Wohnungsmarkt: Vermieter unbeeindruckt von Corona-Krise

Ein Dach über dem Kopf ist nicht selbstverständlich. Selbst ein "Tiny House" mit sicherem Stellplatz bleibt mitunter ein Traum. Foto: Hans Braxmeier auf Pixabay (Public Domain)

Trotz der Einkommensverluste großer Bevölkerungsteile steigen die Mieten weiter. Deutscher Mieterbund fordert sechsjähriges "Einfrieren" und 80.000 neue Sozialwohnungen pro Jahr

Während Vermieter von Gewerbeimmobilien langsam darüber nachdenken müssen, was sie tun, wenn so viele Kleinunternehmen pleite sind, dass die verbliebenen deutlich mehr Räume zur Auswahl haben und selbstbewusster über die Preise verhandeln, sind Vermieter von Wohnimmobilien bisher von den Pandemiefolgen verschont geblieben. Die Einkommensverluste von rund 40 Prozent der Erwerbspersonen im vergangenen Jahr perlen an ihnen ab - noch.

Nach Branchenanalysen sind die Wohnungsmieten in der Corona-Krise weiter gestiegen. Für eine Bestandswohnung wurden bei Neuvermietung nach Angaben des Portals Immobilienscout24 im März durchschnittlich 7,18 Euro kalt pro Quadratmeter verlangt, drei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Bei Neubauwohnungen waren es 9,58 Euro, ein Anstieg von gut fünf Prozent. Allerdings liegen die Quadratmeterpreise in Großstädten zum Teil deutlich höher: Die bayerische Landeshauptstadt München ist mit durchschnittlich 18,40 Euro bei den Neubaumieten Spitzenreiter. In Berlin werden in diesem Segment pro Quadratmeter 13,76 Euro pro Quadratmeter fällig, in Hamburg 13,55 Euro.

"Eine zunehmende Zahl von Mietern kann die Miete nur noch schwer oder gar nicht bezahlen" schlug der Präsident des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten, am Donnerstag anlässlich des Wohnungsbautages Alarm.

Nötig sei der Neubau von mindestens 80.000 Sozialwohnungen im Jahr, zusätzlich müssten für rund 85.000 Bestandswohnungen - zum Teil solche, die aus der Sozialbindung herausgefallen sind - andere Preis- und Belegungsbedingungen geschaffen werden, erklärte der Mieterbund am Donnerstag. Insgesamt müsse der Bestand an Sozialwohnungen bis zum Jahr 2030 auf mindestens zwei Millionen aufgestockt werden.

Ein bundesweiter Mietenstopp könne helfen, die Zeit zu überbrücken: "Um Mieterhaushalte nicht noch weiter finanziell zu überfordern, müssen Mieten in bestehenden Mietverhältnissen bundesweit und flächendeckend für sechs Jahre auf dem jetzigen Niveau eingefroren werden", forderte Siebenkotten.

Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen beklagte beim Wohnungsbautag schlechte Investitionsbedingungen. Höhere Grundstückspreise, höhere Auflagen und Baupreise hätten die Kosten für neue Wohnungen in die Höhe getrieben. Wenn nun die Klimaziele verschärft würden, müsse es einen Rechtsanspruch auf Förderung geben.

Linke-Chefin Janine Wissler bekräftigte beim Wohnungsbautag die Forderung ihrer Partei nach einem bundesweiten "Mietendeckel". FDP-Chef Christian Lindner und CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak lehnten dies erwartungsgemäß ab. Lindner sprach sich stattdessen für Steuererleichterungen, ein Baulückenkataster und ein eigenständiges Bauministerium aus. Grünen-Chef Robert Habeck unterstützte zumindest die Forderung nach mehr Sozialwohnungen.

Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes stellte der Regierungskoalition aus Union und SPD ein positives Zeugnis aus. Das Ziel des Neubaus von insgesamt 1,5 Millionen Wohnungen habe sie unter anderem wegen der langen Regierungsbildung und der Pandemie nicht erreicht, sagte Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa. "1,2 Millionen sind schon ein ganz respektables Ergebnis."

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