Vorsichtshalber: Mehrere Länder stoppen Impfungen mit AstraZeneca-Vakzin

Norwegen, Island, Rumänien und Bulgarien folgen dänischer Entscheidung. Deutschland, WHO und Europäische Arzneimittelbehörde sehen kein unvertretbares Risiko

Mehrere europäische Staaten haben am Donnerstag und am Freitag Impfstopps für das Covid-19-Vakzin des Herstellers AstraZeneca verfügt. Nachdem am Donnerstag zunächst die dänischen Gesundheitsbehörden beschlossen hatten, Impfungen mit dem Präparat für 14 Tage auszusetzen, schlossen sich Norwegen, Island sowie Rumänien und Bulgarien an. In der Zwischenzeit sollen Berichte über schwere Fälle von Blutgerinnseln bei Patienten, denen der Impfstoff verabreicht worden war, näher untersucht werden.

Zusammenhang bisher "nicht ausgeschlossen"

In Italien wurde zumindest eine Charge von Impfdosen des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca beschlagnahmt, nachdem auf Sizilien zwei Militärangehörige und ein Polizist einige Stunden nach einer Impfung aus dieser Charge gestorben seien, wie österreichische Medien berichteten.

Auch bei einem Todesfall in Dänemark könne ein Zusammenhang zur Zeit nicht ausgeschlossen werden, hatte das dänische Gesundheitsamt am Donnerstag mitgeteilt. Allerdings bedeute die Vorsichtsmaßnahme nicht, dass der Einsatz des Präparats abgelehnt werde. Bis dato habe es sich als effektiv und sicher erwiesen, nun müsse aber auf Berichte über möglicherweise ernste Nebenwirkungen reagiert werden.

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hielt nach einer ersten Prüfung an der positiven Bewertung des AstraZeneca-Impfstoffs fest. Bisher seien 30 Fälle von "thromboembolischen Ereignissen" bei fast fünf Millionen mit dem AstraZeneca-Vakzin geimpften Personen im Europäischen Wirtschaftsraum gemeldet worden, teilte die EMA am 11. März mit. Diese Anzahl sei nicht höher als die Zahl entsprechender Ereignisse, "die statistisch zufällig in der exponierten Bevölkerung auch ohne Impfung vorkommen würden".

Das deutsche Paul-Ehrlich-Institut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel schloss sich am Freitag der Bewertung an. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab nach Medienberichten am Freitag Entwarnung.

Liste möglicher Nebenwirkungen soll erweitert werden

Die EMA empfahl allerdings am Freitag, Anaphylaxie und schwere allergische Reaktionen in die Liste der möglichen Nebenwirkungen des Impfstoffs aufzunehmen. Zugleich betonte die Behörde aber, sie sei weiterhin überzeugt, dass der Nutzen des Präparats die Risiken überwiege.

Auch in Deutschland gab es zwischenzeitlich starke Vorbehalte gegen den Covid-19-Impfstoff von AstraZeneca - allerdings nicht wegen gefährlicher Nebenwirkungen, sondern wegen Zweifeln an der Wirksamkeit vor allem bei älteren Personen, die durch das Virus am meisten gefährdet sind. So hatte die Ständige Impfkommission (Stiko) das Vakzin zeitweise nur für Menschen unter 65 Jahren empfohlen, ihre Einschätzung aber Anfang März geändert. "Die Daten, die im Rahmen der breiten Anwendung des Impfstoffs in England und Schottland erhoben wurden, liefern erstmals robuste Ergebnisse zur guten Wirksamkeit des Impfstoffs in höheren Altersgruppen", hatte die Stiko am 4. März mitgeteilt.

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