Klima: 2020 so heiß wie nur wenige Jahre zuvor

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Schon in den 2030ern könnte das erste der Pariser Ziele, das 1,5-Grad-Ziel, verfehlt werden

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Das laufende Jahr ist auf dem besten Wege eines der drei wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen zu werden. Dies stellte die Weltmeteorologieorganisation WMO in ihrer jüngsten Jahresbilanz fest. Die sechs Jahre 2015 bis 2020 waren zugleich die wärmsten in den meist rund 140 Jahre zurückreichenden Zeitreihen der globalen Durchschnittstemperatur.

Abweichung der globalen Temperatur vom Mittelwert der Jahre 1850 bis 1900, berechnet von verschiedenen Gruppen mit unterschiedlichen Methoden und zum Teil abweichenden Datensätzen. (Bild: WMO)

2020 sei von extremen Hitzewellen, Busch- und Waldbränden, Überschwemmungen und der aktivsten atlantischen Hurrikan-Saison seit Menschengedenken gezeichnet gewesen. Über dem Nordatlantik gab es mit 30 die höchste je registrierte Zahl benannter Tropenstürme. Nicaragua erlebte den ersten Landfall eines Hurrikans der Kategorie 4 in seiner Geschichte, was die zweithöchste Stufe ist. Nur eine gute Woche später zog schon der zweite Kategorie-4-Hurrikan über das mittelamerikanische Land.

Für gewöhnlich, so WMO-Generalsekretär Petteri Taalas, sind die wärmsten Jahr mit einem El-Niño-Ereignis im tropischen Pazifik verbunden. 2016 sei dies zum Beispiel der Fall gewesen. Zur Zeit befindet sich die genannte Meeresregion jedoch in einer La-Niña-Phase, was gewöhnlich einen kühlenden Einfluss auf das globale Klima hat.

Doch davon kann 2020 keine Rede sein. Trotz La Niña wird es zu den wärmsten je registrierten Jahren gehören. In den ersten elf Monate 2020 war es im globalen Durchschnitt bereits um 1,2 Grad Celsius wärmer als in vorindustriellen Zeiten.

Wie man an unten stehender Grafik des Goddard Instituts for Space Studies (GISS) der NASA ablesen kann, hat sich der Planet in den letzten 20 Jahren um durchschnittlich 0,26 Grad Celsius erwärmt. Der Messfehler liegt im Bereich einiger Hundertstel Grad.

Geht es in diesem Tempo weiter, wird die globale Durchschnittstemperatur bereits irgendwann in den 2030er Jahren 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau liegen. Jenseits dieser Grenze, so hatte ein Sachstandbericht des sogenannten UN-Klimarates 2018 festgestellt, nehmen die vom Klimawandel angerichteten Schäden rasch zu.

Unter anderem ist schon bei etwas über 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau davon auszugehen, dass sämtliche Warmwasser-Korallenriffe absterben. Auch für die Fische verschlechtern sich die Bedingungen in wärmeren Ozeanen.

Bei einer Erwärmung um zwei Grad Celsius wird erwartet, dass die Verluste für die Fischerei drei Millionen Tonnen jährlich betragen werden. Das wäre doppelt so viel Verlust, als wenn die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius beschränkt werden könnte.

Wie oben, nur relativ zur Periode 1951 bis 1980 und allein vom GISS. Diese Daten sind in der ersten Grafik als GISTEMP enthalten. Hier ist zusätzlich in Rot ein gleitendes Mittel über mehrere Jahre eingezeichnet, an dem abgelesen werden kann, dass die Temepratur in den letzten 20 Jahren um durchschnittlich 0,26 Grad Celsius pro Jahrzehnt zugelegt hat. (Bild: GISS NASA)

Ebenso könnte in der Arktis der Verlust des dauerhaft gefrorenen Bodens (Permafrost) begrenzt werden. Sollte die globale Durchschnittstemperatur zwei Grad über den Verhältnissen im 19. Jahrhundert erreichen, würden 1,5 bis 2,5 Millionen Quadratkilometer mehr Permafrost verloren gehen, als wenn die Erwärmung - wie in der Pariser Klimaübereinkunft vorgesehen - auf 1,5 Grad Celsius beschränkt würde.

Das wäre in etwa die vier- bis nicht ganz siebenfache Fläche Deutschlands und ist insofern besonders wichtig, als in der Arktis eine Zeitbombe tickt. Im Permafrost sind gewaltige Mengen organischen Materials konserviert, das beim Auftauen zersetzt würde. Die Abfallprodukte wären die Klimagase Kohlendioxid und Methan, die den Klimawandel weiter befeuern würden.

Zu den Folgen des Klimawandels gehört auch eine Zunahme von extremen Wettereignissen, wie sie Südeuropa in den nächsten Tagen mal wieder erleben wird. Vor allem Norditalien und Teile des Balkans müssen mit schweren Unwettern rechnen, wie auf diesen Vorhersagekarten zu sehen ist.

Betroffen werden auch die griechischen Inseln vor der türkischen Küste sein, auf denen Bundesinnenminister Horst Seehofer weiter Flüchtlinge unter menschenunwürdigen Bedingungen, wie hier auf Lesbos, festhalten lässt. In Zelten ohne Boden, hinter Stacheldraht in Lagern ohne warmes Wasser und Heizung, ohne ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln. Seehofer sperrt sich gegen die von zahlreichen Kommunen und einigen Bundesländern angebotene Aufnahme von Flüchtlingen aus diesen Lagern.