Bei Inzidenz von 33: Warum Berliner Kids zu Hause lernen müssen

Regelbetrieb gibt es an Hauptstadtschulen erst nach den Sommerferien. Bild: Alexandra Koch auf Pixabay (Public Domain)

Viele Bundesländer kehren angesichts der sinkenden Corona-Fallzahlen zum Präsenzunterricht zurück. Uneinheitliches Vorgehen sorgt bei Eltern für Unverständnis

Die Corona-Fallzahlen sinken weiter: Bundesweit liegt nun die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner im Durchschnitt bei 35 Neuinfektionen und in sämtlichen Bundesländern unter 50, wie das Robert-Koch-Institut an diesem Montag mitteilte. Immer mehr Bundesländer kehren deshalb zum Regelbetrieb in den Schulen zurück. Im bevölkerungsreichsten Land Nordrhein-Westfalen beginnt an diesem Montag flächendeckend wieder Präsenzunterricht.

Voraussetzung dafür ist, dass die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen unter 100 liegt. Dies war am Freitag auch in allen Kommunen der Fall. Eine Masken- und Testpflicht gilt aber weiterhin. Auch Niedersachsen, das Saarland und Hamburg kehren zu Wochenbeginn weitgehend zum Normalbetrieb mit ganzen Klassen zurück.

In Brandenburg gilt das zunächst nur für die Grundschulen. Einzige Ausnahme ist die Stadt Brandenburg an der Havel, wo die Zahlen noch zu hoch sind. In einer Woche sollen auch die weiterführenden Schulen folgen. Stufenpläne gibt es auch anderswo. In Mecklenburg-Vorpommern, dem Land mit der bundesweit geringsten Inzidenz von 15, sind die Schülerinnen und Schüler schon am Donnerstag in die Klassenzimmer zurückgekehrt.

Berlin will dagegen bis zum Beginn der Sommerferien am 24. Juni den Wechselunterricht beibehalten. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hatte zuletzt darauf verwiesen, dass in der Hauptstadt die Inzidenz unter Schülerinnen und Schülern höher sei als im Durchschnitt, das könne nicht wegdiskutiert werden.

Klage von Elterninitiative, Zuspruch von der GEW

Die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (ebenfalls SPD) war für diesen Kurs bereits kritisiert worden - eine "Initiative Familien" hatte am Freitag sogar eine Verfassungsbeschwerde angekündigt, um die Rückkehr zum Präsenzunterricht noch vor den Sommerferien zu erzwingen - im Namen einer Berliner Grundschülerin, vertreten durch eine Anwaltskanzlei. Die Initiative spricht von einer "schweren Einschränkung des in der Berliner Verfassung garantierten Rechts auf Bildung".

Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) in der Hauptstadt hält allerdings die Entscheidung des Berliner Senats für richtig: "Corona ist nicht vorbei", sagte der Berliner GEW-Vorsitzende Tom Erdmann laut einem Bericht des Portals News4Teachers vom Freitag. "Man darf bei der Debatte um das Kindeswohl außerdem nicht vergessen, dass in der Schule auch Erwachsene arbeiten, die viel zu wenig geschützt sind", so Erdmann. "Gerade in den weiterführenden Schulen gibt es viele Kolleginnen und Kollegen, die noch kein einziges Mal geimpft sind." An diesem Montagmorgen lag die gemeldete Berliner Sieben-Tage-Inzidenz insgesamt bei 33.

Auch Rheinland-Pfalz lässt sich mit der Rückkehr zum Regelbetrieb noch Zeit. Dort stehen nach dem Ende der Pfingstferien in einer Woche noch zwei Wochen Wechselunterricht auf dem Stundenplan, bevor es für alle ins Klassenzimmer zurückgeht. Auch in Süddeutschland sind noch Pfingstferien. In Bayern ist im Anschluss - ab dem 7. Juni - bei stabilen Inzidenzen unter 50 in allen Schultypen Präsenzunterricht ohne Abstand geplant.

In Baden-Württemberg sollen nach den Ferien zumindest Grundschulen sowie die Grundstufen der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren zum Präsenzunterricht zurückkehren, sofern die Inzidenzen zwischen 50 und 100 liegen. Ab dem 11. Juni soll dies auch für alle Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse gelten, die derzeit noch im Wechselunterricht sind.

Der Bundeselternrat kritisierte das uneinheitliche Vorgehen der der Länder. «Es ist wie seit Ausbruch der Pandemie: Jedes Bundesland macht, was es will», sagte die Vorsitzende Sabrina Wetzel dem Handelsblatt. "Wir fordern auch bei den Öffnungen eine einheitliche Linie." Für Eltern seien die unterschiedlichen Regelungen nicht nachvollziehbar - und sie seien auch "ungerecht den Kindern gegenüber".

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