Hurrikane über Portugal und Griechenland

Tropensturm Wilfred am Freitag. Bild: Nasa

Die diesjährige Hurrikan-Saison bricht diverse Rekorde

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Den Meteorologen gehen die Namen aus. Neue Tropenstürme in der Karibik und über dem Nordatlantik müssen für den Rest des Jahres mit Buchstaben des griechischen Alphabets bezeichnet werden. Der Grund: Die diesjährige Hurrikan-Saison ist die aktivste in der Geschichte der Wetterbeobachtungen.

Für Tropensturm "Wilfred", der sich gerade im südlichen Atlantik auf halben Wege zwischen Afrika und der Nordküste Südamerikas gebildet hat, wurde der letzte zur Verfügung stehende Name vergeben.

21 Namen stehen jedes Jahr auf einer alphabetisch geordneten Liste zur Verfügung, auf die sich die nationalen Wetterdienste der Region im Voraus geeinigt haben. Sechs solcher Listen gibt es für die Region, das heißt jede Liste kommt alle sechs Jahre zur Anwendung. Nur wenn ein Sturm besonders verheerend war, wie "Katrina", "Rita" oder "Wilma" im bisherigen Rekordjahr 2005 werden die Namen von der Liste gestrichen und künftig nicht mehr vergeben.

Neuer Rekord

2005 waren die Namen übrigens Anfang Oktober aufgebraucht, 2020 bereits Mitte September. Mal wieder ein neuer Negativ-Rekord. Die atlantische Hurrikan-Saison dauert noch bis Ende November. Vereinzelt werden auch noch im Dezember Hurrikane beobachtet. Der späteste je registrierte Hurrikan war "Zeta", der sich am 30. Dezember 2015 formierte, aber nie auf Land traf.

Ein tropischer Wirbelsturm wird, je nach Region, Hurrikan, Taifun, Tropischer Zyklon oder sehr schwerer Zyklon (very severe cyclonic storm) genannt, wenn die über zehn Minuten gemittelte Windgeschwindigkeit mindestens 116 Kilometer pro Stunde beträgt.

Bei Windgeschwindigkeiten bis unter 63 Kilometer in der Stunde wird von einer tropischen Depression gesprochen, ab diesem Wert ist die Rede von einem tropischen Sturm, dem ein Name aus besagter Liste oder aus ähnlichen für andere Regionen geführten gegeben wird.

Wenn die Liste aufgebraucht ist, geht es mit dem griechischen Alphabet weiter. 2005 im bisherigen Rekordjahr war "Zeta" der 27. und letzte Hurrikan der Saison. In diesem Jahr waren wir am Freitag mit "Alpha" bereits am 18. September beim 22. benannten Sturm.

Mittelmeer-Hurrikan

Der ZDF-Wettermoderator und Meteorologe Özden Terli nennt "Alpha" auf Twitter "historisch", denn der Sturm hat sich vor der portugiesischen Küste gebildet. Seit der Nacht zum Samstag zieht er über den Nordwesten der iberischen Halbinsel. Inzwischen hat er sich aber über Land rasch abgeschwächt - diese Art der Wirbelstürme bezieht ihre Energie aus großen Mengen Wasserdampf, die sie über dem Meer aufnehmen – und dürfte noch heute über den Golf von Biscaya ankommen.

Dramatische Bilder gibt es derweil vom griechischen Festland, wo Sturm "Ianos" am Freitag zugeschlagen hat. Bei ihm handelt es sich um einen sogenannten Medicane, einen Mittelmeer-Hurrikan (mediterranean hurricane), ein seltenes Ereignis.

Einige Klimamodelle gehen davon aus, dass diese in einem wärmeren Klima häufiger auftreten werden. Sie können entstehen, wenn kalte Luft über sehr warmes Wasser strömt. Am häufigsten werden sie bisher im Herbst beobachtet, sie können aber zur jeder Jahreszeit auftrete.

Die Weltmeteorologieorganisation WMO spricht davon, dass Medikane gewöhnlich mit bis zu 400 Kilometern einen geringeren Durchmesser und mit 24 bis 48 Stunden eine geringere Lebenszeit als Hurrikane haben. Die Zeit hat allerdings noch gereicht, um dramatische Schäden anzurichten, wie hier auf Twitter mehrere kleine Videos zeigen.

"Sally", "Noul", "Beta", "Teddy", "Wilfried"

Für massive Schäden sorgte im äußersten Südwesten der USA in den letzten Tagen auch Hurrikan "Sally", der über Alabama und angrenzende Bundesstaaten nur sehr langsam in Richtung Norden zog. Die geringe Zuggeschwindigkeit sorgt dafür, dass der Niederschlag besonders konzentriert fällt. Das Ergebnis sind unter anderem zum Teil noch andauernde schwere Überschwemmungen.

Inzwischen wird "Sally" nicht mehr als Hurrikan geführt, sondern ist nur noch ein ausgedehntes Gebiet mit weiterziehenden Niederschlägen aber abnehmenden Windstärken. Derweil zieht "Teddy" über dem Nordatlantik fern von jedem Land seine Bahnen, was gut ist, denn bei ihm handelt es sich um einen besonders starken Hurrikan. Der tropische Sturm "Wilfried" ist südöstlich von ihm auf Kurs Westnordwest, und über dem Golf von Mexiko formiert sich "Beta", die Küsten von Louisiana und hauptsächlich Texas bedrohend.

In Südostasien ist derweil Tropensturm "Noul" auf die Mitte Vietnams getroffen, hat dort für schwere Schäden gesorgt und schwächt sich inzwischen über Laos ab, wie die NASA berichtet. 500.000 Menschen waren vorsorglich evakuiert worden.