Defender 2020: Norddeutschland mittendrin statt nur dabei

Symbolbild: Tobias Nordhausen/CC BY 2.0

Kriegsgerät wird via Bremerhaven verschoben und Tausende Soldaten landen auf dem "Hamburg Airport Helmut Schmidt"

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Im Frühjahr findet mit "Defender 2020" (Großmanöver Defender 2020: Deutschland im Auge des Sturms) die größte Truppenübung der NATO seit 25 Jahren statt. Dazu werden ganze Heere und Batterien von Kriegsgerät größtenteils von den USA aus an die russische Grenze verlegt.

Das Kriegsgerät landet zu einem beträchtlichen Teil in Bremerhaven und ein großer Teil der beteiligten US-Soldaten auf dem Hamburger Flughafen. Nicht nur norddeutsche See- und Flughäfen, sondern auch Autobahnen und Schienen werden in das militärische Gesehen eingebunden. Insgesamt sind die "Bremischen Häfen", in der die Häfen in Bremen und Bremerhaven gebündelt sind, nach Hamburg der zweitgrößte Hafenverbund Deutschlands und nach Rotterdam, Antwerpen und Hamburg der drittgrößte Europas. Bei den "Bremischen Häfen" handelt es sich ausschließlich um solche der zivilen Schifffahrt.

Das ändert sich aktuell, denn u.a. am 21. Februar 2020 landete in Bremerhaven Kriegsmaterial für das Nato-Frühjahrsmanöver an. Dieses muss von Bremen aus an die russische Grenze verlegt werden. Das bedeutet Transportkolonnen auf den Autobahnen, vermutlich vorwiegend nachts, und Schienentransporte quer durchs Land. Insgesamt sollen 37.000 Soldatinnen und Soldaten an diesem gigantischen Kriegsspiel beteiligt werden, 7.000 davon sollen laut NDR auf dem "Hamburg Airport Helmut Schmidt" landen. Am 21. Februar 2020 landete bereits die dritte Maschine, eine Boeing 747, mit etwa 300 Soldaten an Bord.

Der Hamburger Flughafen ist der älteste und fünftgrößte Deutschlands, die Basis von Eurowings und Condor. 2018 wurde er von mehr als 17 Millionen Menschen genutzt. Das bedeutet rein statistisch, dass ihn knapp 50.000 Menschen pro Tag durchlaufen. Die 300 Angehörigen des US-Militärs landeten nicht nur still und leise, sondern sie wurden von US-Generalkonsul Darion Akins sowie Vertretern von Senat und Bundeswehr begrüßt. Großer Bahnhof für eine Militäreinheit - auf einem zivilen Flughafen.

Test für militärische Brauchbarkeit Deutschlands

In einer Verlautbarung der Bundeswehr ist zudem von Binnenschiffen beladen mit Panzern im Ruhrgebiet die Rede. Das bedeutet im Klartext: Im Rahmen von "Defender 2020" werden die zivile See- und Luftfahrt in Norddeutschland und die Binnenschifffahrt, vermutlich in West- und Ost, in militärische Manöver eingebunden.

Es scheint, als sei das nicht nur eine große militärische Kriegsübung der NATO, sondern auch ein Test, wie brauchbar Deutschland, deutsche Häfen und Flughäfen, die Schienen, Straßen und Flüsse für militärische Zwecke sind. Mehr oder weniger wird offenbar die obere Hälfte des Landes zu einem riesigen Testareal.

Die Friedensbewegung und die Fraktionen der Linkspartei in der Bremischen und Hamburgischen Bürgerschaft protestierten gegen das Manöver. "Die Bundesrepublik wie auch Hamburg dienen als Drehscheibe", erklärt Martin Dolzer, friedenspolitischer Sprecher der Fraktion der Partei Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft in einer Pressemitteilung. "Dieses Manöver ist das falsche Signal, ein unnötiges Drehen an der Eskalationsspirale. Wir stehen an der Seite der Friedensbewegung und lehnen das Großmanöver ab."

Seine Bremer Kollegin Maja Tegeler ergänzt in einer Mitteilung der dortigen Linksfraktion: "Mit dieser massiven Truppenverlegung wird ein völlig falsches Signal ausgesendet. Anstatt auf zivile Konfliktlösungen zu bauen und eine aktive Friedenspolitik zu betreiben, lassen die USA und NATO mal wieder die Muskeln spielen. Durch dieses Manöver werden zig Millionen Euro verbrannt, Umweltschäden produziert und die Zivilbevölkerung gestört."