Panzerverkaufsschlacht in Polen

K2 Black Panther Foto: 권순삼, 국방시민연대. Lizenz: CC BY-SA 2.0

Der südkoreanische K2 Black Panther tritt gegen den deutschen Leopard 2 an

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Die polnische Regierung will in nächster Zeit 617 ältere Kampfpanzer ausmustern. 384 davon sind sowjetische T-72. Sie wurden bereits 1972 entwickelt. Deutschland, Finnland, Rumänien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Vietnam, Nordkorea, der Libanon, Kenia und der Südsudan haben die Fahrzeuge bereits ausgemustert oder verrotten lassen - in Russland und in weiteren 37 weitere Ländern sind noch welche in Betrieb.

Bislang Leopard 2 gekauft

Die restlichen 233 Kampfpanzer, die Polen außer Dienst stellen will, sind PT-91. Sie sind Weiterentwicklungen der zu Zeiten des Warschauer Pakts auch in Polen gefertigten T-72, mit denen sich das Gleiwitzer Rüstungsunternehmen Bumar Łabędy kostengünstig dem Technikstand der 1990er Jahre annäherte. Dazu ergänzte man unter anderem die digitale Feuerleitanlage DRAWA, das Laserwarnsystem OBRA, ERAWA-Infrarotsensoren und Wärmebildkameras der israelischen Firma ElOp.

Danach modernisierte Polen, das 1999 der NATO und 2004 der EU beitrat, seine Panzerstreitkräfte vor allem mit deutschen Leopard 2 von Krauss-Maffei Wegmann, die zuletzt im Syrienkrieg zeigten, dass sie sich nicht für jede Einsatztaktik eignen (vgl. Krieg ist kein Quartettspiel: Leopard-2-Panzer enttäuscht in Syrien). Ob auch die anstehende Modernisierung mit diesen seit 40 Jahren in Serie gebauten Panzern erfolgt, ist jedoch fraglich: Hyundai Rotem - ein koreanisches Unternehmen, an dem neben Hyundai auch der Samsung-Konzern beteiligt ist - will dem Land (in dem viele Bürger wegen des Serienklassikers Vier Panzersoldaten und ein Hund auch ein emotionales Verhältnis zu dieser Waffengattung haben) nämlich seine K2 Black Panther verkaufen.

Reaktivpanzerung und 15 statt neun Schuss

Die koreanischen Panzer mit dem englischen Namen haben neben einer Verbund- auch eine Reaktivpanzerung, mit der sie trotz eines Gewichts von nur 55 Tonnen so gut geschützt sein sollen wie ein 62 Tonnen schwerer amerikanischer M1A2 Abrams. Dadurch verbrauchen sie weniger Treibstoff und haben einer größere Reichweite. Wird der Panzer von einer Radaranlage oder einem Laser aufgespürt, merkt er das und warnt seine Besatzung. Außerdem versucht er dann, den Feind über eine Signalstörung zu täuschen.

Das Feuerleitsystem des K2 wird unter anderem mit Daten von einem 360°-Millimeterwellenradar gespeist und kann Ziele automatisch verfolgen. Dadurch sollen Unebenheiten im Gelände die Treffergenauigkeit nicht mehr negativ beeinflussen. Anders als der Leopard 2 kann der Schwarze Panther automatisch nachladen. Dadurch sind statt neun 15 Schuss pro Minute möglich - und das, ohne eine lange und gründliche Ausbildung des Schützen, die bei der deutschen Konkurrenz Voraussetzung ist, um überhaupt auf die neun Schuss zu kommen. An Munition kann der koreanische Panzer neben Wucht- und Mehrzweckgeschossen auch die KSTAM verwenden - die Korean Smart Top-Attack Munition. Sie schwebt nach dem Abschuss über ein bis zu acht Kilometer entferntes Zielgebiet und sucht sich dort das konkrete Ziel mit Sensoren.

Mit solchen Vorzügen überzeugten die Koreaner bereits die türkische Staatsführung, die sich dazu entschied, ihre 400 Leopard-1-Panzer und weitere ältere Modelle aus den USA mit einem K2-Umbau zu ersetzen, der den Namen "Altay" tragen und in der Türkei hergestellt werden soll. Die Fertigstellung dieses Geräts, an dem auch die türkischen Verbündeten Aserbaidschan und Katar Interesse zeigen, verzögerte sich jedoch mehrfach.

Ungarn baut Rheinmetall-Schützenpanzer

Dass die Bundesregierung Einfluss auf die polnische Regierung nehmen kann, sich trotz der Vorteile der koreanischen Konkurrenz für deutsche Leopard-2-Panzer zu entscheiden, ist angesichts der Konfrontationen in der Ära Merkel und Maas eher unwahrscheinlich. Ganz pessimistisch muss die deutsche Rüstungsindustrie aber nicht in die Zukunft sehen: Immerhin wird auch beim K2 eine 120-Millimeter-L/55-Glattrohrkanone von Rheinmetall verbaut.

Diesem Konzern ist es überdies gelungen, die ungarische Staatsführung zur Bestellung von 218 Lynx-Schützenpanzern zu bewegen. Davon werden jedoch nur 46 in Deutschland gefertigt. Die übrigen 172 stellt ein dafür ins Leben gerufenes Joint-Venture-Unternehmen ab 2023 in Ungarn her. Dem Rheinmetall-Vorstandsvorsitzenden Armin Papperger nach setzt sich das Land damit "technologisch an die Spitze der europäischen Heerestechnik". Und es sorgt vielleicht auch dafür, dass künftig mehr Rüstungsgüter von der Donau als vom Rhein kommen.

Rheinmetall rechnet dieses Jahr vor allem wegen seines durch das Zwei-Prozent-Ziel der NATO geförderten Rüstungsgeschäfts mit sechs bis sieben Prozent mehr Umsatz. Dass sich das Unternehmen trotzdem in der Verlustzone befindet, liegt daran, dass es auch die Automobilindustrie beliefert - und die baut in Deutschland nicht nur zehntausende von Arbeitsplätzen ab, sondern produziert auch weniger, was sich auf die Zulieferindustrie auswirkt.

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