Neuseeland: Ausstieg aus der Kohle bis 2030

Schwimmende Solarfarm auf dem Abwassersee Rosedale. Bild: Vector

Sozialdemokraten fahren überwältigenden Wahlsieg ein und versprechen den grünen Umbau der Wirtschaft

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Neuseelands soeben auf einer Welle der Sympathie für ihre beispielhaft erfolgreiche Anticorona-Politik wiedergewählte Premierministerin Jacinda Ardern (Labour Party) – das Land verzeichnet umgerechnet auf die Bevölkerung fast so wenig Corona-Tote wie China – hat sich Großes vorgenommen.

Im Vorfeld der Wahl hatte sie vor zwei Wochen angekündigt, die Stromversorgung des Inselstaates bis 2030 vollständig auf erneuerbare Energieträger umstellen zu wollen. Bereits 2018 war ein Genehmigungsstop für neue Gas- und Erdölbohrungen vor den Küsten des Landes verhängt worden.

Das neue Ziel bedeutet eine Vorverlegung der Deadline um fünf Jahre. Bisher hatte die Vorgabe gelautet, ab 2035 auf fossile Energieträger in der Stromversorgung zu verzichten. Hierzulande wird dieses Ziel von der Jugendbewegungen Fridays for Future für die gesamte Energieversorgung eingefordert und das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie hat kürzlich einen Weg dorthin skizziert.

Neuseeland nutzt bisher viel Wasserkraft für die Stromerzeugung. Dieser Tage wurde aber auch das bisher größte Solarkraftwerk der Kiwi-Nation in Betrieb genommen. Auf einem Abwassersee bei Auckland schwimmen seit neuestem 2700 Solarpanele mit einer Gesamtfläche von einem Hektar (100 mal 100 Meter) und sollen künftig 1,5 Millionen Kilowattstunden elektrische Energie im Jahr liefern. Weitere und größere Freiflächenanlagen und Dachanlagen sollen in nächster Zukunft folgen.

Geplant ist unter anderem, den Bau neuer Kohlekraftwerke und Heizungen zu verbieten, ein weiteres Pumpspeicherkraftwerk zu bauen und verstärkt Elektroautos auf die Straße zu bringen. Kommunen sollen Zuschüsse für den Kauf von Elektrobussen erhalten. Im Zusammenhang mit einem Konjunkturprogramm, das dem Land aus der Pandemie bedingten Wirtschaftskrise helfen soll, hatte die alte und neue Premierministerin umfangreiche Investitionen in "transformative Energieprojekte" und das Schaffen von 20.000 Arbeitsplätzen versprochen.

Auch Elektrolyseanlagen für die Erzeugung von Wasserstoff stehen in diesem Zusammenhang auf der To-do-Liste der Sozialdemokratin. Diese begann ihre Siegesrede übrigens in der Sprache der Maori, deren Land die britische Kolonialmacht einst erobert hatte. Man stelle sich vor, die deutsche Kanzlerin würde die hiesige Bevölkerung auf Sorbisch oder Dänisch ansprechen.

Im Parlament wird Labour aller Voraussicht nach erstmals seit langem eine knappe absolute Mehrheit haben und nicht mehr auf Koalitionspartner angewiesen sein. Dennoch sind Gespräche mit den Grünen geplant, und Ardern schließt bisher eine Fortsetzung der Koalition mit ihnen nicht aus. Im Umweltfragen ist ihr außerdem die Unterstützung des einzigen Vertreters der Maori-Partei sicher, der einen Parlamentssitz erobern konnte.