Glühbirnen und QR Codes

Während in der Schweiz noch Zettel und Papier herumliegen, ist Südkorea schon wieder ein wenig weiter mit dem Tracingstandard. Aber das ist noch nicht das Ende der Glühbirnenspindel

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Manchmal ist es schon drollig, wenn man in der Schweiz lebt. Nicht nur jodelt der Käse gerne einmal frei von der Leber weg, streiten seine störrischen Einwohner ohne eigene Muttersprache darüber, wer wann welchen Dialekt spricht und deshalb von wem wie heraushörbar ist... nein, man hat medial immer wieder das Gefühl, in einem der anderen Jahrhunderte gelandet zu sein. Und das sind nicht immer die, die noch vor uns liegen könnten.

Wenn man in einem Schweizer Restaurant derzeit zu Abend isst und sich mit Freunden trifft, um über Fragen der Käseherstellung und der Verbreitung von Dialekten im Besonderen zu diskutieren, liegen meistens Zettel und Stift bereit, auf denen man sich freiwillig eintragen kann, wenn man im Falle der Corona-Erkrankung des Services-Personals kontaktiert und untersucht werden will.

Zettel.

Stift.

Nicht dass es sonst keine elektronischen Hilfsmittel gäbe. In diversen Etablissements kann man sich online eine Speisekarte mit besonderen Corona-Preisen herunterladen. Und die sind auch nicht immer niedriger als erwartet. Geht voll elektronisch. Geht doch. Aber sonst herrschen meist Stift und Papier vor. Gemeinsam genutzt natürlich.

Da ist dann Südkorea doch ein wenig weiter. Dort werden überall QR Codes an Plätzen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko angebracht, die man gefälligst dann scannen soll, Wenn man diese betreten will. ratet mal, was dann passiert? Genau. Gescannte QR Codes erzeugen einen Datenbank-Eintrag mit Menschen, die sich zu einer bestimmten Zeit an diesen Orten aufgehalten haben. Und im Falle einer Infektion drückt einer auf ein Knöpfchen und alle wissen Bescheid. Jedenfalls die, die sich zur gleichen Zeit am gleichen Ort aufgehalten haben. So soll es sein, nehmt das, Zettel und Stift.

Wem das immer noch nicht creepy genug ist und wer noch schnell einen Datenschutzflash braucht, um ein Argument gegen die massenweise Datenerhebung zu finden, dem sei ein kleiner Artikel empfohlen, der noch ganz andere Methoden aufzeigt, um in Zukunft Daten der noch ganz anderen Art zu erheben. Technisch sei man nämlich in der Lage, anhand der Aufzeichnung von Vibrationen aller Glühbirnen in einem Ort zu registrieren, worüber dort gesprochen wird. Also, wenn die Lampe ordentlich durchschüttelt, weil wieder einer "da hat gerade einer ohne Ellenbogen vor dem Mund gehustet" schreit, dann ist der Alarm einfach und sofort auslösbar. Da muss man gar nicht erst mühsam eine Inkubationszeit abwarten, sondern steckt gleich alle in Quarantäne, bevor die noch das Restaurant verlassen können.

In der Schweiz ist man derweil hier etwas entspannter, beim hohen Aufkommen von LED-Lampen dürfte hier das Abhören von Glühbirnen doch etwas schwerer fallen. Man ist ja nicht von gestern.