Pentagon: China will USA bis 2049 militärisch einholen

Dem amerikanischen Verteidigungsministerium zufolge möchte Peking unter anderem durch nukleare Aufrüstung zur "dominierenden Macht im asiatisch-pazifischen Raum" werden

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Das amerikanische Verteidigungsministerium warnt den US-Kongress in seinem diese Woche weitergeleiteten Jahresbericht Military and Security Developments Involving the People's Republic of China 2020 vor "einer breiteren Anstrengung Pekings, eine durchsetzungsfähigere Position auf der Weltbühne zu entwickeln und Amerika bis 2049 einzuholen beziehungsweise zu übertreffen, die dominierende Macht im asiatisch-pazifischen Raum zu sein".

Schiffe, Bomber, Interkontinentalraketen

An Kriegsschiffen und U-Booten hat die Volksrepublik den Schätzungen des Pentagon nach mit insgesamt etwa 350 bereits jetzt mehr als die US-Navy, die nur über 293 verfügt (vgl. Zerstörer: Chinesen haben jetzt den stärksten). In der Luft haben die Chinesen mit dem strategischen Bomber H-6N aufgeholt, der neben CJ-100-Überschall-Marschflugkörpern auch WZ-8-Überschall-Stealth-Spionagedrohnen transportieren könnte.

Auf dem Boden will das chinesische Militär der Pentagon-Einschätzung nach die Zahl der nuklearen Sprengköpfe für Interkontinentalraketen in den nächsten fünf Jahren auf etwa 200 erhöhen. Solche Interkontinentalraketen, von denen die Volksrepublik aktuell etwa über Hundert verfügen soll, könnten auch das Territorium der USA erreichen.

Die Fachzeitschrift Defense News vermutet hinter dem vom Pentagon gezeichneten nuklearen und interkontinentalen Bedrohungsszenario (dessen Zahlen sich wegen sehr eingeschränkten Öffentlichkeit chinesischer Militärinformationen nicht wirklich überprüfen lassen) auch einen Zusammenhang mit den amerikanischen Bemühungen, China zu einer Teilnahme an den neuen Rüstungsbegrenzungsvertragsgesprächen mit Russland zu bringen. Als diese im Juni in Wien begannen, lehnte Außenamtssprecherin Hua Chunying eine Teilnahme mit der Begründung ab, dass Chinas atomare Schlagkraft nicht "in der Größenordnung der USA und Russlands" liege.

Esper will Pazifik-NATO

Ein weiterer Baustein, um die Macht Chinas zu vergrößern, ist dem Pentagon-Bericht nach der Ausbau von Militärlogistikeinrichtungen in anderen Ländern. An potenziellen Kandidaten dafür nennt man hier neben den ostafrikanischen Ländern Kenia, Tansania, Angola und Seychellen, dem alten Verbündeten Pakistan, dem verschuldeten Sri Lanka und dem zentralasiatischen Tadschikistan auch Thailand (wo China einen Kanal bauen will), Singapur, Indonesien und die Vereinigten Arabischen Emirate, die in jüngster Zeit etwas selbstbewusster mit dem Lokalrivalen und US-Verbündeten Saudi-Arabien umgehen.

So bald keine chinesischen Militärlogistikeinrichtungen wird es dagegen bei den mächtigen asiatischen und pazifischen Regionalrivalen Indien, Japan und Australien geben. Diese drei Länder drängt der amerikanische Verteidigungsminister Mark Esper derzeit zum Aufbau eines Militärbündnisses nach dem Vorbild der NATO. Aber auch die will sich ihrem Generalsekretär Jens Stoltenberg nach der chinesischen "Herausforderung stellen". Der Welt am Sonntag sagte der Norweger im Frühsommer, die Volksrepublik investiere nicht nur "stark in Nuklearwaffen und Langstreckenraketen, die Europa erreichen können", sondern versuche auch zunehmend "die Bewegungsfreiheit für Schiffe in internationalen Gewässern zu behindern".

Mit seiner Präsenz "in der Arktis, in Afrika und im Mittelmeer", seinen Investitionen in "kritische Infrastruktur in Europa" und seiner Bedeutung im "Cyberraum" habe das Land nicht nur die "globale Machtbalance" fundamental verändert, sondern komme auch " immer näher vor die Haustür Europas".

Die chinesische Außenamtssprecherin Hua Chunying meinte danach, man sei "bereit, den Dialog mit der NATO auf der Grundlage von Gleichberechtigung und gegenseitigem Respekt zu stärken" und hoffe, "dass die NATO China und seine Entwicklung korrekt und objektiv einschätzt". Die Militärpolitik der Volksrepublik sei nämlich "ausschließlich defensiv" und die 2020 um 6,6 Prozent gestiegenen Verteidigungsausgaben auf die Einwohnerzahl umgerechnet im Vergleich zu anderen "führenden Ländern" relativ gering. In absoluten Zahlen gemessen hat das Land mit 178,8 Milliarden Dollar allerdings den nach den USA größten Rüstungshaushalt der Welt.

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