2020: Das tödlichste Jahr

Symbolbild: Unsplash

Die USA verzeichnen den höchsten Anstieg der Sterbefälle seit 1918. Auch in Deutschland liegen die Sterbefallzahlen über dem Durchschnitt

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die Zahl der Sterbefälle in den USA wird im Jahr 2020 voraussichtlich stärker steigen als in jedem anderen Jahr seit 1918, dem letzten Kriegsjahr des Ersten Weltkriegs und dem ersten Jahr der Spanischen Grippe. Dies geht aus vorläufigen Schätzungen hervor, die in den Vereinigten Staaten veröffentlicht wurden. Mit geschätzten 3,2 Millionen Todesfällen wird die Vorjahreszahl voraussichtlich um mindestens 400.000 überschritten. Dies entspräche einem Anstieg um ungefähr 15 Prozent.

Das Jahr 2020 ist damit das tödlichste Jahr in der Geschichte der Vereinigten Staaten mit erstmals über 3 Millionen Verstorbenen. Angaben der Associated Press zufolge steigt die Zahl der Todesfälle in einem gewöhnlichen Jahr aufgrund der Bevölkerungsalterung und des Bevölkerungswachstums um circa 20.000 bis 50.000 pro Jahr. Doch mit einem Anstieg von 2.85 Millionen registrierten Sterbefällen im Jahr 2019 auf voraussichtlich mehr als 3.20 Millionen Fälle ist 2020 kein gewöhnliches Jahr.

Im Jahr 2019 war die Mortalitätsrate leicht gefallen, was zum zweiten Mal in Folge zu einem leichten Anstieg der Lebenserwartung führte. Diese lag 2019 für die gesamte U.S.-Bevölkerung bei 78,8 Jahren, 76,3 Jahre für Männer und 81,4 Jahre für Frauen. Den amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zufolge könnte die Lebenserwartung für 2020 um zwei bis drei Jahre fallen.

Auf der Basis einer Simulation unter Heranziehung bis August vorliegender Daten habe sich bereits ein Rückgang der Lebenserwartung von ungefähr eineinhalb Jahren ergeben. "Seit August sind viele Todesfälle hinzugekommen", so der für die Sterbestatistik zuständige Sprecher der CDC, "daher denke ich, dass ein Rückgang von zwei bis drei Jahren für 2020 nicht ausgeschlossen ist." Eine ähnliche Verringerung habe es seit 1943 nicht gegeben, als die Lebenserwartung aufgrund der Kriegstoten im Zweiten Weltkrieg um 2,9 Jahre fiel.

Bis endgültige Daten für das Gesamtjahr vorliegen wird es noch länger dauern. Doch die vorläufigen Zahlen zeigen auch in Deutschland starke Auffälligkeiten. So lagen laut Auswertungen des Statistischen Bundesamtes die Sterbefallzahlen bereits im Frühjahr erheblich über dem Durchschnitt der Vorjahre. Mitte November waren die Sterbefallzahlen bundesweit um 9 Prozent höher als in den Jahren zuvor. In Sachsen starben im Vergleich zu den Vorjahren sogar 46 Prozent mehr Menschen.