Psychologische Beratung in Pandemie-Zeiten

Klient-Textchat am Laptop. Bild: Instahelp

Die Covid-19-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen sorgen in der Bevölkerung für ungewohnten Stress und damit zu psychischen Problemen und teilweise sogar zu Existenzängsten

Als Konsequenz steigt die Nachfrage nach psychologischer Beratung auch bei Menschen, die zuvor nie auf die Idee gekommen wären, die Praxis eines Psychologen aufzusuchen. Für Menschen, welchen in der aktuellen Situation, wie man landläufig sagt, die Decke auf den Kopf fällt, gibt es mehrere Angebote, die niedrigschwellig erreichbar sind.

Der immer wieder verlängerte Lockdown schlägt so manchem nicht nur aufs Konto, sondern auch aufs Gemüt und aufgrund der Kontaktbeschränkungen beschränken sich die gebotenen Zerstreuungsoptionen zumeist auf elektronische Medien zwischen Messenger und Netflix.

Spätestens wenn die Lage jedoch mit Zerstreuung und Ablenkung nicht mehr zu bessern ist, sollte man sich fachmännischen Rat suchen. Hilfestellung bieten hierbei Online-Systeme, die auch zu Pandemiezeiten problemlos kontaktiert werden können. Der Autor hat sich zwei völlig unterschiedlich konzipierte Hilfe-Angebote näher angesehen.

Sorgen-Tagebuch als erste Hilfe

Das Sorgen-Tagebuch in Bad Krozingen versteht sich als komplett kostenfreie erste Anlaufstelle für Menschen unabhängig vom Alter und vom konkreten mentalen Problem. Sie will keine professionelle, medizinische oder therapeutische Beratung ersetzen, sondern dient als erster Kontakt für Menschen, die sich aktuell nicht trauen, ihre Probleme mit Freunden oder professionellen Beratern zu besprechen oder schlichtweg niemanden haben, mit dem sie sprechen könnten.

Ziel des von ehrenamtlichen Mitarbeitern des gemeinnützigen eingetragenen Vereins "Sorgen-Tagebuch e.V." betriebenen Angebots der Onlineplattform ist es, zuzuhören und dabei klar das Gefühl zu vermitteln gehört zu werden, Mut zu machen und Wege aufzuzeigen zu welchen auch eine professionelle Beratung zählen kann.

Besonders hohe Nachfrage erhielt das Portal zu Coronazeiten grade im Hinblick auf Einsamkeit und gefühlte Existenzängste, wobei dies zumeist gar kein medizinisches Problem darstellt und dennoch einen hohen Leidensdruck erzeugen kann. Die Plattform grenzt sich deutlich ab von Telefonberatungen und eignet sich durch die gebotene Anonymität und die extrem niedrigen Hürden somit gerade für Menschen, die sich nicht in ein direktes Gespräch mit Fragen und erwarteten Antworten trauen würden oder die Beratung einfach zu schnell ist.

Beim elektronischen Tagebuch-Angebot geht es letztlich um den Dialog mit dem eigenen Tagebuch, der klar entschleunigt ist durch den Austausch in Form von ausführlicheren Tagebucheinträgen und keinen Druck macht, sofort seine Gedanken zu formulieren, sondern Zeit zum Verbalisieren bietet. Der Verein wird ausschließlich durch Spenden finanziert und basiert vollständig auf der Leistung von über 60 Ehrenamtlichen.

Psychologische Betreuung via App

Das Ziel von Instahelp in Graz ist weniger auf aktuelle Probleme fokussiert, sondern man will dort letztlich erreichen, dass die psychische Gesundheit in der Gesellschaft den gleichen Stellenwert bekommt wie die physische und damit auch Teil der der ganz alltäglichen Gesundheitsvorsorge wird. Dazu will man den Zugang zu professioneller Hilfe so einfach und unkompliziert wie technisch möglich gestalten.

Hinter Instahelp steht die Insta Communications GmbH, die wiederum eine Tochter der Up to Eleven Digital Solutions GmbH ist. Seit dem Start im Jahre 2015 wurden mehr als 80.000 Privatpersonen über die Plattform beraten. Zudem steht über 140.000 Mitarbeitern aus mehr als 40 Unternehmen die Beratung kostenlos und anonym im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung zur Verfügung.

