Nahost-Krieg: Wer erreicht die Waffenruhe?

Nach dem Angriff auf das Jalaa-Medienhaus in. Gaza. Bild: Osps7, CC BY-SA 4.0

US-Präsident Biden spricht sich für Ende der Kampfhandlungen aus. EU auf Suche nach gemeinsamer Position. Opferzahlen steigen vor allem in Gaza

Gut eine Woche nach Beginn massiver militärischer Auseinandersetzungen zwischen den Israelis und den Palästinensern mehren sich die diplomatischen Initiativen, um den Konflikt zu beenden. Während die Bundesregierung die im Gazastreifen regierende islamistisch-sunnitische Hamas am Montag aufforderte, das Abfeuern von Raketen auf Israel einzustellen und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in einem Telefonat "die Solidarität der Bundesregierung" zusicherte, unterstützt die US-Regierung nach jüngsten Meldungen eine Waffenruhe im Nahostkonflikt.

US-Präsident Joe Biden habe sich für eine Feuerpause ausgesprochen, vermeldeten Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das Weiße Haus. Biden habe diese Position auch in einem Telefonat mit Netanjahu zum Ausdruck gebracht, hieß es am späten Dienstagabend mitteleuropäischer Zeit.

Damit haben die USA trotz ihrer bislang passiven Haltung im erneut eskalierenden Nahostkonflikt gegenüber der Europäischen Union die Initiative übernommen. Denn während aus Washington ein konkreter Vorstoß für einen Waffenstillstand kommt, wollen die EU-Außenminister am heutigen Dienstag zunächst ihre Positionen abstimmen.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell plane bei der Unterredung am heutigen Nachmittag auszuloten, "wie die EU bestmöglich zu einem Ende der derzeitigen Gewalt beitragen kann", hieß es aus Brüssel. Eine konkrete Idee, wie das gelingen soll, hat man in der Union offenbar aber nicht.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan setzte sich indes für Sanktionen gegen Israel ein, um die Angriffe auf den dicht besiedelten Gazastreifen zu stoppen. Erdoğan warf der Regierung Netanjahus und der israelischen Armee ein "Massaker" an den Palästinensern vor, das weitergehe, solange keine Strafmaßnahmen gegen den israelischen Staat ergriffen würden. Der türkische Staatschef warb für diese Position unter anderem in einem Telefonat mit Papst Franziskus. Der Vatikan bestätigte das Gespräch, machte aber keine inhaltlichen Angaben.

Andauernder Beschuss, ungleiche Opferzahlen

Indes dauert der Beschuss Israels und des Gazastreifens an. Nach israelischen Angaben sind seit Beginn der Kampfhandlungen rund 3.200 Raketen auf israelisches Territorium niedergegangen. Die israelische Luftwaffe bombardierte ihrerseits Ziele im Gazastreifen. Nach übereinstimmenden Medienberichten kamen auf beiden Seiten mehr als 200 Menschen ums Leben, in der übergroßen Mehrheit Palästinenser.

Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten, dass die israelische Luftwaffe min der Nacht zum Montag Dutzende Bomben auf den Gazastreifen abwarf. Ziel waren dabei offenbar auch Privathäuser hochrangiger Hamas-Funktionäre. Am Wochenende hatten israelische Raketen das Jalaa-Hochhaus im Zentrum Gazas zerstört, in dem Medienredaktionen untergebracht waren.

Israels Militär verteidigte den Angriff auf das Medienhaus mit dem Argument, in dem Gebäude seien auch Hamas-Büros untergebracht gewesen. Organisationen wie Reporter ohne Grenzen oder die Foreign Press Association erhoben dennoch schwere Vorwürfe gegen Israel.

In einer dritten Angriffswelle nahm die israelische Luftwaffe indes das weitverzweigte Tunnelsystem der Hamas ins Visier. Dabei sollen 54 Kampfjets ein 15 Kilometer langes Teilstück attackiert. In den Tunneln der Hamas finden Kämpfer Zuflucht, dort werden auch Waffen gelagert.

Seit Beginn der Kämpfe wurden nach Angaben palästinensischer Organisationen und der Hamas-Führung im Gazastreifen rund 200 Menschen getötet, darunter 59 Kinder. Mehr als 1.300 Menschen wurden bei dem Beschuss verletzt. Gezielt getötet wurden zudem mehrere hochrangige Funktionäre der Hamas, zuletzt auch ein Kommandeur des Islamischen Dschihad, Hossam Abu Harbid. Auf israelischer Seite kamen zehn Menschen ums Leben.

Der Konflikt beschränkt sich nicht nur auf den gegenseitigen Beschuss von Israel und Gaza. Der Norden Israels wurde von Raketen aus dem Libanon getroffen. Im Land kam es indes zu Auseinandersetzungen zwischen jüdischen und arabischen Israelis.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.