Coronavirus sorgt für immer heftigere Crashs an den Börsen

Bild: Pixabay License

Die Wall Street musste erneut wegen eines Kurssturzes den Handel aussetzen, wo die Kurse aus guten Gründen besonders kräftig abstürzen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Schon zu Beginn des Handels an der Wall Street stürzten die Kurse an diesem zweiten "Schwarzen Montag" in Folge massiv ab. Deshalb wurde zu Beginn der Aktienhandel für 15 Minuten ausgesetzt. Das geschah nun schon zum dritten Mal in nur sechs Handelstagen.

Der Leitindex Dow Jones brach in New York so stark wie seit dem Schwarzen Montag am 19. Oktober 1987 nicht mehr ein, als der stärkste Kurseinbruch seit dem zweiten Weltkrieg verzeichnet worden war. Weder nach den Anschlägen 2001 auf das World Trade Center noch in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 gingen die Kurse so stark in die Knie.

Das zeigt eigentlich schon an, dass sich die Parallelen zur letzten großen Krise längst überdeutlich aufdrängen. Dafür spricht auch der fallende Ölpreis. Der Referenzpreis für ein Barrel (etwa 159 Liter) der Nordseesorte Brent hielt sich heute zeitweise nur noch knapp über der Marke von 30 US-Dollar, während die US-Sorte WTI sogar schon deutlich unter die Marke fiel. Vor gut einer Woche schwankte er noch um die Marke von 50 Dollar.

Deutlich wird, dass nicht einmal mehr die massiven Interventionen der Notenbanken für Beruhigung sorgen können. Trotz der Ankündigung der Europäischen Zentralbank, die umstrittenen Anleihekäufe auszuweiten, kam es vergangene Woche zu einem Schwarzen Donnerstag. Auch neue, noch massivere Geldspritzen, beruhigen die Geld Junkies nicht, die Börsen befinden sich längst im Crash-Modus, der Ausverkauf läuft.

Weltweit steht die Wall Street in New York besonders heftig im Minus. Die Kurse sind im Lauf des Handels zum Teil zweistellig um gut 12% abgestürzt. Derzeit sind es noch etwa -8%, während der deutsche Leitindex Dax zeitweise auch heftig einknickte, der derzeit noch um etwa 5% in die Knie geht. Er ist nun sogar deutlich unter die Marke von 9000 Punkten auf ein Vierjahrestief gesunken.

Kurseinbrüche mit historischen Dimensionen

Die Kurseinbrüche haben historische Dimensionen: Einbruch um 35% seit Jahresbeginn, minus 20% in der vergangenen Handelswoche. Es dürfte sogar die überraschende und zudem sehr kräftige Leitzinssenkung der US-Notenbank (FED) gewesen sein, die die Geld Junkies diesmal nicht beruhigt, sondern sie erst richtig in die Panik getrieben hat. Denn in nur zwei Wochen hat die FED die Leitzinsen zum zweiten Mal gesenkt.

Am Wochenende wurde er nun sogar um einen ganzen Prozentpunkt auf einen Korridor von 0 bis 0,25 Prozent heruntergeprügelt. Zudem soll die US-Wirtschaft über ein Anleihekaufprogramm um 700 Milliarden Dollar ankurbeln und den Banken vorübergehend Notfallkredite gewähren. Auch hier zeigen sich Parallelen zur Finanzkrise 2008, als die FED ebenfalls auf Nullzinsniveau ging und die Notenpresse anwarf.

Zwar jubiliert Präsident Trump über den FED-Kurs, aber der Präsident hat, wie viele andere Vorgänge, auch diesen nicht verstanden. Er glaubt, dass mit niedrigen Zinsen die US-Wirtschaft "wie eine Rakete" abgeht. Faktisch könnte er nun heilfroh sein, wenn die USA nun nicht in eine tiefe Rezession abschmieren, was allerdings unwahrscheinlich ist und an den Börsen nun eingepreist wird. Denn, weil die droht, hat die FED nun massiv in den Krisenmodus umgeschaltet.

