Weniger Verkehrsunfälle zu Lasten von Kindern – durch Schulausfall und Lockdown

Ziel der "KidicalMass"-Fahrrademos am Wochenende (hier in Berlin): weniger Unfälle auch ohne Lockdowns - durch mehr sichere Radwege. Foto: Volksentscheid Fahrrad / Norbert Michalke

Statistisches Bundesamt führt historischen Tiefstand auf Corona-Effekte zurück. Am Wochenende fanden Fahrraddemos für mehr Sicherheit auch nach der Pandemie statt

Die gute Nachricht ist, dass im vergangenen Jahr deutlich weniger Kinder durch Verkehrsunfälle verletzt oder getötet wurden als irgendwann sonst in den letzten 30 Jahren. Gegenüber 2019 sank die Zahl der verunglückten Kinder um 20 Prozent. Die schlechte Nachricht ist, dass es trotzdem im Durchschnitt alle 23 Minuten passierte; sowie fast jede Woche einmal mit tödlichem Ausgang - und der Grund für den Rückgang dürfte weniger die gestiegene Umsicht erwachsener Verkehrsteilnehmer gewesen sein als ein "Corona-Effekt".

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Montag mitteilte, sind 2020 insgesamt rund 22.500 Kinder im Straßenverkehr verunglückt - 48 von ihnen wurden dabei getötet. Im Vorjahr hatten 55 Kinder die Unfälle nicht überlebt.

Ein Grund für den Tiefststand dürfte nach Einschätzung von Destatis die zeitweilige Schließung der Schulen und etlicher Freizeiteinrichtungen gewesen sein. Während des ersten Corona-Lockdowns ab Mitte März 2020 waren deutlich weniger Kinder als in den Vorjahresmonaten auf den Straßen. Von Mai bis Juli stieg die Zahl zwar wieder, blieb aber deutlich unter dem Niveau der Vorjahresmonate. "Wir wissen, dass die Sechs- bis 14-Jährigen in der Zeit von 7 bis 8 Uhr sowie zwischen 13 und 14 Uhr besonders häufig im Vergleich zu anderen Uhrzeiten im Straßenverkehr verunglücken", erklärte dazu Stefanie Rink, Expertin für Verkehrsunfallstatistik.

Zehn- bis 14-Jährige waren mehrheitlich auf Fahrrädern betroffen

Mit 41 Prozent waren die meisten der im Jahr 2020 verunglückten Kinder mit dem Fahrrad unterwegs gewesen. Knapp 33 Prozent hatten in Autos gesessen und 21 Prozent waren zu Fuß gegangen, als die Unfälle passierten. Kinder unter sechs Jahren traf es allerdings mehrheitlich auf Autofahrten mit ihren Eltern oder anderen Aufsichtspersonen. Bei schulpflichtigen Kindern stieg der Anteil Unfallopfer, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs waren. Kinder unter zehn Jahren, die noch auf Gehwegen mit dem Rad fahren dürfen, traf es aber nicht mehrheitlich auf Fahrrädern.

Zehn- bis 14-Jährige verunglückten dagegen am häufigsten auf dem Rad - nämlich zu 57 Prozent. Überraschend ist das nicht, da Kinder ab zehn Jahren verpflichtet sind, die Fahrbahn zu benutzen, wenn es keinen Radweg gibt.

Insgesamt hatten Kinder aber im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil ein geringeres Unfallrisiko als andere Altersgruppen. Der Anteil der unter 15-Jährigen an allen Verunglückten bei Straßenverkehrsunfällen betrug 6,8 Prozent, ihr Bevölkerungsanteil lag bei 13,7 Prozent. Pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner ihrer Altersklasse verunglückten im Jahr 2020 bundesweit im Schnitt 197 Kinder im Straßenverkehr.

Dabei gab es allerdings starke regionale Unterschiede. In Schleswig-Holstein wurden 288 Unfallopfer dieser Altersgruppe pro 100.000 Einwohner gezählt, in Brandenburg 265 und in Sachsen-Anhalt 252. Am niedrigsten lagen die Werte in Hessen mit 151 sowie in Baden-Württemberg mit 167 und in Rheinland-Pfalz mit 169 Verunglückten pro 100.000.

Für mehr sichere Radwege hatten am Wochenende in mehreren deutschen Städten Kinder, Jugendliche und Familien demonstriert. "Platz da für die nächste Generation" war das Motto der bundesweiten Aktion "Kidical Mass", zu der unter anderem der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) aufgerufen hatte. Nach Veranstalterangaben nahmen in mehr als 130 Orten insgesamt zehntausende Menschen an den Fahrrademos teil.

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