Covid-19: Indirekte Lebensmittelengpässe durch Verpackungsmangel möglich

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Bei Obst und Gemüse aus Deutschland und Österreich sind auch direktere Angebotseinschränkungen denkbar

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Im besonders drastisch von der Covid-19-Epidemie getroffenen Würzburg holt die Müllabfuhr bis auf weiteres nur mehr das Hygienerisiko Restmüll ab, aber nicht das Altpapier. Henri Vermeulen, der Vorsitzender des Altpapierausschusses des Verbandes Deutscher Papierfabriken (VPD), hat deshalb in der Tageszeitung Die Welt davor gewarnt, dass größere Ausfälle dieser Art nicht nur zu einer "unmittelbaren Versorgungslücke" bei den Herstellern von Klopapier führen würden (das zu 50 Prozent aus Altpapier besteht), sondern auch bei Verpackungsfertigern. Dem Branchendienst Euwid nach würde das dann indirekt auch die Versorgung mit Lebensmitteln gefährden.

Bereits vorher hatte der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger nach einem Besuch beim Butterhersteller Meggle in Wasserburg getwittert, dass die Produktion dort "laufe", man aber "im Auge behalten" müsse, dass keine "Engpässe" beim Verpackungsmaterial entstehen. Das, so Aiwanger, gelte "momentan" nicht nur für Butter und Meggle, sondern "für die gesamte Lebensmittelbranche", bei der ohne Verpackungsmaterial "die Maschinen [still]stehen".

Im bayerischen Wirtschaftsministerium heißt es dazu auf Anfrage von Telepolis, man habe ein "Frühwarnsystem zur Lage der Lebensmittelversorgung" und es gebe "einen konstanten Informationsfluss zur notwendigen Verfügbarkeit von Verpackungen aller Art". Dabei sei man "im Austausch mit Lebensmittelproduzenten, Verbänden, [dem] Handel und Verpackungsherstellern" und könne "mögliche Entwicklungen antizipieren und frühzeitig gegensteuern". Ziel sei "die Sicherung der Leistungskette während des Shut Downs" und das Erhalten "eingespielter Strukturen".

"Fridays for Feldarbeit" kein Ersatz für Polen und Rumänen

Außer indirekte Einschränkungen durch einen Mangel an Verpackungen sind bei bestimmten Lebensmitteln aber auch direktere Angebotseinschränkungen denkbar (vgl. Corona und die Lebensmittelproduktion). Vor allem bei Obst und Gemüse aus Deutschland und Österreich, das häufig von Saisonarbeitskräften aus Osteuropa geerntet wird. Als erstes spürbar wird das bei der Spargelernte, bei der die Rumänen wegen der zugemachten Grenzen in Österreich und Ungarn, und die Polen wegen der vierzehntägigen Quarantäne ausbleiben, die ihnen nach einem Deutschlandaufenthalt in der Heimat droht. Schüler als Aushilfen, wie sie beispielsweise mit dem Mem "Fridays for Feldarbeit" propagiert werden, sehen Landwirte aufgrund der Anlernzeit und einer möglicherweise zeitlich begrenzten Motivation nicht als wirkliche Lösung.

Bei haltbaren Grundnahrungsmitteln, die in den letzten Wochen oft ausverkauft waren, scheint sich die Situation in Supermärkten inzwischen wieder etwas entspannt zu haben - womöglich auch deshalb, weil das Hamstern in vielen Haushalten an Regalgrenzen stößt. Zumindest in München gibt es inzwischen wieder Nudeln, Kartoffelpüree, Mehl und Hefe. Mangelware sind in den dortigen Supermärkten aber weiterhin die eigentlich vorgeschriebenen eineinhalb Meter Platz zwischen Kunden, die (anders als das Verkaufspersonal) überwiegend keinen Mundschutz tragen.

Sichere Stunde für Senioren und "Menschen mit Einschränkungen"

Die in anderen Ländern eingeführten Lösungen für Senioren und andere besonders gefährdete Risikogruppen (vgl. Covid-19: Einkaufsfenster für Rentner) hat man in Deutschland mittlerweile in Städten wie Bremerhaven, Hamburg-Altona, Stuttgart und Bergisch-Gladbach adaptiert. In Bremerhaven wollte das Edeka-Center Streubel ursprünglich am Sonntag ausschließlich für Senioren öffnen, verlegte den Tag nach großer Resonanz in Sozialen Medien aber auf den Dienstag zwischen sieben und neun Uhr, weil ihm unter der Woche mehr Personal zur Verfügung steht. In Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz gibt es in dieser Zeit außerdem einen kostenlosen Bringdienst für Rentner.

In Altona ließ die Edeka-Filiale auf der Großen Bergstraße am Sonntag zwischen 12 und 14 Uhr nur Personen über 60 Jahre in die Filiale hinein, in Stuttgart folgte der Edeka-Markt Fleck am Fasanenhof mit einer von sieben bis acht Uhr dauernden sicheren Stunde für Senioren und "Menschen mit Einschränkungen". In Edeka-Markt Sand in Bergisch-Gladbach sind sogar die eineinhalb Stunden zwischen 8 und 9 Uhr 30 sichere Einkaufszeiten. Und in München existiert inzwischen immerhin ein Appell des Oberbürgermeisters Dieter Reiter an Supermärkte, "die Zeit zwischen 8 Uhr und 9 Uhr für [die besonders anfälligen Risikogruppen] zu reservieren".

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