Coronadämmerung

Corona macht definitiv deutlich: Das neoliberale Dogma vom "freien Markt", der alles richten wird, ist eine Fiktion - Ein Kommentar

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Nachdem in der Ansprache von Kanzlerin Merkel zur Lage der Desinfektion gewarnt wurde, dass es so ernst sei wie seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr, gilt Kritik am offiziellen Corona-Narrativ und den Maßnahmen der Regierungen mittlerweile schon als eine Art "Wehrkraftzersetzung". So nannten die Nazis jeden Zweifel am "Endsieg". Wer ihn äußerte - oder sich via "Feindsender" alternative Nachrichten verschaffte - wurde bestraft.

So weit sind wir derzeit zwar noch nicht, aber die jetzt vorgesehenen und mancherorts schon verordneten Ausgangssperren gehen schon heftig in diese Richtung. Und sind zudem eher kontraproduktiv: Viren mögen weder UV-Licht noch frische Luft, wenn ich im Freien spazieren gehe, ist die Ansteckungsgefahr gleich Null. Das gilt für das Coronavirus wie für alle anderen viralen Erreger, weshalb zwecks Eindämmung der Infektionsrate allenfalls ein Versammlungsverbot Sinn macht, nicht aber ein Hausarrest für alle.

So sieht das auch die renommierte Virologin Karin Mölling, auf deren Buch über Viren als "Supermacht des Lebens" ich schon hingewiesen hatte, um die Unsinnigkeit deutlich zu machen, Viren als "Feind" anzusehen und Krieg gegen sie zu führen. Es gibt von ihnen mehr als Sterne am Himmel - auf 10 hoch 33 wird ihre Zahl geschätzt - und nur 250 sind für das menschliche System schädlich. Dazu zählt auch das Coronavirus, wobei anders als bei dem sehr gefährlichen Ebola-Virus, an dem 90% der Infizierten sterben, Corona deutlich harmloser einzustufen ist.

Bei den täglichen Horrormeldungen über weitere Corona-Tote in Italien fehlt ja meist der Hinweis, dass ihr Durchschnittsalter bei 80 Jahren lag und 99% von ihnen an einer oder mehreren chronischen Vorerkrankungen litten. Wir wissen also gar nicht genau, ob sie wirklich an oder nur mit dem Coronavirus gestorben sind. Auch dass es sich zu 70 % um alte Männer handelt, die ihr Leben lang unter der stärksten Luftverschmutzung Europas in Norditalien gearbeitet und gelitten haben - also respiratorisch generell gehandicapt waren - wird nicht deutlich gemacht. Und wenn für den 20. März 800 Tote aus Italien gemeldet werden, fehlt der Hinweis, dass dort normalerweise etwa 2500 Menschen am Tag sterben.

"Wer sich mit 2, 3 ernsten Vorerkrankungen (Kategorie Krebs, Diabetes, Herzschwäche), diversen Pharmadauerpräparaten in den Blutbahnen und 85 Lebensjahren auf dem Buckel auch noch eine Lungenentzündung einfängt, stirbt. Das ist kein Corona-Phänomen, sondern normal", schreibt der Kollege Sven Böttcher und ergänzt: "Deshalb möchte ich morgen von allen offiziellen Stellen weltweit hören: "Über 80jährige mit drei Vorerkrankungen und frischer Lungenentzündung behandeln wir nicht auf Intensivstationen, die schicken wir zum Sterben nach Hause, denn sterben müssen ja alle. Jüngeren ist es auch wieder gestattet, Sterbenden die Hand zu halten. Und sich zu Trauerfeiern zu versammeln. Auf eigene Gefahr. Alte und gebrechliche Teilnehmer an Trauerfeiern sind auf diese bestehende Gefahr ausdrücklich hinzuweisen. Unsere Intensivstationen und unser medizinisches Personal stehen selbstverständlich jüngeren Corona-Lungenentzündungspatienten weiter offen. Die Mortalitätsrate bei U-80, nicht vorerkrankten Corona-infizierten Patienten liegt derzeit bei etwa 0%."

So ist es. Und doch verhalten sich die Regierungen weltweit als ob Corona ein Killervirus mit einer Todesrate wie Ebola wäre, dessen Verbreitung und anschließendem Massensterben man nun nur noch mit drakonischen Beschränkungen der Freiheitsrechte beikommen kann. Und zwar mit Hausarrest für alle und nicht nur für die wirklich gefährdeten Ü-80 Väterchen und Mütterchen.

Man wird den Eindruck nicht los, dass die Virus-Epidemie, der weltweit bisher täglich etwa 250 alte Menschen zum Opfer gefallen sind (während gleichzeitig weltweit 25.000 junge Menschen jeden Tag an Hunger sterben), jetzt als Trittbrett missbraucht wird, um autoritative Maßnahmen der Überwachung, Disziplinierung und Kontrolle der Bevölkerung durchzuexerzieren. "Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet", wusste schon Carl Schmitt. Winston Churchill riet Politikern "niemals eine gute Krise zu verschwenden". Dank Corona können nun die allenthalben als unsouverän, opportunistisch und korrumpiert wahrgenommenen Regierungen und Politiker als starke, souveräne Akteure unter dem Banner des Gemeinwohls und der "Volksgesundheit" auftreten.

Ich glaube ja nach wie vor nicht an die Großverschwörung von Megaschurken, die mit Corona als Biowaffe die Weltherrschaft erreichen wollen, sondern sehe das neue Virus eher als einen Kurzschluss im biologischen System, der nun mittels "shutdown" das gesamte soziale und ökonomische System erschüttert. Die Kriegsmetaphern, mit denen die politischen Akteure und viele Medien jetzt Angst und Panik vor einem unsichtbaren Feind verbreiten, dem horrende Mortalitätsraten nachgesagt werden, sind aber völlig fehl am Platze: Dem gesunden menschlichen Organismus kann "Sars-CoV-2" kaum etwas anhaben, dem chronisch erkrankten Turbo-Kapitalismus aber geht es ans Eingemachte.

Und fast scheint es, als hätte der kleine virale Parasit die großen parasitären Machthaber verzaubert. Plötzlich reden alle von Solidarität und "unser Herz füreinander" (Merkel), weltweit werden jahrelang kaputt gesparte öffentlichen Gesundheitssysteme mit Feld-Lazaretten wieder hochgezogen und selbst ein Donald Trump kommt nicht mehr umhin, 500 Milliarden Dollar Helikoptergeld für ein bedingungsloses Grundeinkommen bereit zu stellen und die Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle einzuführen. Und keiner fragt mehr wo das Geld für ein "Universal Basic Income" (UBI) denn herkommen soll …

Corona steckt offenbar mit Sozialismus an - und während die westliche "Wertegemeinschaft" wochenlang streitet, ob deutsche Atemmasken in die Schweiz geliefert werden dürfen, schickt China Großflugzeuge mit Personal und Material nach Italien und Kuba Ärzteteams und Medikamente in den (von den USA gnadenlos weiter bombardierten) Irak. Dies sind mehr als nur symbolische Aktionen und zeigen schon die Tendenz, auf der es nach dem von Corona ausgelösten (aber nicht verursachten) globalen Reset weiter gehen wird - das Motto lautet: "Kein Kommunismus ist auch keine Lösung."

Der global entfesselte Kapitalismus jedenfalls ist am Ende und wird in seiner bisherigen Form nicht wieder auferstehen, denn Corona macht definitiv deutlich: Das neoliberale Dogma vom "freien Markt", der alles richten wird, ist eine Fiktion. Ohne staatliches Eingreifen wäre die Blase schon bei der Finanzkrise 2007/2008 geplatzt und der Börsencrash der letzten Woche hätte ohne riesige Stützungsgelder durch die Zentralbanken nicht nur 30-40% der Werte, sondern schon das Doppelte vernichtet. Und die ökonomische Krise hat ja gerade erst begonnen - selbst wenn morgen ein Impfstoff gefunden und die ganze Welt gegen Corona immunisiert wird, kann es nicht so weitergehen. Denn der nächste neue Virus kommt bestimmt, weil Viren die Weltmeister der Mutation sind, und gegen die ökonomischen Folgen der Epidemie sind die neoliberalen Götter - "die Märkte" - schlicht machtlos.

Nach 9/11 hieß es, dass nichts mehr so ist, wie es war, was aber nur halb richtig ist, denn die US-Regierung war ja bestens vorbereitet: Sie zog den 200-seitigen "Patriot Act" und das Konzept für einen endlosen "War on terror" fertig aus der Schublade und legte sofort los. Nach Corona ist aber tatsächlich nichts mehr, wie es war, denn die Regierungen reagieren planlos und chaotisch. Grundeinkommen und Krankenversicherung standen mit Sicherheit nie auf Trumps Agenda, wenn sie jetzt als Notmaßnahme blitzartig kommen - am 6. April sollen die ersten Schecks ausgezahlt werden - werden die Bürger sich diese Errungenschaft nicht mehr nehmen lassen. Und sich (hoffentlich schnell) die Freiheiten wieder zurückholen, die ihnen jetzt mit Verboten, Überwachung und Kontrolle genommen werden.