Sebastian Kurz: "Unser Feind, das sind die Extremisten und Terroristen"

Am 3. November 2020 fand ein Sonderministerrat per Videokonferenz aufgrund des Terroranschlags in Wien statt. Im Bild Bundeskanzler Sebastian Kurz (r.) und Bundesminister Karl Nehammer (l.). Bild: Dragan Tatic/BKA

Terror in Wien: Ein Angreifer wurde am Montagabend von der Polizei erschossen. Möglicherweise sind mehrere Mittäter auf der Flucht

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Während die Zahl der Opfer des Terrorangriffs vom Montagabend in Wien sich konkretisiert hat, ist die Zahl der Täter weiterhin unklar. Vier Menschen, zwei Männer und zwei Frauen, seien, wie Bundeskanzler Sebastian Kurz auf einer Pressekonferenz am Dienstagvormittag bestätigte, ums Leben gekommen. "Ein älterer Herr, eine Dame, ein junger Mann und eine Kellnerin" wurden, so der Bundeskanzler, "kaltblütig ermordet". 14 Menschen wurden bei dem Terroranschlag verletzt, davon befänden sich sieben Personen in Lebensgefahr.

Ein Täter, den die Polizei etwa 10 Minuten nach Beginn des Anschlags gestellt und erschossen hat, wurde als ein Sympathisant der Terrormiliz IS identifiziert. Laut Medienberichten soll es sich um einen 20-jährigen Wiener mit nordmazedonischen Wurzeln handeln. Der 20-Jährige sei den Behörden einschlägig bekannt gewesen. Im April 2019 sei er zu einer Haftstrafe von 22 Monaten verurteilt worden, weil er versucht habe, nach Syrien auszureisen, um sich dort dem IS anzuschließen. Er wurde "vorzeitig bedingt entlassen". Seine Wohnung wurde durchsucht, nachdem die Tür aufgesprengt wurde.

Der Angriff fand im Wiener Ausgehviertel statt und habe sich über mehrere Straßenzüge erstreckt. Die ersten Schüsse waren am Montagabend gegen 20.00 Uhr in der Nähe des Schwedenplatzes in der Wiener Innenstadt gefallen.

Laut Augenzeugen habe mindestens ein Angreifer auf Menschen geschossen, die sich in Bars und Pubs befanden. Menschen seien in Panik in die Gaststätten geflüchtet, gefolgt von dem oder den Angreifern.

Nach Angaben der Polizei gab es sechs Tatorte. Erste Schüsse seien in der Seitenstettengasse in unmittelbarer Nähe einer Synagoge gefallen. Anschließend habe es Vorfälle an fünf weiteren Orten in der Innenstadt gegeben. Der Innenminister geht von einem oder mehreren weiteren Tätern aus. Es habe bislang 15 Hausdurchsuchungen und mehrere Festnahmen gegeben.

Es handele sich, so Sebastian Kurz in seiner Erklärung am Dienstag, eindeutig um einen islamistischen Anschlag. Dahinter stehe Hass auf "unsere" Grundwerte. Der brutale Anschlag habe der freien Gesellschaft gegolten. Doch, so Kurz, man werde nicht in die Falle der Terroristen tappen. Man werde dem Terrorismus mit allen Mitteln begegnen. Aber die Gesellschaft werde sich nicht spalten lassen. "Unser Feind, das sind die Extremisten und Terroristen", so Sebastian Kurz.

Das österreichische Bundesheer habe den Objektschutz in Wien übernommen, damit die Polizei sich auf die Ermittlungsarbeit konzentrieren könne. Die deutsche Bundespolizei kontrolliere verstärkt die deutsch-österreichische Grenze. In die "Fahndungsmaßnahmen" sei auch der Bahnverkehr einbezogen. Die Wiener werden aufgefordert, zu Hause zu bleiben und öffentliche Plätze zu meiden. Die Lage sei weiterhin unübersichtlich.

In Wien wurde die Schulpflicht am Dienstag ausgesetzt. Die Schulen haben geöffnet, doch Schüler dürfen unentschuldigt zu Hause bleiben. Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) hat alle Synagogen in Österreich geschlossen. Man wisse nicht, ob der Anschlag der Synagoge in Wien gegolten habe. Allerdings sei auf zwei Menschen vor dem Gebäude geschossen worden.