jana dabei keine Zweifel an ihrer eigentlichen Haltung: "Nachhaltigkeit ist 'nen Spitzenaushängeschild". Sie will in "Green Wallet" nur investieren, um die Vergehen von Christelle aufzudecken, weil sie zugleich von dieser erpresst wird.

Stellen wir uns vor es gibt Geld und keiner geht hin

Alle haben noch aus der ersten Staffel ihre Leichen im Keller. Außer den Ökoinvestoren mit dem guten Gewissen. Doch von Anfang an lässt "Bad Banks" kaum Zweifel daran, dass die grünen Finanzhaie, die im Berliner "Inkubator" ihre Anlegerangebote ausbrüten, nur anders und eher noch schlimmer sind als die neoliberalen Zyniker der "Global Invest". Denn auch bei Öko-Banken geht es letztlich um Profit. Zum Geld hinzu kommt nur noch der emotionale Gewinn.

Nicht nur, dass es einer der wenigen richtig komödiantischen Momente ist, wenn beide Seiten in einem Klischee-Berliner Loft, das direkt den 1990er-Jahren entstiegen ist, aufeinandertreffen, sich nichts zu sagen haben, und Adam anschließend über "diese behinderten Bio-Latten" lästert, "schön einen auf Öko machen und sich dann von den Idioten finanzieren lassen. Is klar".

Bad Banks, 2. Staffel. Bild: ZDF/Fabrizio Maltese

Ein bisschen wie Steve Jobs verkauft der grüne Investitionshändler seine Waren:

Stellen wir uns vor alle Menschen der Welt werden von heute auf morgen entscheiden, ihr Geld nicht mehr in die üblichen Verdächtigen zu stecken, in die großen Konzerne die das soziale Netz und das Pflegesystem in Deutschland zerstören, die die Immobilien aufkaufen, was dazu führt, dass normale Menschen sich keine Wohnung mehr leisten können. In eine Industrie, die von extremem Wachstum lebt und dadurch unseren Planeten zerstört. Was wäre wenn alle Menschen ihr Geld nur noch in nachhaltige Ideen investieren würden?
Dann hätten wir nicht nur die Probleme unserer Umwelt und unsere Gesellschaft gelöst nein wir wären damit auch noch ein wesentliches Stück reicher das schönste dabei ist dass die Zeit in der dieser Satz naiver Unsinn war endlich vorbei ist.

Auch weil "Bad Banks 2" sich darin gefällt, die unglaubliche Arroganz der Öko-Fonds-Manager zu betonen, zum Teil auch ihre Verlogenheit zu zeigen, und die Behauptung, Profit und Nachhaltigkeit würden sich unter derzeitigen Strukturbedingungen nicht widersprechen, zu widerlegen. Unter der coolen Rasta-Frisur ist die Ökobankerin auch nur eine harte Yuppie-Lady, die sinistre Pläne brütet und sich bei erster Gelegenheit abwerben lässt.

Zugleich entpuppen sich alle wahren Idealisten in dieser Serie früher oder später als entweder manisch-depressive psychisch Kranke oder massiv medikamentenabhängig oder als korrupt. Und finanzieren können Öko-Fonds nur reiche Erben - ein desaströses Bild, bei dem sogar die härteste Kapitalistin Mitleid bekommt. Überhaupt der Gefühle: Sentimentalität gibt es hier immer nur an der falschen Stelle.

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