Antisemitismus, Terrorismus und weitere leicht gefährliche Themen

Am 30. März ist der Philosoph Georg Meggle Gast im Telepolis Salon

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Philosophie gilt gemeinhin als abgehobener Diskurs, der sich mit den letzten Fragen beschäftigt. Auch die moderne Analytische Philosophie, die mit der linguistischen Wende einhergeht und deren prominenter Vertreter Georg Meggle ist, kehrte anfangs zwar der traditionellen Metaphysik den Rücken und versuchte, wissenschaftlicher aufzutreten, indem sie sich auf Logik, Wissenschaftstheorie und auf die möglichst genaue sprachliche und begriffliche Analyse von Themen beschränkte. Wenn es um ethische Fragen geht, beschränkten sich viele Vertreter der Analytischen Philosophie ebenfalls auf die Klärung von Begriffen und von moralischen Urteilen.

Ganz anders Georg Meggle, der versucht, mit den sprachlichen und logischen Werkzeugen der Analytischen Philosophie aktuelle ethische und politische Themen einer praktischen Ethik aufzunehmen und zu klären, um den gesellschaftlichen und politischen Diskurs zu verändern oder auf ihn einzuwirken. Dabei scheut er auch nicht davor zurück, umstrittene Themen und Tabus in den philosophischen Diskurs zu heben. So hatte er 1989 den wegen seiner Überlegungen zur Euthanasie von schwer behinderten Kindern umstrittenen australischen Ethiker Peter Singer zu einem Vortrag nach Saarbrücken eingeladen (Schwierigkeiten der Medien mit der Philosophie) und 2003 den ebenso umstrittenen Philosophen Ted Honderich nach Leipzig. Dieser hatte in seinem Buch "Nach dem Terrorismus" versucht, den palästinensischen Terrorismus gegen Israel zu rechtfertigen (Ted, glaubst du wirklich …). Beide Veranstaltungen führten zu heftigen Protesten.

Seit vielen Jahren beschäftigt sich Georg Meggle mit Überlegungen zu schwierigen Themen nicht nur des gerechten Kriegs, sondern etwa auch des gerechten Terrorismus, überdies konkret mit Kriegsdrohungen gegenüber dem Iran (Bomben auf den Iran?) oder dem Krieg im Jemen, geopolitischen Fragen (Soll die Türkei in die EU?) und immer wieder mit dem Nahostkonflikt sowie mit der Haltung zum Staat Israel. Dabei geht es ihm weiterhin um begriffliche Klärungen wie: Was ist Terrorismus? Was ist Antisemitismus? Genau wann bin ich Antisemit? Es geht also um Ethik und Politik in der Philosophie, man könnte auch sagen, um die Grundlagen einer philosophischen Politik.

Wir wollen mit Georg Meggle, Gründungs- und jetzt Ehrenpräsident der Gesellschaft für Analytische Philosophie (GAP), der nach seiner Emeritierung u.a. an der Al Azhar Universität in Kairo und der Universität Salzburg lehrt, über sein Verständnis der Philosophie, den Wert der Analytischen Philosophie im Besonderen und darüber sprechen, welche Erkenntnisse und praktische Folgen sich aus Analysen von Begriffen wie Terrorismus und Antisemitismus ziehen lassen, also welchen Sinn "philosophische Interventionen" haben.

Prof. Dr. Georg Meggle ist am 30. März 2020 Gast im Telepolis Salon auf der Alten Utting in München. Beginn der Veranstaltung ist 20 Uhr. Eintritt: 5 Euro.

Alte Utting/Hecksalon Lagerhausstraße 15 81371 München Anfahrt: U-Bahn: U3/U6 Poccistraße oder Implerstraße Bus: 132 / 62 Lagerhausstraße

Viele Texte von Georg Meggle sind auf Telepolis veröffentlicht worden, einige wurden in dem Ebook "Über Medien, Krieg und Terror. Politische Reflexionen" zusammengefasst. Kürzlich hat Meggle zusammen mit Norman Paech (Hamburg) und Rolf Verleger (Lübeck) eine konkrete philosophische Intervention gegen die Entschließung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) initiiert, wonach die im obigen Artikel erwähnte IHRK-Arbeitsdefinition als verbindliche Diskursgrundlage an allen 268 deutschen Hochschulen fungieren soll. Die drei Professoren bitten um Unterstützung der von ihnen gemeinsam formulierten Petition EINSPRUCH, die auf eine Revision dieser HRK-Entschließung abzielt - aber dies nicht nur deshalb, weil die von dieser Entschließung so gepriesene Arbeitsdefinition nichts taugt, sondern weil es einfach nicht zu den Aufgaben der HRK gehört, allen Hochschulen vorzuschreiben, wie diese zu reden und damit auch zu denken haben (Sprachregelung für unsere Unis? - Einspruch!.