Corona-Krise: Schockwellen für die Weltwirtschaft

Hafenstadt Busan, Südkorea. Bild: rawkkim/unsplash

Corona-Musterknabe Südkorea steht auch in ökonomischer Hinsicht gut da

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Die in Hongkong erscheinende South China Morning Post sieht eine Schockwelle auf die chinesische Ökonomie und damit auch auf die Weltwirtschaft zurollen. Erst als erster Indikator erscheint ihr der Einbruch der südkoreanischen Exporte.

Smartphones, Autos, Halbleiter, Stahl und Schiffe seien die Produkte, die das Land in aller Welt verkaufe und die das Rückgrat der globalen Wirtschaft darstellten. Doch Europa wollte zuletzt nur noch 64 Prozent der sonst nachgefragten südkoreanischen Waren haben, die USA sogar nur noch 59 Prozent. Nur im Falles des dritten Großabnehmers fiel der Rückgang noch einigermaßen moderat aus. Die chinesischen Importe aus dem Nachbarland gingen vorerst um lediglich 8,8 Prozent zurück.

Vorerst. Das Blatt führt zahlreiche weitere Faktoren an, die auf eine bevorstehende globale Rezession hindeuten. Ein Stimmungsindex, der Global composite purchasing manager's index, den die US-Investmentbank JP Morgan mittels Umfragen im produzierenden Gewerbe und der Dienstleistungsindustrie in aller Welt erstellt, sei auf einem historischen Tiefstand. Nicht einmal auf dem Höhepunkt der 2008er Finanzkrise sei die Stimmung so schlecht gewesen.

38 Prozent Leerfahrten zwischen Europa und China

Entsprechend sinken die Frachtraten, das heißt die Preise für den Transport per Schiff, immer weiter. 38 Prozent der Fahrten zwischen Europa und China seien bereits Leerfahrten. Zwischen China und den USA seien es 30 Prozent, wird ein Branchenkenner aus Hongkong zitiert. Das gehe nun schon seit acht Wochen so. Weitere Indikatoren sind auch die niedrigen Rohstoffpreise und der Rückgang der Kupferexporte Chiles, das aus seinen Minen im Norden des Landes einen erheblichen Teil des Weltbedarfs deckt. Doch der geht offensichtlich zurück.

Die Direktorin des Internationalen Währungsfonds, Kristalina Georgieva, hatte bereits im März gewarnt, die Welt stehe vor der schwersten Rezession seit den späten 1920ern und frühen 1930er Jahren. In einer am Dienstag veröffentlichten Übersicht des IWF heißt es, dass die chinesische Wirtschaft im ersten Quartal um beachtliche 36,6 Prozent geschrumpft sei. In Frankreich habe der Rückgang 21,3 Prozent betragen, in Spanien 19,2 und in Italien 17,5 Prozent. Zu Deutschland werden keine Angaben gemacht.

Südkorea: Wirtschaftsleistung geht nur um 5,5 Prozent zurück

Interessanterweise ging in Südkorea die Wirtschaftsleistung nur um 5,5 Prozent zurück. Das hat sicherlich viel damit zu tun, dass es in dem ostasiatischen Land im Gegensatz zu China und den meisten west- und nordeuropäischen Ländern nur relativ kurz stärkere Einschränkungen gab. Schulen und Hochschulen sind noch geschlossen und Massenveranstaltungen verboten. Ansonsten gibt es aber keine Reisebeschränkungen mehr und auch Geschäfte und Fabriken arbeiten wieder normal. Cafés und Restaurants wurden bereits Mitte April wieder geöffnet.

Damit sind die Verhältnisse in Südkorea noch freizügiger als in Schweden, allerdings mit sehr unterschiedlichen Folgen. In Südkorea gab es nach den Zahlen des Worldometers bisher erst fünf Corona-Opfer pro einer Million Einwohner, in Schweden hingegen 343. In absoluten Zahlen gab es in dem skandinavischen Land bisher trotz der wesentlich kleineren Bevölkerung fast dreimal so viele Infizierte wie in Südkorea.

Umfangreiche Tests, eine strikte Quarantänepolitik und die konsequente Nachverfolgung der Infektionsketten mit Auswertung von Mobilfunk-Daten und -Apps gelten als das südkoreanische Erfolgsrezept. Erstaunlicherweise wurde dies bisher nur von sehr wenigen Ländern kopiert. Während Südkorea zum Beispiel schon sehr frühzeitig alle Einreisenden auf das den Virus testete, holte Deutschland weit über 100.000 Bürger aus dem Ausland zurück, ohne bei der Einreise auch nur ihre Temperatur zu messen.

IWF warnt

Der IWF warnt unterdessen in der oben zitierten Stellungnahme vor einer zu frühen Öffnung in Europa. Diese erfolgen meist in einem früheren Epidemiestadium als in China. Das es zudem an Kapazitäten für Tests, Infektionskettenverfolgung und Quarantäneeinrichtungen fehle, berge dies Risiken in sich. Eine Öffnung bevor sichergestellt ist, dass neue Fälle schnell erkannt und eingegrenzt werden können, könnte zusätzliche menschliche und ökonomische Kosten verursachen.