Hochwasser: Nur alle 5000 Jahre

"Der gelbe Fluss verlässt seinen Lauf". Grafik (Tinte auf Seide) von Ma Yuan (1160–1225). Bild: Wikimedia

Auch in China gibt es schwere Überschwemmungen. Weshalb Starkregen in einer wärmeren Atmosphäre wahrscheinlicher werden

Auch in China hat ein schweres Unwetter für Verheerungen gesorgt. Betroffen ist die 10-Millionen-Einwohner-Metropole Zhengzhou (郑州), Hauptstadt der südlich von Beijing (Peking) am Gelben Fluss gelegenen Provinz Henan. Wie die Financial Times schreibt, ist die Zahl der Todesopfer bis Donnerstag (Ortszeit) auf 33 angestiegen. Acht Menschen wurden noch vermisst, 376.000 hatten ihre Wohnungen wegen Überschwemmungen verlassen müssen.

Innerhalb einer einzigen Stunde, waren am Mittwoch (Ortszeit) über 200 Liter pro Quadratmeter niedergegangen, Chinas Meteorologen hätten ähnliches erwartet allerdings in einer etwa 100 Kilometer entfernten Nachbarstadt, schreibt die in Hongkong erscheinende South China Morning Post (SCMP). Die Financial Times zitiert die Behörden, die von einem nur alle 5.000 Jahre vorkommenden Ereignis sprechen.

Über soziale Medien haben sich dramatische Bilder von in der U-Bahn eingeschlossenen Menschen verbreitet. Das Regenwasser war nicht nur in Sturzbächen die Treppen der U-Bahn-Stationen heruntergelaufen, sondern hatte auch die Tunnel gefüllt. Auf den Videos sind Menschen zu sehen, die in den Zügen bis zur Brust im Wasser stehen.

Ein Hochdruckgebiet über Nordchina und Japan hatte in Verbindung mit einem Taifun östlich von Taiwan einen großen Strom warmer, sehr feuchter Luft nach Osten ins Tal des Gelben Flusses, eines der beiden großen Ströme des Landes, gedrückt.

Dieser tritt etwas westlich von Zhengzhou aus einer gebirgigen Landschaft. An ebendiesen Bergen hat sich der Luftstrom gestaut und abgeregnet. Die Meteorologen hatten offensichtlich erwartet, dass dies etwas weiter im Westen geschehen würde.

Die Aufnahmefähigkeit der Luft für Wasser steigt exponentiell mit der Temperatur, und zwar um sieben Prozent pro Grad Celsius. Steigt diese Luft auf, zum Beispiel weil sie sich vor einem Gebirge aufstaut, dann kühlt sie durch den abnehmenden Druck ab und der Wasserdampf kondensiert zu kleinen Tröpfchen. Es bilden sich Wolken.

Rückkoppelungen

Bei der Kondensation wird jedoch die Wärme freigesetzt, und zwar umso mehr, je mehr Wasserdampf kondensieren kann. Diese erwärmt die Luft, was sie weiter aufsteigen lässt. Besonders in Gewittern – und noch stärker in tropischen Wirbelstürmen – entsteht so ein regelrechter Sog, der das System verstärkt und aufrechterhält, solange in den bodennahen Luftschichten genug Feuchtigkeit vorhanden ist.

Diese zusätzliche Verstärkung ist auch die Erklärung, weshalb als Folge der globalen Erwärmung nicht unbedingt die Niederschläge in der Summe zunehmen, wohl aber die Zahl der extremen Niederschlagsereignisse.

Davon abgesehen ist die Kondensationswärme eine wesentliche Energiequelle sowohl der tropischen Wirbelstürme als auch der Tiefdruckgebiete der gemäßigten Breiten. Je mehr Wasserdampf und damit Kondensationswärme ihnen zur Verfügung steht, desto stärker sind die Winde, die sie mit sich bringen.

Derweil hat sich in Henan das Wetter noch nicht beruhigt. Auch für die nächsten Tage wird weiterer Regen erwartet, wie die SCMP an anderer Stelle berichtet.

Die Vorhersagekarte der US-amerikanischen Wetter- und Meeresbehörde NOAA zeigt für größere Teile der Provinz Henan in den nächsten Tagen noch einmal 20 bis 40 Liter pro Quadratkilometer an Niederschlag. Der örtliche Wetterdienst warnt jedoch für einige Nachbarstädte vor Niederschlägen, die 100 Liter pro Quadratmeter oder mehr erreichen könnten.