Angriff auf US-Kapitol: "Lasst uns diese Scheiße niederbrennen"

Reporter oder nicht? Linker oder rechter? John Earle Sullivan alias "Jayden X". Bild: Screenshot

100 Personen wegen des Angriffs auf das US-Kapitol angeklagt. Einer von ihnen ist ein angeblich linker Aktivist, der sich für einen Reporter hält

"Jayden X", der im wirklichen Leben John Earle Sullivan heißt, präsentiert sich als liberaler Aktivist. Auf seinem Youtube-Kanal postet er seit etwa einem Dreivierteljahr regelmäßig Videos von den Unruheherden der USA. Beim Angriff auf das Kapitol war "Jayden X" auch anwesend. Wie er sagt, nur um die Ereignisse zu dokumentieren.

James Sullivan ist anderer Meinung. Er ist der Ansicht John Earle Sullivan, sein Bruder, habe nicht nur an dem Sturm auf das US-Kapitol teilgenommen, sondern dort eine Führungsrolle innegehabt. Deswegen hat James Sullivan der Bundespolizei FBI Hinweise über seinen Bruder John Earle Sullivan geliefert. Dieser wurde mittlerweile verhaftet und vor einem Bundesgericht angeklagt.

Einem Bericht des US-Medienkonzerns Politico zufolge sei der aus Utah stammende Sullivan ein "liberaler" politischer Aktivist und der Gründer einer Protest-Gruppe namens "Insurgence USA" (Aufstand USA). Damit dürfte Sullivan eine große Ausnahme unter denjenigen darstellen, die bislang wegen der Unruhen angeklagt wurden.

Bei den meisten von ihnen scheint es sich um stramme Trump-Unterstützer zu handeln. Allerdings wird aus Trumps Umkreis behauptet, zu den Unruhen hätten Vertreter der Antifa angestiftet.

Sullivan hat nach der Kapitol-Erstürmung in einem von vielen Interviews erklärt: "Ich sage keineswegs, dass ich Antifa bin. Aber ich glaube definitiv an Black Lives Matter." Wie Newsweek berichtet, hat Sullivan in mehreren Fernsehinterviews zu Protokoll gegeben, er habe die Unruhen nur dokumentieren und journalistisch begleiten wollen.

Allerdings trug er bei seinem Einsatz auf dem Kapitol eine für Journalisten, jedenfalls in Nicht-Kriegsgebieten, untypische Garderobe: eine kugelsichere Weste und eine Gasmaske.

Belastendes Videomaterial

Auch Sullivans "Berichterstattung" war nicht im konventionellen Sinne "Mainstreamjournalismus". Es gebe Videoaufnahmen, so Newsweek, auf denen er – als der Mob durch die Barrikaden in Richtung Kapitol drängte – mit den Worten zu vernehmen sei: "Wir haben diese Scheiße geschafft. Wir haben das zusammen gemacht. Fuck yeah! Wir sind alle ein Teil dieser Geschichte." Und weiter: "Lasst uns diese Scheiße niederbrennen."

Sullivan war auch mit seiner Kamera anwesend als der tödliche Schuss auf Ashli Babbitt, eine Anhängerin des QAnon-Kults, fiel. Etwa eineinhalb Minuten vor dem Schuss hört man Sullivan hinter der Kamera, wie er mit dem Sicherheitspersonal spricht: "Wir wollen, dass ihr nach Hause geht. Ich nehme das auf. Und da sind so viele Leute. Sie werden hier hochkommen. Bro, ich habe gesehen wie Leute da draußen verletzt wurden. Ich möchte nicht, dass Ihr verletzt werdet."

Das FBI hält Sullivan nicht für einen Reporter.

In Zeiten von Falschnachrichten war es absehbar, dass ein heftiger Streit darüber entbrennen würde, wer hinter den Kapitol-Unruhen steckt. Die Online-Plattform The Intercept berichtet, rechte Medien nähmen Sullivans Präsenz als Zeichen dafür, dass antifaschistische Agitatoren für die Gewalt verantwortlich waren, weil sie Trump-Unterstützer angestachelt hätten. Linke Aktivisten hätten Sullivan jedoch schon vor Monaten rausgeworfen, da er entweder ein rechter Infiltrator oder ein gefährlich naiver Amateur sei.

The Intercept kommt nach eingehender Sichtung von Sullivans Videomaterial zu dem Schluss: "Es gibt kein Anzeichen dafür, dass er diese oder eine andere gewalttätige Konfrontation orchestriert hat." Sullivan habe die Randalierer nicht angeführt, er sei ihnen gefolgt.

Allerdings sei seine Begeisterung während der Unruhen echt gewesen. Dies könnte aus seiner regierungsfeindlichen Einstellung und seinem Wunsch herrühren, die US-Regierung zerstört zu sehen.

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