Klimakrise: Durch dünnes Eis

Russischer NG-Tanker Christophe de Margerie. Bild: sovcomflot.ru

Frachtverkehr durch das aktische Eis, einfrierende Gasquellen in Texas und nie dagewesene Februarhitze in Beijing. Der Klimawandel galoppiert

Der russische Spezialtanker Christophe de Margerie der Reederei Sovcomflot ist am 19. Februar im russischen Gasterminal Sabetta auf der Yamal-Halbinsel angelangt, wie der Barents Observer berichtet. Das ist im äußersten Nordwesten Sibiriens, wobei das Schiff aus dem Osten kam, somit über 100 Kilometer Eis entlang der sibirischen Küste fuhr.

Flüssiggas-Transport

In Sabetta soll offensichtlich Flüssiggas aufgenommen werden. Auf der Yamal-Halbinsel, am Arktischen Ozean, liegen die wichtigsten Erdgasfelder Russlands, von denen auch Deutschland über verschiedene Pipelines beliefert wird.

Aus dem nordost-chinesischen Hafen Jiangsu kommend war die Christophe de Margerie durch die Russland und die USA trennende enge Beringstraße gefahren und hatte sich rund zwei Wochen lang in Begleitung des atomarbetriebenen Eisbrechers 50Let Pobedy durch das Eis gekämpft.

Eine alles andere als alltägliche Fahrt. Zum ersten Mal nahm ein kommerzielles Frachtschiff diese Route auf dem Höhepunkt des Winters. In zwei bis drei Wochen wird das arktische Meereis seine maximale Ausdehnung erreichen und das Eis sollte zu dieser Zeit am dicksten sein.

Möglich wurde die Fahrt, weil sich den beiden Schiffen meist nur relativ dünnes einjähriges Eis in den Weg stellte. Dies wiederum ist eine Folge der an der sibirischen Küste inzwischen meist eisfreien Sommer und der auch im Winter oft viel zu hohen Temperaturen über weiten Teilen der Arktis.

Aktuell war es in den letzten Tagen über der zentralen Arktis nur wenige Grad unter Null. Damit sich im Winter möglichst dickes Eis bilden kann, muss es längere Zeit -30 Grad Celsius und kälter sein. Andernfalls taut das Eis während des langen arktischen Tages, wenn die Sonne monatelang nicht mehr untergeht oder wird von arktischen Stürmen aufgebrochen und zusammengeschoben.

Die Kehrseite der gerade zu Ende gehenden Kaltluftausbrüche

Die relativ milden Temperaturen über der Arktis sind die Kehrseite der gerade zu Ende gehenden Kaltluftausbrüche bis in den Nordosten Mexikos, die vor allem in Texas in Kombination mit unzureichender Vorsorge und horrenden Zuständen in Kraftwerken und Stromnetzen für viele Tote sorgten.

Auch die gerade zu Ende gehende Rekord-Hitzewelle in Ostchina, den beiden Koreas und auf dem japanischen Archipel gehören zu den außerordentlichen Kapriolen der globalen atmosphärischen Zirkulation, die eine Folge der überdurchschnittlichen Erwärmung der Arktis sind.

Der schottische Meteorologe Scott Duncan berichtet auf Twitter, das am gestrigen Sonntag in Chinas Hauptstadt Beijing (Peking) eine Tageshöchsttemperatur von 25,6 Grad Celsius gemessen wurde. Das sei ein neuer Allzeitrekord für Februar.

Die Tagesmitteltemperatur lag mehr als 14 Grad Celsius über dem für diese Jahreszeit Üblichen, wie die meteorologischen Daten aus der chinesischen Metropole zeigen.