Alle Instahelp Psychologen und Psychologinnen sind nach Aussage des Anbieters ausgebildete Klinische- und Gesundheitspsychologen und Experten auf ihrem Gebiet. Die Beratung ist als Text-Chat, Video- oder Audiotelefonie verfügbar.

Instahelp sieht sich als Partner, mit welchem gemeinsam konkrete Strategien entwickelt werden können, um einerseits Probleme zu lösen, anderseits jedoch auch die gesetzten oder vorgegebenen Ziele zu erreichen.

Die kontinuierliche Begleitung durch einen psychologischen Berater und Coach ist in den USA schon seit längerer Zeit üblich, in Europa ist dieses Model, mit welchem man die Widrigkeiten des Lebens mit professioneller Hilfe meistern will, noch längst nicht so eingeführt wie in Nordamerika.

Telepolis hatte die Gelegenheit zu einem Interview mit Dr. Bernadette Frech, CEO von Instahelp.

"Durchschnittlich befinden sich unsere Klienten 4-6 Wochen in Beratung"

Welche Kosten fallen für den Einzelnen an und von wem kann man sich die Kosten erstatten lassen?

Bernadette Frech: Unser Ziel ist es, flächendeckend kostenlosen Zugang zur Beratung zu ermöglichen! Bis das politisch und gesetzlich verankert ist, arbeiten wir mit innovativen Vorreitern aus dem Bereich Privatversicherungen und Unternehmen zusammen.

Hier ist ganz klar: Mental Wellbeing ist das neue Trendthema im Gesundheitsbereich. Einige Unternehmen haben den Wert v.a. durch die psychische Belastung während der Corona-Pandemie erkannt und ermöglichen bereits mehr als 140.000 Mitarbeitern kostenlosen Zugang.

Und wenn jemand nicht das Glück hat, einen solchen Arbeitgeber zu haben?

Bernadette Frech: Auch im Privatkundensegment möchten wir leistbare psychologische Beratung ermöglichen: Die Kosten für 40 Minuten Beratung liegen bei 49 Euro. Die Beratungshäufigkeit kann jederzeit individuell an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden.

Welche Ausstiegsszenarien aus der Beratung sind vorgesehen und wie werden diese ausgelöst?

Bernadette Frech: Überlastung, Schlafprobleme, Beziehungsthemen, depressive Verstimmungen, Ängste, Einsamkeit: Das Einsatzgebiet der psychologischen Beratung bei Instahelp ist ein sehr breites - dies kann von der Beratung spezieller Fragestellungen bis hin zu einer längerfristigen Begleitung im Alltag reichen und variiert demnach auch in der Länge. Durchschnittlich befinden sich unsere Klienten 4-6 Wochen in Beratung - können diese jederzeit beenden, pausieren oder aber auch in engmaschigeren Beratungsintervallen fortführen.

Wie findet man ein sinnvolles Ende für die psychologische Begleitung?

Bernadette Frech: Eine Beendigung findet in der Regel in Absprache mit den Beratenden statt - entweder nach erfolgreicher Zielerreichung oder bei Übergabe an einen Offline-Dienst, falls sich die Online-Beratung als nicht geeignet herausstellt (z.B. bei suizidalen Krisen oder psychiatrischen Krankheitsbildern).

Ich selbst nutze Instahelp regelmäßig am Abend, wenn meine Kinder schlafen und zur regelmäßigen Psychohygiene. Und da bin ich nicht alleine. Immer mehr Kunden achten regelmäßig auf ihre mentale Gesundheit und sehen psychologische Beratung als integralen Bestandteil eines gesunden Lifestyles.

Die Mitarbeiter von Instahelp arbeiten zumindest teilweise in Österreich. Welche Telefonkosten fallen da an?

Bernadette Frech: Instahelp arbeitet üblicherweise mit Psychologen aus den jeweiligen Ländern zusammen. Klienten und Psychologen sind zudem ausschließlich über die Instahelp App am Smartphone oder Computer in Kontakt.

Neben dem üblichen Verbindungsentgelt für die Internetnutzung entstehend keine zusätzlichen Kosten für die Verbindung. Die gesamte Kommunikation ist Ende-zu-Ende-verschlüsselt und erfüllt damit die Anforderungen der DSGVO und der gesetzlich verankerten Verschwiegenheitspflicht von Psychologen.