Griechenland: Abgeschottete geschlossene Lager

Archiv- und Symbolbild: Flüchtlingslager in Ritsona. Foto: W. Aswestopoulos

Flüchtlinge und Immigranten wegen Coronavirus-Epidemie isoliert

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Durch die Corona-Virus-Pandemie ist das Thema der Flüchtlinge und Migranten in der Türkei und in Griechenland in den Hintergrund getreten. Das Feuer im Lager Moria, das am Montag ein sechsjähriges Mädchen tötete, hatte das Thema kurzfristig wieder in die Schlagzeilen gebracht. Ersten Angaben zufolge brach das Feuer aus, als einige der Bewohner in einem der überfüllten Container versuchten, Essen zuzubereiten.

An der Landgrenze Griechenlands zur Türkei gibt es weiterhin ein Großaufgebot von Polizeikräften. Allerdings hat sich die allgemeine Lage etwas beruhigt, seit Frontex mit größerer Präsenz als vorher an der Grenze patrouilliert. Die seit dem 1. März, dem Tag des Inkrafttretens der Aussetzung des Asylrechts in Griechenland, auf den Inseln angekommenen Flüchtlinge und Migranten werden seit vergangenem Samstag in die beiden neuen Abschiebegefängnisse des Landes, nach Malakassa bei Athen und Serres im Norden des Landes gebracht.

Griechenland erlebt den 6. Tag der landesweiten Quarantänemaßnahmen. Ab Mittwoch sind alle Geschäfte, bis auf Apotheken, Supermärkte, Optiker, Autowerkstätten und Tabakkioske, geschlossen. Der Eintritt in die noch geöffneten Geschäfte wird geregelt und kontrolliert, damit sich Kunden und Verkäufer nicht zu nahe kommen. Unter diesem Aspekt erscheinen Lager wie Moria auf Lesbos, Vial auf Chios und KYT Samos im Wald am Stadtrand der Inselhauptstadt von Samos noch gefährlicher.

Die dort herrschenden hygienischen Zustände sind in Zeiten der Quarantäne nicht hinnehmbar. So gibt es in Moria pro 1.500 Insassen nur einen Wasserhahn mit fließendem Wasser. Die bis zu 25.000 Insassen des Lagers haben kaum Zugang zu Toiletten.

Maßnahmen der griechischen Regierung

Aus diesem Grund wurden Maßnahmen der Regierung hinsichtlich der Corona-Vorsorge für die Lager bereits lang erwartet. Es wurde vereinzelt sogar über eine Evakuatierung der Lager spekuliert. Dabei vertraten Politiker der regierenden Nea Dimokratia unter anderem die Ansicht, dass die Menschen auf Felseninseln gebracht werden müssten.

Die Lager werden nicht aufgelöst. Sie sollen, so wurde es am Dienstag beim täglichen Corona-Briefing offiziell bekannt gegeben, intensiver umzäunt werden, so dass die Insassen nicht mehr heraus kommen können. Nur noch eine Person pro Familie oder Gruppe soll kurzfristig für dringende Einkäufe aus den Lagern gelassen werden. Darüber hinaus gelten für die Lager folgende Regeln:

  • Für die nächsten vierzehn Tage darf kein Besucher das Lager betreten. Sämtliche Aktivitäten (Freizeit, Betreuung usw.) werden eingestellt. Der Eintritt ist nur noch für Bedienstete des Lagers gestattet.
  • Die Körpertemperatur aller neu ins Lager kommenden Insassen muss überprüft werden.
  • Die Insassen werden zweimal jeden Tag auf Arabisch, Farsi, Englisch, Französisch und Griechisch über Vorbeugemaßnahmen gegen Corona-Infektionen informiert.
  • Generelle Hygienemaßnahmen sowie die tägliche Reinigung der Innenräume von Gemeinschaftsräumen sind vorgesehen. Darüber hinaus werden die Griffe der Türen regelmäßig desinfiziert.
  • Sämtliche Bildungseinrichtungen aller Stufen innerhalb des Lagers werden geschlossen.
  • Die Tagungen der Lagerträgerschaften werden eingestellt. Ebenfalls eingestellt werden auch sämtliche Aktivitäten der Insassen.
  • Der Personenverkehr innerhalb des Lagers und nach draußen wird zur Minderung der Infektionsverbreitung auf das minimal Mögliche beschränkt.
  • Geprüft wird, die Insassen des Lagers blockweise nur einmal am Tag mit Essen zu versorgen.
  • In den Lagern sollen Isolierstationen eingerichtet werden.

Bei der Bekanntgabe der Maßnahmen betonten Regierungsvertreter, dass diese in enger Abstimmung mit den betroffenen Stadtgemeinden der Lager auf den Inseln beschlossen wurden.