Forencheck: Energiekrise, Medikamente gegen Covid-19 und Impfstoffkombinationen

Drei Fragen aus dem Forum. Eine Wochenkolumne

Check 1: Blackoutgefahr durch Energiekrise?

Im Kommentar auf den Artikel "Wenn Grüne doch noch 'rote Linien' ziehen" wird gefragt:

Energiekrise kein Thema? Spannend ist das die aktuelle Energiekrise völlig ausgeklammert wird,... von ALLEN Parteien (Ausnahme AFD) und natürlich von den Medien.

Heute morgen 8 Uhr lag der Strompreis an der Börse bei 393,1 € pro MWh (39,3 c/kWh ohne Steuern und Abgaben!), es mußten 8,8 GW importiert werden damit die Lichter nicht ausgehen da gestern Abend überraschenderweise die Sonne unterging, Offshore und Onshore Wind völlig zusammenbrachen.
Würde jetzt zu diesem Zeitpunkt eine Störung passieren (Technischer Defekt, Unfall, Fehlbedienung,...) würde sofort das europäische Verbundnetz aufgetrennt werden und Deutschland hätte einen mindestens teilweise Blackout (50 Prozent?)
Warum Blackout? In so einem Fall benötigt man schnelle Regelreserve die in Deutschland hauptsächlich durch Pumpspeicherwerke realisiert ist. Ein solcher Ausfall ist aber größer als die maximale vorhandene Leistung und außerdem erbringen die Pumpspeicherwerke bereits >50 Prozent ihrer Leistung.
(…)

Ob die derzeitige Energiekrise in den Sondierungsgesprächen der Parteien eine Rolle spielen, darüber lässt sich nichts sagen. Den Weg in die Medien hat sie mittlerweile gefunden und auch Telepolis hat darüber berichtet.

Mit dem Umstieg auf erneuerbare Energien hat sie jedoch wenig zu tun, bzw. würde ein größerer Anteil an erneuerbaren Strom- und Wärmequellen die derzeitige Krise eher abmildern. Auch bei ungünstigen Witterungsbedingungen würde ein Mehr an erneuerbaren Erzeugern den Stromertrag steigern, da diese eben nicht vom Import fossiler Brennstoffe abhängig sind. Die hohen Strompreise, nicht nur in Deutschland, gehen ja auf die stark gestiegenen Preise für fossile Brennstoffe zurück. Die Ursachen der weltweiten Energiekrise liegen in einem erhöhten Bedarf nach der Corona-Krise, Gasspeichern, die nicht rechtzeitig aufgefüllt wurden, und derzeit höheren erzielbaren Preisen für Flüssiggas in Asien, sodass nordamerikanisches Flüssiggas in erster Linie dorthin geliefert wird.

Drohende Blackouts in Deutschland werden immer wieder beschworen, de facto ist die Stromversorgung hierzulande aber äußerst zuverlässig.

Die neue Störungs- und Verfügbarkeitsstatistik des Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE FNN) zeigt, dass ein Kunde im Jahr 2020 durchschnittlich nur 10,2 Minuten ohne Strom auskommen musste (2019: 12,0 Minuten) - so kurz wie seit 2006 nicht. Damit war jeder Haushalt zu über 99,998 Prozent versorgt und kaum von Stromausfällen betroffen.

VDE Pressemitteilung

Stromausfälle sind auch selten auf Schwankungen im Stromnetz, sondern meistens auf Einflüsse von außen zurückzuführen: "Hauptursachen vieler Unterbrechungen sind fremde Einwirkungen, etwa durch Kabelbeschädigungen bei Bauarbeiten oder Brände. Auch die Witterung kann Stromunterbrechungen verursachen, beispielsweise wenn ein Baum wegen eines Sturms in eine Freileitung fällt".

Um unvorhergesehene Abweichungen im Stromnetz zwischen Erzeugung und Verbrauch auszugleichen, müssen die Übertragungsnetzbetreiber eine Regelreserve vorhalten, für die es eigens einen Regelreservemarkt gibt. Allerdings sind auch die Preise für die Regelenergie in den letzten Tagen deutlich gestiegen.