Wenn die zweite Welle kommt ...

Über die derzeitige Studienlage zum Thema Covid-19, was wir besser wissen als im März und was wir erwarten können

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Wenn die zweite Welle kommt, dann wird alles anders sein. Ich nehme mein Fazit, das eigentlich ans Ende gehört, mal vorweg und werde es im Folgenden mit Argumenten und Links auf wissenschaftliche Studien zu belegen versuchen. Jeder ist eingeladen, sich dazu seine eigenen Gedanken zu machen.

- Es gibt sehr ernstzunehmende Hinweise darauf, dass in der Region Stockholm mittlerweile 40% der Bevölkerung eine Covid-19 Infektion durchgemacht haben könnten.

- Es gibt eine sehr plausible Erklärung dafür, dass die derzeit in vielen Gebieten wieder stark steigenden Zahlen von Neu-Infektionen (Spanien / Frankreich etc.) überhaupt nicht mit den Infektionszahlen aus März und April verglichen werden können.

- Die Anzahl dieser Neuinfektionen spiegelt sich bekanntermaßen nicht in entsprechenden Sterbefällen wieder, die vermutete Letalität scheint zu sinken.

- Für die Vermutung, das Virus könne sich abgeschwächt haben, gibt es wenig Hinweise, die "sinkende" Letalität kann aber gut erklärt werden, wenn es vor vorneherein eine hohe Anzahl unentdeckter und symptomloser Infektionen gegeben hat, und dafür gibt es nicht nur solide wissenschaftliche Hinweise, sondern auch plausible Argumente.

- Es gibt historische Hinweise darauf, dass es eine zweite und dritte Welle geben könnte, jeweils im Winter, also 2020/21 und 2021/22.

- Diese "Wellen" werden unterschiedliche Länder und Regionen sehr unterschiedlich stark treffen - sofern nicht vorher Impfstoffe zur Verfügung stehen.

- Die "echte Letalität" (IFR) dieser Wellen wird, nach allem, was wir wissen, deutlich geringer ausfallen, als wir bislang befürchten mussten.

- Sollte die Politik nicht alles, was wir derzeit wissen, ignorieren, wird es auch keinen Grund für einen zweiten General-Lockdown geben.

- Bis Impfstoffe verfügbar sind bzw. der Immunstatus der Bevölkerung auf ein vernünftiges Niveau angehoben wurde, werden uns die Masken und das Abstandsgebot wohl noch begleiten.

- Unerklärlich bleibt weiterhin etwas, das ich - in Bezug auf den Immunstatus der Bevölkerung und die hilfreiche Wirkung von Vitamin D - "das große Schweigen" nennen will und für das ich viele Beispiele anführen werde.

Und nochmals: Wenn die zweite Welle kommt, dann wird es dort, wo es heftig war, eher harmlos - und vice versa. Sprich: Bergamo wird kein zweites Armageddon erleben, auch Madrid nicht, auch in Großbritannien wird sich die Übersterblichkeit des ersten Halbjahres von 20% bzw. 60.000 Toten so nicht wiederholen.

Aber überall dort, wo es bislang dank der Schutzmaßnahmen sehr glimpflich abgelaufen ist (Übersterblichkeit in Deutschland im ersten Halbjahr: 0%), wird es auf den Wettlauf zwischen Winter und Impfstoff ankommen. Falls nicht die herrschende Meinung in der Wissenschaft eine ganz große Kehrtwende, einen vollen U-Turn, macht und dabei die Medien auch mitnimmt. Und wir dann einer zweiten Welle, egal wo, etwas entspannter entgegen sehen könnten. Das würde allerdings - in the long run - den Rentenpolitikern die Tränen in die Augen treiben.

Habe ich genug Köder ausgeworfen? Denn ich fürchte, es wird lang (aber hoffentlich auch unterhaltsam) und ich werde nicht an Kritik sparen, auch nicht an Selbstkritik. Denn ich habe mir gewaltig die Finger verbrannt an einer fast unglaublichen Covid-19-Science-Kriminalstory, für die ich teuer bezahlt habe. Und die nach wie vor vollkommen mysteriös ist. Aber davon später.