Corona-Krisenmodus: OPEC-Staaten wollen massive Förderkürzung

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Geplant ist, die Förderung täglich um 1,5 Millionen Barrel zu senken, aber das hängt noch von der Zustimmung Russlands ab

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Heute setzen die OPEC-Staaten ihr Treffen in Wien fort. Verhandelt wird über eine neue Öl-Förderkürzung, um den Preisverfall zu stoppen. Saudi Arabien will als OPEC-Führungsmacht die Tagesförderung nun sogar um bis zu 1,5 Millionen Barrel verringern, also noch deutlich stärker, als ohnehin erwartet worden war, da mit einem massiven Einbruch der Nachfrage gerechnet wird.

Diese Kürzung entspräche insgesamt rund 1,5% der weltweiten Ölproduktion. Die Nachfrage ist wegen den Auswirkungen des Coronavirus in China ohnehin schon deutlich eingebrochen. Da sich das Virus munter weiter ausbreitet, wird allgemein mit einer deutlichen Abschwächung des Wachstums der Weltwirtschaft gerechnet. Damit würde die Öl-Nachfrage weiter sinken.

Bisher ist man an den Börsen allerdings eher skeptisch. Der Ölpreis gibt auch am Donnerstag wieder nach. Der Referenzpreis für ein Barrel (etwa 159 Liter) der Nordseesorte Brent hält sich knapp über der Marke von 50 US-Dollar, während die US-Sorte WTI für gut 46 Dollar gehandelt wird. Während es in den USA an der Wallstreet am Mittwoch noch mit 4,5% steil bergauf ging, ging es am Donnerstag wieder deutlich in den Keller.

Der deutsche Leitindex Dax in Frankfurt ging um 1,5% in die Knie und an anderen europäischen Börsen sieht es - wie in Spanien - noch deutlich finsterer aus. Der IBEX verlor 2,5%. In den USA wurde gestern zunächst die Leitzinssenkung der Notenbank abgefeiert.

Russland gegen Drosselung

Ob es überhaupt zu einer hohen Förderkürzung kommt, hängt von Russland ab. Das Land gehört zum erweiterten Verbund "OPEC+". In Moskau scheint man von einer weiteren Förderkürzung aber nicht begeistert zu sein, denn das Land soll allein seine Förderung um 500.000 Barrel kürzen.

Aus Russland wird signalisiert, dass man derzeit nur zur Verlängerung der mit der OPEC vereinbarten Förderbegrenzung von 2,1 Millionen Barrel pro Tag bereit ist, allerdings nicht zu einer weiteren und noch deutlich stärkeren Drosselung.

Die Differenzen sind groß. Gerne würde die OPEC-verhindern, dass der Ölpreis auf diesem niedrigen Niveau bleibt. Staaten wie Saudi-Arabien hängen fast ausschließlich am Öl als Einnahmequelle und brauchen einen Preis von 60 bis 70 Dollar pro Barrel, damit das Defizit nicht explodiert. Doch Telepolis hatte immer wieder berichtet, dass die Bedeutung der OPEC immer geringer wird.

Die Fracking-Industrie in Nordamerika

Von den Kürzungen der Produktion profitiert vor allem die Fracking-Industrie in Nordamerika. An diese verlieren die OPEC-Staaten immer neue Marktanteile. Allein in den USA wurden die Förderkürzungen der OPEC stets ausgeglichen, weshalb trotz der Kürzung von 2,1 Millionen weiter ein Überangebot besteht. In den USA werden immer neue Förderrekorde erreicht.

Zuletzt waren es Ende Februar sogar schon 13,1 Millionen Barrel, also noch einmal eine Steigerung um 100.000 Barrel. Die Förderung wurde seit dem Tiefstand vom Sommer 2016 dort schon um mehr als 50% gesteigert.

Gerechnet wird mit weiteren Notmaßnahmen von Notenbanken nach der Leitzinssenkung der US-Notenbank und nach den Notmaßnahmen in Italien. An anderen Orten werden schon Pakete geschnürt.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) will 50 Milliarden US-Dollar (44,9 Milliarden Euro) für Notkredite zur Verfügung stellen, angeblich um ärmeren Staaten und Schwellenländern zu helfen. 10 Milliarden Dollar davon seien für die ärmsten Länder reserviert und würden zinsfrei vergeben, teilte der IWF mit. Bekannt ist, dass der IWF oftmals dafür verantwortlich ist, dass Gesundheitssysteme ausgeblutet werden.

Die relativ teuren Zinsen führen zudem oft in die Schuldenfalle, weshalb Staaten wie Portugal sich möglichst schnell von diesen Hilfen verabschiedet haben. Die Weltbank hatte schon am Dienstag erklärt, Kredite und Hilfsgelder in Höhe von insgesamt 12 Milliarden US-Dollar zur Verfügung stellen zu wollen. Damit könnten unter anderem Gesundheitssysteme ausgebaut werden, erklärte die Weltbank.