Volkswagen will bei Software "Bündnis" gegen Konkurrenz

Volkswagen ID.5 GTX auf der IAA 2021. Bild: Alexander Migl/CC BY-SA 4.0

Wolfsburger Konzern will Schlagkraft gegen Tesla und chinesische Unternehmen erhöhen. Dafür sollen andere Konkurrenten mit ins Boot geholt werden

Im Kampf mit dem US-amerikanischen E-Autobauer Tesla vermeldet Volkswagen einen scheinbaren Erfolg: Die Wolfsburger beginnen noch in dieser Woche im großen Stil mit dem drahtlosen Versenden von Software-Updates "over the air" (OTA). Was für VW eine Herkules-Aufgabe ist, ist für Tesla ein alter Hut: Der US-Konzern hat schon vor acht Jahren damit begonnen.

Software ist auch für Volkswagen ein Geschäft, mit dem sich erhebliche Umsätze generieren lassen. VW-Vertriebsvorstand Klaus Zellmer sprach dem Handelsblatt zufolge zuletzt davon, mit zusätzlicher Software Umsätze im dreistelligen Millionenbereich machen zu wollen. Eine höhere Motorleistung für den Wochenendausflug oder Nebelscheinwerfer für den Winterurlaub - Kunden sollen sich viele dauerhafte oder befristete Features kaufen können.

Doch noch tun sich die Wolfsburger schwer mit der Software und blicken voller Ehrfurcht auf die Konkurrenz aus Übersee. VW-Vorstandschef Herbert Diess warnte nun vor ausländischer Dominanz auf dem Markt. "Wenn Europa die Datenhoheit im Auto verliert", dann mache es sich komplett abhängig von den Konzernen aus den USA oder China, sagte er kürzlich. Die deutsche und europäische Autoindustrie dürfe das Geschäft mit Software und Daten nicht allein Apple, Google oder Tesla überlassen.

Um die eigene Position zu stärken, will Volkswagen Konkurrenten wie BMW oder Daimler um sich scharen - und letztlich von dem Betriebssystem abhängig machen, das der Wolfsburger Konzern entwickelt. "Wir sind offen für Diskussionen und bereit, unsere Plattform zu teilen", hatte Diess weitergesagt.

Zwar entstünden für Betriebssystem und Software für das autonome Fahren hohe Einmalkosten; aber entscheidend sei, dass am Ende möglichst viele Fahrzeuge mit der Technologie ausgestattet würden. Rund zehn Millionen jährlich verkaufte Autos seien der Garant für die Wirtschaftlichkeit des Projekts. Durch die Kooperation mit potenziellen Konkurrenten könnte noch mehr Schlagkraft entwickelt werden.

Erst Ende August hatten es die Wolfsburger attestiert bekommen, bei den technologischen Innovationen ganz vorn mit dabei zu sein; so sah es jedenfalls das jährliche Innovationsrank des Center of Automotive Management (CAM). Untersucht wurden dafür die Innovationen von 30 globalen Autobauern mit insgesamt rund 80 Automarken. VW erreichte dabei mit insgesamt 67 Innovationen den ersten Platz - Tesla kam nur auf den dritten Rang.

CAM-Leiter Stefan Bratzel erklärte, Volkswagen habe insbesondere in den Bereichen Elektromobilität und Benutzeroberfläche gepunktet. Tesla zeichnete sich wegen der hohen Ladeleistung und Reichweite seiner Modelle aus.

Es ist allerdings damit zu rechnen, dass VW bei den Batterien in Zukunft auch deutliche Fortschritte machen wird. Eigens für die Produktion konzerneigener Batteriezellen hat der Konzern nun ein Forschungs- und Entwicklungszentrum am Standort Salzgitter in Betrieb genommen.

Neben Tesla erwächst deutschen Autoherstellern weitere Konkurrenz - aus China. Die chinesischen Produzenten seien in den Kernfeldern der Elektromobilität, Vernetzung und Autonomes Fahren ebenfalls gut aufgestellt, so Bratzel.