Der erwartete Schwarze Schwan

Langsam setzt sich auch in der Notenbank offenbar die Meinung durch, dass das Coronavirus der Schwarze Schwan sein dürfte, der als Katalysator auf ohnehin vorliegende weltwirtschaftliche Probleme wirkt, wozu auch der unsinnige Handelskrieg gehört, den Trump vom Zaun gebrochen hat. Dass das Virus das Zeug dazu haben würde, die Weltwirtschaft schwer zu schädigen, war eigentlich schon vor Wochen absehbar.

Anfang März hatte auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zwei Szenarien entwickelt. Doch zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung war bereits absehbar, dass das erwartete positive Szenario praktisch schon Geschichte war.

Es musste längst das zweite und negative Szenario angelegt werden, wonach von einer Halbierung des Wachstums der Weltwirtschaft auszugehen ist, weil eine "breitere Ansteckungswelle" über China hinaus längst zu beobachten war. Inzwischen darf man vermuten, dass das negative Szenario eher noch schlimmer ausfallen könnte.

Angesichts der Tatsache, dass nach Italien auch in der viertgrößten Wirtschaft im Euroraum, in Spanien, das Virus völlig außer Kontrolle geraten konnte, ist aus dem Urlaubsland mit einer größeren Ausbreitung auf ganz Europa zu rechnen. Spanien hat nichts aus den Fehlern in Italien gelernt.

Madrid wiederholt sie oder geht sogar noch schlechter vor. Hatte sich Italien bald zur Abriegelung der Lombardei durchgerungen, ist bis heute der zentrale Ansteckungs- und Verbreitungsherd Madrid nicht abgesperrt, wo die Hälfte aller Ansteckungen und die überwiegende Mehrheit der Virustoten verzeichnet werden. Und die Ansteckungskurve in Spanien ist steil. Nur in Italien gibt es derzeit noch mehr Ansteckungen als in Spanien.

Der nun in Spanien ausgerufene "Alarmzustand" bleibt ein Witz, wenn sich am frühen Morgen wie heute die Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln drängeln, weil sie im zusammengestrichenen öffentlichen Nahverkehr zur Arbeit fahren müssen. Und es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sich das Virus nun über zurückströmende Touristen weiter über ganz Europa und auch weltweit verbreiten könnte.

Das Gesundheitssystem der USA

Vermutlich werden aber die USA, wo die Infektionszahlen ebenfalls deutlich steigen, von Covid-19 besonders heftig getroffen werden. Derzeit werden 3737 Infizierte in den USA gemeldet, aber auch der Guardian geht davon aus, dass die Zahl "voraussichtlich wesentlich höher" ist.

Das ist schlicht dem fehlenden allgemeinen Gesundheitswesen geschuldet. Viele Menschen, die keine Krankenversicherung haben, können sich den teuren Test nicht leisten. Mehr als 25 Millionen Menschen in den USA haben keine Krankenversicherung. Viele können es sich nicht leisten, zum Arzt zu gehen. Vermutlich ist die Zahl der identifizierten Fälle auch deshalb noch verhältnismäßig klein, weil bisher kaum Tests durchgeführt wurden.

Bis zum vergangenen Donnerstag waren es insgesamt in den ganzen USA nicht einmal 15.000. Experten rechnen mit bis zu 96 Millionen Infektionen in den USA und 4,8 Millionen Krankenhaus-Fälle. Es könnte rund 480.000 Tote geben, so die dunklen Voraussagen.

Ein Experte - der ehemaligen Obama-Regierung - geht von einer Eskalation und einem "Tsunami" auf das Gesundheitssystem in weniger als einer Woche nach Vorbild Italiens aus. Andy Slavit spricht mit Bezug auf Experten sogar davon, dass es mehr als eine Million Tote in den USA geben könnte.