Der Smart Meter Roll Out kann beginnen

Einbau eines zertifizierten Smart Meter Gateway im Zählerlabor der Netze BW, Karlsruhe. Bild: Franziska Fahrbach / CC-BY-SA-4.0

Bislang fehlte das dritte vom BSI zertifizierte Smart Meter Gateway. Nun liegt sie ebenso vor wie die noch benötigte Markterklärung

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Kurz vor Weihnachten 2019 ging die Zertifizierung des dritten Smart Meter Gateways in den Nachrichten schier unter.

Auch von der darauf folgenden aktualisierten Marktanalyse vom 31. Januar 2020 und der Veröffentlichung des Verwaltungsakts zur Feststellung der technischen Möglichkeit zum Einbau intelligenter Messsysteme war in der Öffentlichkeit kaum etwas zu bemerken, dabei sind beide die Voraussetzung für den staatlich verordneten Roll Out mit welchem die alten, nicht mehr produzierten Ferraris-Zähler sukzessive durch sogenannte Smart Meter ersetzt werden sollen, die aus der Ferne ausgelesen werden können.

Der Aufwand, der getrieben wurde, um die Sicherheit der Gateways zu gewährleisten, ist dabei beachtlich und nicht jeder Anbieter hat ein nachhaltiges Transportsystem entwickelt, bei welchem die Transporteinheit mehrfach nutzbar ist. Zumindest teilweise kommen Einweg-Kunststofffolien zum Einsatz, die nicht erneut genutzt werden können. Nachhaltigkeit war jedoch offensichtlich kein Kriterium bei der Zertifizierung der Gateways und ihrer Transportsysteme zwischen dem Lager des Anbieters und dem Einbau beim Kunden.

Die erste Generation der Gateways bietet nur Grundfunktionen

Fest implementiert sind bei den Gateways der ersten Generation die Messfunktionen. Im Zusammenhang mit den Anforderungen, die für den Aufbau eines Smart Grids benötigt werden und Speicher oder steuerbare Verbrauchsanlagen, sogenannte Controllable Local Systems (CLS) umfassen, haben die Gateway-Hersteller inzwischen entsprechende Funktionen in ihr erstes Softwareupdate implementiert und hierfür bereits ein Re-Zertifizierungsverfahren beim BSI angestoßen. Was daneben jedoch noch fehlt ist die Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen. Hier sind bislang nicht alle derzeit gültigen Vorschriften miteinander kompatibel. Bis sich das System eingespielt hat, dürfte noch einige Zeit ins Land ziehen.

Ein Vorteil für den normalen Strom-Kunden ist bislang noch nicht so deutlich erkennbar und für den Netzbetreiber genügen bei diesen Kunden zumeist die Daten vom jeweiligen Ortsnetztrafo. Nur im Falle von einspeisenden PV-Anlagen sieht die Situation anders aus. Aber da gibt es bislang noch Kommunikationsprobleme zwischen den einzelnen Komponenten.

Von den Geräteanbietern wird erklärt, dass man zusätzliche Funktionen nach der Zertifizierung als Upgrade anbieten will. Nach Aussage des BSI werden derartige Firmware-Updates der Hersteller dann immer durch das BSI überprüft.

Nach Abschluss eines Re-Zertifizierungsverfahrens, wie es bei größeren Änderungen des jeweiligen Produktes benötigt wird oder eines sogenannten Maintenance-Verfahrens, das bei kleinen Änderung zur Anwendung kommt, würden die bereits ins Feld gebrachten Smart-Meter-Gateways über den sicheren Firmware-Update-Prozess das zertifizierte Update erhalten.

Der sichere Firmware-Update-Prozess sei ein fester Bestandteil der CC-Zertifizierung und soll dann vom Gateway-Administrator aus der Ferne durchgeführt werden können. Somit wachse der Funktionsumfang der Geräte beständig in einem kontinuierlichen Weiterentwicklungsprozess und unterliege gleichzeitig einem ständig hohen IT-Sicherheitsniveau. Mit welchem Zeithorizont dabei gerechnet werden muss, ist nicht bekannt.

Verbraucher mit über 6.000 kWh Stromverbrauch

Im ersten Durchgang sollen Verbraucher, die mehr als 6.000 Kilowattstunden pro Jahr verbrauchen, ab sofort mit Smartmetern ausgestattet werden, die zwar vielfach als intelligente Stromzähler bezeichnet werden, deren Intelligenz jedoch bislang eher überschaubar ist. Kaum ein Verbraucher wird den Betrieb seiner Waschmaschine aufschieben, wenn er dadurch 50 Cent sparen kann. Bei den privaten Tarifkunden dürften letztlich die Nutzer von E-Mobilen zur wichtigsten Kundengruppe zählen.

Die Gateways können können jedoch bislang nicht mit den marktüblichen Wallboxen zum Aufladen von E-Mobilen kommunizieren. Somit ist eine Steuerung der Ladefunktion in Abhängigkeit der Netzauslastung noch nicht möglich und die Ladung der Fahrzeugbatterie muss gewissermaßen im Blindflug erfolgen. Der Einsatz von zusätzlichen mit dem Gateway zu verknüpfenden Steuereinheiten ist zwar theoretisch möglich, doch müssen vor einem Einsatz noch technische und rechtliche Aspekte weiterentwickelt werden.

Bis wann dies erfolgt sein könnte, ist derzeit noch offen und wenn man die Geschichte der Gatewayzertifizierung über die letzten Jahre verfolgt, sollte man einige Geduld mitbringen. Zumindest kann der gesetzlich vorgeschriebene Roll Out der Smartmeter jetzt beginnen. Weitere Hersteller befinden sich nach Aussage des BSI derzeit noch im Zertifizierungsverfahren.

* Disclaimer: Christoph Jehle ist Gründungsmitglied der Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg.