Covid-19: Vom Autozulieferer zum Schutzmaskenhersteller

Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger mit den neuen Produkten von Zettl. Foto: Michael Wengenroth via Zettl Interieur GmbH Presse

Betriebe stellen gerade blitzschnell ihre Produktion um

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In Deutschland war der exponentielle Anstieg bei den Covid-19-Erkrankungen am Donnerstag stärker, als er acht Tage davor in Italien war. In Sozialen Medien mutmaßte man deshalb, ob man dem gelernten Bankkaufmann, der derzeit als Bundesgesundheitsminister amtiert, besser für das Problem sensibilisieren hätte können, wenn man ihm erklärt hätte, "dass sich die Infiziertenzahl wie die Darlehenssumme eines Darlehens mit 28 Prozent täglichen Zinsen entwickelt".

Zu den Versäumnissen, die Jens Spahn in diesem Zusammenhang angelastet werden, gehören auch Vorwürfe des Infektionsschutzartikelherstellers Achim Theiler. Er informierte den deutschen Bundesgesundheitsminister nach eigenen Angaben schon am 5. Februar über drohende Engpässe bei der Lieferung von Schutzmasken und -anzügen für Krankenhäuser und forderte ihn zum sofortigen Handeln auf. Eine Reaktion darauf blieb Theiler zufolge aus.

Aiwanger organisierte nach eigenen Angaben selbst "die Kette […] von der Materialbeschaffung bis zur Qualitätszertifizierung"

Inzwischen wurde aus dem "Gerücht" - beziehungsweise der "Fake News" - eines drohenden Mangels an Masken, Handschuhen, Schutzkleidung, Desinfektionsmittel und Beatmungsgeräten eine auch in der Politik kaum mehr zu überhörende Klage von Ärzten, Pflegern und anderen Dienstleistern. Da sich die Produktion solcher Waren in den letzten Jahrzehnten im Zuge der Globalisierung weitgehend in außereuropäische Länder verlagert hat, müssen Produktionskapazitäten dafür in Deutschland erst aufgebaut werden.

Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat dazu den Autozulieferer Zettl im niederbayerischen Weng bei Landshut, dessen Arbeiter eigentlich nach Hause geschickt werden sollten, nach eigenen Angaben "innerhalb weniger Tage […] auf die Maskenproduktion [umgestellt]", in dem er "die Kette […] von der Materialbeschaffung bis zur Qualitätszertifizierung [organisierte]". Ihm zufolge liegt die "bayerische Produktion" von Schutz- und Atemmasken nun bei "etwa 10.000 […] am Tag" - eine Kapazität die seinen Worten nach "so schnell wie möglich erhöht werden" soll.

Auch private Nachfrage

Ob das neue Produkt dem Betrieb dauerhaft eine Einkommensquelle bleiben kann, wird sich zeigen. Preisentwicklungen bei Online-Angeboten legen aber nahe, dass es auch außerhalb der Gesundheitsberufe ein verstärktes Interesse an Schutzmasken gibt, obwohl Medien wie die ARD-Tagesschau verbreiten, "gesunde Menschen" bräuchten "im Alltag keine Masken". In Sozialen Medien mutmaßt man, dass solche und ähnliche Aussagen auch damit zu tun haben könnten, dass sich die Entscheidungsträger in Deutschland nicht ausreichend auf die aktuelle Situation vorbereiteten, ausreichend Masken lagerten und genügend Notfallproduktionskapazitäten im Land beließen. Die Gegenposition zur Tagesschau formulierte besonders eindrucksvoll der Twitter-User Reinhard Kuhn, der befand, es gebe "genau einen Fall, in dem das Tragen einer Schutzmaske sinnvoll ist": "Wenn man eine hat."

Trigema: Zehnerpack für 120 Euro

Auch andere Unternehmen haben ihre Produktion in den letzten Tagen und Wochen teilweise umgestellt. Wolfgang Grupps Trigema etwa bewirbt ihre kochwaschbaren Mundschutzmasken aus zweilagigem Piqué-Stoff, von denen sie nach eigenen Angaben ebenfalls etwa 10.000 Stück täglich herstellt, explizit "auch für Privatpersonen", die sie im Online-Shop der Burladinger Textilfirma im Zehnerpack für 120 Euro bestellen können. Ist die Familie kleiner, kann man der Trigema-Anregung nach für Freunde oder Nachbarn mitbestellen. "Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen", so Wolfgangs Grupps Tochter Bonita, würden jedoch bevorzugt beliefert.

Eine andere Mangelware, auf deren Produktion gerade mehrere Betriebe umgestellt haben, ist Desinfektionsmittel. In Österreich ist hier der Zucker- und Bioethanolanbieter Agrana eingestiegen, in Bayern sind es Schnapsbrennereien, deren Alkohol ab einer Konzentration von etwa 70 Prozent eine desinfizierende Wirkung hat. Deshalb könnte man Desinfektionsmittel theoretisch auch im eigenen Haushalt destillieren. In Deutschland ist das jedoch seit 2018 (anders als beispielsweise in Österreich und der Schweiz) nicht mehr erlaubt.

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