China-USA: Welchen Weg geht Biden?

Bild: mohamed hassan/Pixabay.com

Ist Joe Biden bereit, China als gleichberechtigten Partner zu akzeptieren oder wird er die konfrontative Politik seiner beiden Vorgänger fortsetzen?

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Der künftige US-Präsident Joe Biden hat, wenig überraschend, für die USA eine Führungsrolle in den internationalen Beziehungen beansprucht, was die Garde der Neocons, wie berichtet, frohlocken lässt.

Kann das gut gehen in einer Zeit, in der China einmal mehr die Weltwirtschaft aus dem Sumpf einer großen Krise ziehen muss, in der der 1,4-Milliarden-Einwohner-Staat schon in zehn Jahren die globale Wirtschaftsmacht Nummer eins sein könnte?

Schon sind einige konservative Regierungen wie die australische besorgt, China könnte seinerseits eine Führungsrolle anstreben. Nahrung bekommen solche Ängste durch das oft irritierende, manchmal fast rüpelhafte Auftreten einiger chinesischer Diplomaten.

Unter Chinas seit 2012 amtierenden Präsidenten Xi Jinping machen zunehmend junge Diplomaten Karriere, deren Auftritte mitunter an Donald Trumps Botschafter in Deutschland erinnern.

Mit dem Unterschied vielleicht, dass sie die Bundesregierung nicht zur Anschaffung von Atomwaffen auffordern. Auch wurden europäische Firmen bisher nicht von China mit Sanktionen bedroht, sollten sie sich nicht an den Handelskriegen gegen Dritte beteiligen, wie es die USA unter anderem im Zusammenhang mit Nord Stream 2 getan hat.

Vielmehr versicherte Beijing (Peking) der Bundesregierung erst am gestrigen Dienstag, dass die Wirtschaft des Landes weiter geöffnet werden solle, auch wenn künftig mehr Gewicht auf die Entwicklung des Binnenmarktes gelegt werde. Sozusagen eine indirekte Einladung an hiesige Exporteure.

Unterdessen fordert der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger, Nobelpreisträger, aber alles andere als ein Friedensengel, den künftigen Präsidenten auf, rasch die Kommunikationswege zu Beijing wieder aufzubauen, die von der Trump-Regierung zerstört wurden.

Andernfalls gäbe es ein Risiko, dass aus einer Krise ein militärischer Konflikt entstehen könnte. Ohne eine Plattform für Zusammenarbeit könnte die Welt in eine Katastrophe vergleichbar mit dem Ersten Weltkrieg schlittern, warnte der gebürtige Fürther laut Bloomberg.

Die Frage wird sein, ob Biden an die Politik Obamas anknüpft – die auch von Trump nicht wirklich aufgegeben wurde –, nämlich ein Bündnisnetz mit Chinas Nachbarn zu knüpfen, dass die Volksrepublik in Schach hält. Oder ob er zu einem eher kooperativen Strategie findet, die Chinas Nachbarn vor allem wirtschaftlich einbinden würde.

Länder wie Südkorea und die Philippinen, bisher treue Verbündete Washingtons und durchaus mit teils erheblichen Vorbehalten gegenüber dem großen Nachbarn, haben zunehmend weniger Neigung, sich an der bereits von Obama verfolgten und von Trump nur ungeschickt auf die Spitze getriebenen konfrontativen Strategie der Eindämmung zu beteiligen.