Ciao, Telepolis!

Horst Teltschik (li.) mit Florian Rötzer im Telepolis Salon über den Weg vom Kalten Krieg zum Kalten Frieden

Nach einem Vierteljahrhundert ist es höchste Zeit für einen Neustart

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Liebe Telepolis-LeserInnen,

nach 25 Jahren Telepolis, das ich zusammen mit Armin Medosch und Jürgen Fey im Januar 1996, als das WWW noch in den Anfängen stand, gegründet habe, ist es nicht nur altersbedingt Zeit, Abschied zu nehmen. Telepolis – amüsant ist im Rückblick die erste Pressemitteilung von 1996 zu lesen – hat schon einige tiefgreifende Umstellungen erlebt, vielleicht am stärksten nach dem Platzen der Dotcom-Blase mit einer radikalen Schrumpfung des Budgets, was dazu führte, dass der Schwerpunkt nicht mehr auf der digitalen Kultur lag, sondern sich mehr und mehr auf die Politik verschob.

Den letzten Schub ergab sich nach dem 11. September 2001 und mit dem Beginn des von den USA ausgerufenen Krieges gegen den Terrorismus. Afghanistan war das erste Ziel, aber man versuchte den Anschlag auszubeuten, um den Nahen Osten umzubauen. Der Sturz Saddam Husseins durch einen Krieg, der nach den NeoCons angeblich fast nichts kosten würde, sollte alle arabischen Staaten wie umkippende Dominosteine in kapitalistische Demokratien im Sinne der USA verwandeln. Dazu wurde massiv Desinformation von der damaligen US-Regierung mit ihrer "Koalition der Willigen" betrieben. Das war die Zeit, als die Spaltung der Gesellschaft begann und das Misstrauen in Regierungen und Medien einsetzte.

Telepolis hatte seitdem versucht, eine nach allen Seiten kritische Position zu wahren. Das ist in einer zunehmend in Freund und Feind polarisierten Debatte ("Wer nicht für uns ist, ist gegen uns") nicht einfach. Das zeigt sich auch jetzt wieder bei der Diskussion um die Coronavirus-Pandemie. Umso wichtiger sind Medien, die sich nicht vorschnell auf eine Seite schlagen, sondern versuchen, einen Diskurs zu organisieren und auch ideologisch unabhängig zu bleiben.

Harald Neuber, mein Nachfolger als Chefredakteur, kennt Telepolis und hat seit vielen Jahren immer wieder Beiträge geschrieben. Bei einem Wechsel wird es natürlich dennoch inhaltliche und personelle Veränderungen geben, das ist auch richtig und wichtig nach einem Vierteljahrhundert. Ich bin gespannt.

Danken will ich Christian Heise und Steven Steinkraus, dem damaligen Geschäftsführer des Heise-Verlags, die den Mut hatten, 1996 das Abenteuer einzugehen, ein politisch-kulturelles Online-Magazin zu gründen. Der geschäftsführende Gesellschafter der Heise-Gruppe, Ansgar Heise, und der Geschäftsführer des Heise-Zeitschriftenverlags, Alfons Schräder, standen weiter hinter Telepolis und gewährten dem Magazin bei allen Tiefen und Höhen redaktionell uneingeschränkte Unabhängigkeit. Das ist außergewöhnlich mutig und keineswegs selbstverständlich.

Danken will ich auch meinen Kollegen Peter Mühlbauer, Thomas Pany und Michael Schuberthan (Grafik) für ihren Einsatz, der bei so einer kleinen Gruppe mit einem doch großem Output oft an die Grenzen geht.

Sträflich vergessen, sorry: Ohne die vielen, teils schon sehr lange und kontinuierlich für Telepolis schreibenden Autoren, die immer wieder neue Themen und Blickwinkel hereinbrachten, wäre das Online-Magazin nicht das, was es geworden ist. Vielen Dank dafür.

Und nicht zuletzt sei den Lesern gedankt, Telepolis begleitet zu haben und hoffentlich weiter zu begleiten, selbstverständlich auch kritisch, wie sich das gehört.

Ich wünsche Harald und seiner Crew viel Erfolg und gutes Gelingen.

Mich kann man weiter erreichen über florian.roetzer@posteo.de und https://twitter.com/FlorianRoetzer, auch unter roetzer@buchkomplizen.de. Bei dem noch neuen und sehr anfänglichen Projekt Buchkomplizen.de werde ich in neuer Umgebung auch weiterhin aktiv sein. Vielleicht schaut der eine oder andere mal vorbei.

Im Dezember ist von mir das Buch erschienen: Sein und Wohnen: Philosophische Streifzüge zur Geschichte und Bedeutung des Wohnens.

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