Fett in die Krise

Man muss nicht Dagobert Duck heißen, um gut durch Corona-Zeiten zu kommen. Weltweit machen 20 Millionen Dollar-Millionäre vor, wie es geht - Deutschland ist ganz vorne mit dabei

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Geld ist das zweite Blut.

J.W.v.Goethe

Geld macht schön.

Madonna

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise für Deutschland wie auch für die Weltwirtschaft werden derzeit unterschiedlich eingeschätzt. Einbußen um bis zu 15 Prozent werden fürs laufende Jahr prognostiziert. Laut Internationalem Währungsfonds muss sich die Weltwirtschaft als Ganzes auf einen vorhergesagten Rückgang von 4,9 Prozent einstellen. Blick zurück: In der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 war der Welthandel um rund elf Prozent eingebrochen (2009).

Ein warmes Bad: 74 Billionen Dollar

Mit einem kräftigen Finanzpolster hingegen sind die Reichen und Superreichen in die Corona-Krise gegangen. Sie profitierten im vergangenen Jahr (2019) unter anderem von gestiegenen Aktienkursen. Nach einer Untersuchung der Boston Consulting Group halten Dollar-Millionäre weltweit mehr als die Hälfte des gesamten Finanzvermögens aus Bargeld, Aktien, Wertpapieren und Fonds. Das Vermögen dieser Personengruppe kletterte gegenüber dem Vorjahr um 8,6 Prozent auf satte 74 Billionen Dollar (65,58 Billionen Euro), wie aus einer diese Woche veröffentlichten Erhebung des Beratungsunternehmens Capgemini hervorgeht. Zugleich wuchs die Zahl der Mitglieder im Club der Reichen.

Im Rahmen des Capgemini 2020 Global HNW Insights Survey wurden mehr als 2500 sogenannte High Net Worth Individuals (HNWI) in 21 wichtigen Vermögensmärkten in Nordamerika, Lateinamerika, Europa und in der Region Asien-Pazifik befragt. Die Umfrage lief allerdings schon im Vorfeld von Covid-19 (Januar-Februar 2020), so dass die Ergebnisse keinerlei Auswirkungen der Covid-19-Krise einschließen können. Welche Folgen die Corona-Krise zeitigt, werde man abwarten müssen: "Die Ungewissheit ist groß", sagt Capgemini-Experte Klaus-Georg Meyer lakonisch.

Der deutsche Dagobert hält mit

Interessante Daten: So gab es rund um den Globus im vergangenen Jahr 19,6 Millionen Spitzen- Privatanleger, die über ein anlagefähiges Vermögen von mehr als einer Million Dollar verfügen. Deren Zahl stieg damit um 8,8 Prozent gegenüber 2018. Knapp 1 Prozent von ihnen, an die 200.000, kommen auf mehr als 30 Millionen Dollar. Auf Deutschland entfallen den Angaben zufolge 1466 Millionen Anleger dieser Klasse, ihre Zahl legte gegenüber dem Vorjahr um 8,6 Prozent zu.

Der Reichtum der deutschen Dollar-Millionäre profitiert in erster Linie von gestiegenen Kursen am Aktienmarkt und höheren Immobilienpreisen.

Ihre Vermögen, bestehend aus Aktien, festverzinslichen Wertpapieren, alternativen Investments, Bargeld und (nicht selbst genutzten) Immobilien, stiegen um 8,8 Prozent auf beachtliche rund 5,48 Billionen Dollar (4,86 Billionen Euro). Zum Vergleich: Das Geldvermögen aller privaten deutschen Haushalte summierte sich Ende 2019 nach Angaben der Bundesbank auf rund 6,46 Billionen Euro. Hierbei handelt es sich um Bargeld, Wertpapiere, Bankeinlagen und Ansprüchen gegenüber Versicherungen; Immobilien sind nicht berücksichtigt.

Capgemini zufolge zählt Deutschland demnach weiterhin zu den Ländern mit den meisten Dollar-Millionären. Der aktuelle World Wealth Report deckt 71 Länder ab, auf die mehr als 98 Prozent des globalen Bruttonationaleinkommens und 99 Prozent der Weltbörsenkapitalisierung entfallen. An der Spitze liegen erneut die USA, gefolgt von Japan, Deutschland und China. Diese Länder stehen zusammen für nahezu 62 Prozent der Vermögenden weltweit.

US-Millionäre: America first

In Nordamerika stiegen Anzahl wie auch Gesamtvermögen der US-Millionäre um jeweils rund elf Prozent (2018 gab es einen minimalen Vermögensrückgang). Damit steht die Region 2019 für 39 Prozent des HNWI- und 37 Prozent des Vermögenswachstums weltweit. Erstmals seit acht Jahren übertrifft das Gesamtvermögen der Dollar-Millionäre in Nordamerika wieder das der Millionäre in der Region Asien-Pazifik. Europas Superreiche halten mit. Ihr Anteil hinsichtlich Personenzahl sowie angestiegenem Gesamtvermögen beläuft sich auf fast neun Prozent und übertrifft damit gleichfalls das Wachstum anderer Regionen, so die Räume Asien-Pazifik oder Lateinamerika.

Mehreren asiatischen Ländern, darunter Hongkong, China und Taiwan, attestiert der Report eine "robuste Marktleistung". Deren Region wuchs 2019 insgesamt um knapp acht Prozent und blieb damit nur unwesentlich hinter der durchschnittlichen weltweiten Wachstumsrate zurück, was Reiche und Superreiche angeht.

Immobilienbesitzer profitieren

Laut Berichten der World Federation of Exchanges verschwanden durch Covid-19 im Februar und März 2020 mehr als 18 Billionen US-Dollar von den Weltmärkten. Im April kam es zu einer leichten Erholung. Die Analyse von Capgemini spricht für den Stichtag Ende April 2020 von einem Rückgang des globalen Gesamtvermögens um sechs bis acht Prozent. Demzufolge hätten sich auch die Investitionsprioritäten verschoben.

"Neue Höchststände an Börsen" sieht Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater derweil trotz Krise bereits am Horizont erstrahlen; Chinas Wirtschaft erblickt er schon wieder "auf Vor-Corona-Niveau". Hohe Staatsschulden und Inflation seien "kein unmittelbares Problem", niedrige Zinsen nutzten die Menschen derzeit zum Aufbau von Vermögen eher als zu ungehemmtem Konsum. Über die zunehmende Zombifizierung der Realwirtschaft, stagnierende Realeinkommen, wachsende Ungleichheit der Vermögensverteilung, die Gefahren von Polarisierung und Radikalisierung liest man im Interview wenig; Kater prophezeit stattdessen den Aktienmärkten neue Rekorde.

Leute, die in den eigenen vier Wänden wohnen, profitieren auf jeden Fall vom Immobilienboom - ihr Vermögen wuchs besonders kräftig. Dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge besaßen in Deutschland die reichsten zehn Prozent zuletzt mehr als die Hälfte des gesamten Vermögens (56 Prozent). Die ärmere Hälfte hat dagegen nur einen Anteil von 1,3 Prozent.

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