Für Putin ist Ehe "eine Vereinigung von Mann und Frau"

Wladimir Putin beim Treffen der Arbeitsgruppe zur Verfassungsreform am Donnerstag. Bild: Kreml/CC BY-SA-4.0

Die Gender- und Familienpolitik in der geplanten Verfassungsreform, Trumps Konservatismus unterscheidet sich von dem Putins - ein wenig

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wladimir Putin ist ein Vorbild vieler Rechter in Europa, die angeblich die christlich-abendländischen Werte gegen die Muslime, aber auch gegen die grün- und linksliberale, globalistisch ausgerichtete Schicht verteidigen wollen. Auch in den USA führt Donald Trump die Rechtsnationalen an, die an alten Werten und Vorstellungen festhalten wollen. Dazu passt, dass Trump zuletzt die Evangelikalen und ihre Anti-Abtreibungskampagne unterstützt (Trump nimmt als erster Präsident am March of Life gegen Abtreibung teil) oder anordnen will, dass neue Regierungsgebäude durch einen antimodernen Architekturstil in neoklassischem Stil gebaut werden sollen, um Amerika wieder schön zu machen?

Man darf vermuten, dass sich Trump und Putin schätzen und beide mit sehr unterschiedlichen Mitteln die Macht ihrer Länder mit der eigenen vergrößern wollen. Sie verbindet auch, dass sie sich als Machos darstellen (müssen). Lange schon zeigt sich Putin als Single, 2013 trennten sich er und seine Frau Ljudmila, Trump hingegen als Herr im Haus, der seine Familie protegiert und andächtig von seiner Frau, einem früheren Model, bewundert wird, die keinen eigenen Willen demonstriert als den, einem männlichen Schönheitsideal in Kleidung, Frisur und Körperzurichtung zu folgen. Der reiche Alte mit der jungen Frau, die Geld und Macht sexy findet. Sie behauptet zwar, keine Schönheitschirurgie angewandt zu haben, aber es gibt berechtigte Zweifel an ihrem angeblich natürlichen Körper.

Demonstration des Mann-Frau-Verhältnisses. Bild: Weißes Haus

Trumps Geschmack ist, was Design und Architektur betrifft, rückwärtsgewandt, protzig und monumental. Konservative und Rechte zeichnet auch aus, wie sie zu Geschlechterfragen stehen, also zum Rollenverhältnis von Mann und Frau - da ist Trump schlicht - und zu LGBT, insbesondere was die "Homo-Ehe" angeht.

Trump hat vor seinem Wahlsieg zwar die Konservativen umworben und sich auch gegen die Homo-Ehe ausgesprochen, aber das war vermutlich taktisch, als Präsident schien ihm das egal geworden zu sein, auch wenn er stets konservative, gegen Schwulenrechte agierende Richter auch in den Supreme Court schickte und Transgender vom Militär ausschloss.

Letztes Jahr sagte er über den bekennenden homosexuellen demokratischen Präsidentschaftskandidaten Pete Buttigieg, seine Homo-Ehe sei großartig, auch wenn manche Menschen damit Probleme hätten. Trump schickte auch den schwulen Richard Grenell als Botschafter nach Berlin. Man darf annehmen, die Frage ist ihm egal, er agiert nach politischem Nutzen.

"Wir werden kein 'Elternteil Nummer eins' haben"

Man kann auch davon ausgehen, dass Wladimir Putin persönlich, der sich im Unterschied zu Trump, der dies wegen seines Körpers nicht kann, gerne mal als sportlicher und muskulöser Macho-Mann präsentiert, die Homo-Ehe ziemlich egal sein wird. Da Russland mit der orthodoxen Kirche aber, was die Geschlechterrollen und -beziehungen angeht, deutlich konservativer ist und im Konflikt mit dem "liberalen Westen" steht, setzt er zum Machterhalt auf ein enges Verhältnis zur orthodoxen Kirche und deren Geschlechterverständnis, anstatt die Modernisierung voranzutreiben, wie er dies in Technik, Wirtschaft und Militär durchaus versucht.

Das ist die Politik, wie man sie von Konservativen auch hierzulande etwa mit dem Slogan "Laptop und Lederhose" kennt - auch wenn der Laptop vermutlich die Lebensverhältnisse mehr verändert als eine liberalere Haltung zu Geschlechterfragen. Für Putin ist dies auch die Möglichkeit, die rechte Opposition in Europa zu binden, die wie die AfD auch ohne kirchlichen Bezug eine ähnlich konservative oder reaktionäre Geschlechterpolitik verfolgt.

Jetzt erklärte Putin indirekt auf einer Sitzung der Arbeitsgruppe zur Verfassungsreform, dass in Russland die Homo-Ehe nicht eingeführt werde, so lange er lebt. Hintergrund ist die von ihm angestrebte Verfassungsreform, mit der er, wie viele sagen, seinen Einfluss auch über das Ende seiner Präsidentschaft hinaus sichern will. Über die Verfassungsreform sollen die Bürgern abstimmen. Um sie schmackhafter zu machen, können auch Vorschläge für weitere Zusätze gemacht werden. Nach dem Kreml wurden bereits weit über 500 Vorschläge eingereicht. Diskutiert wird neben sozialen Themen u.a. auch der Schutz der russischen Kultur als die "DNA der Nation", Putin hebt hervor, für ein "multinationales russisches Volk".

Und dann geht es eben auch um die Familie, die Unterstützung und der Schutz der Familie und der traditionellen Familienwerte sei, so wird von einem Vertreter der Arbeitsgruppe zur Verfassungsreform gesagt, ein Schlüsselthema. So werde gefordert, dass in der Verfassung eine Familie als Vereinigung von Mann und Frau festgelegt wird.

Die einfachen Begriffe wie "Mama" und "Papa" dürften nicht, wie in manchen Ländern, durch "Eltern Nummer 1" und "Eltern Nummer 2" ersetzt werden. Putin stimme dem "grundsätzlich" zu. Er plädierte aber für genauere Definitionen, zwar sei eine Ehe für ihn "eine Vereinigung von Mann und Frau", das treffe aber auf eine Familie nicht zu, wenn sie unvollständig ist. Und: "Solange ich Präsident bin, werden wir kein 'Elternteil Nummer eins' haben, es wird einen Vater und eine Mutter geben."