Die Gefahren des Klimawandels

Anlässlich der Klimakonferenz in Glasgow ein paar Hintergrundinformationen über Klimageschichte und -gefahren

Wir haben am Freitag darauf hingewiesen, dass die Erdatmosphäre auch ohne menschliche Eingriffe Treibhausgase enthält (vorwiegend den Wasserdampf (H₂O) und Kohlendioxid (CO₂)) und dass das Klima über lange geologische Zeiträume hinweg variabel ist. (Siehe „Warum die Erde kein Eisplanet mehr ist“.)

So haben im arktischen Ozean zeitweilig auch tropische Verhältnisse geherrscht. Auch war die Antarktis einst bewaldet. Die dortigen Eisschilde haben sich erst gebildet, nach dem vor 37 Millionen Jahren die Drake-Passage zwischen Feuerland und der Antarktischen Halbinsel aufbrach.

Das grönländische Eisschild ist sogar noch jüngeren Datums, und der Meeresspiegel war zu jener Zeit mehr als 60 Meter höher als heutigen Tags. Die weiten Flächen der südamerikanischen Pampa und große Teile des Amazonasbeckens lagen genauso unter Wasser, wie das heutige Norddeutschland.

Zu schnell

Und wieso ist es dann so schlimm, wenn der Mensch der Atmosphäre noch mehr Treibhausgase hinzufügt?

Weil erstens die vom Menschen angestoßenen Prozesse erheblich schneller ablaufen als die beschriebenen geologischen aus der Erdgeschichte.

Viele Arten haben daher keinerlei Chance, sich an veränderte Klimabedingungen anzupassen oder den Klimazonen nach zu wandern. Sie sterben einfach aus.

Das ist für den Menschen nicht nur ein ästhetisches oder ein ethisches, sondern auch ein ganz praktisches Problem. Das Artensterben kann die Welternährung gefährden, zum Beispiel, wenn die Korallenriffe verschwinden, die für die Fischerei eine große Rolle spielen.

Zu instabil

Zweitens ist ein wärmeres deutlich instabiler. Das haben die letzten Jahre schon gezeigt. Hitzewellen, Dürren und extreme Niederschlägen nehmen zu, tropische Wirbelstürme und Sturmfluten werden stärker. Auch das stellt eine erhebliche Gefahr für die Welternährung dar.

Für die Landwirtschaft ist instabiles Wetter nämlich Gift, weil immer wieder Ernten gefährdet werden und weil die Planung schwieriger wird. Was ist zum Beispiel, wenn aufgrund der Erwärmung eher wärmeliebende Sorten angebaut werden und es dann doch noch späte Kälteeinbrüche im Frühjahr gibt?

Die letzten 10.000 Jahre, in denen sich die menschliche Zivilisation entwickelt hat und Landwirtschaft erst die unsere starke Vermehrung möglich machte, waren klimatisch ungewöhnlich stabil. Der Zusammenhang ist sicherlich nicht zufällig, zumal es zahlreiche Hinweise gibt, dass lokale Zivilisationen aufgrund regionaler Klimaveränderungen untergegangen sind.

Zu nass

Drittens lebt ein Großteil der Menschen an den Küsten im Vertrauen darauf, dass sich der Meeresspiegel nicht stark ändern kann. Wir wissen aber aus der geologischen Vergangenheit, dass er oft schon erheblich höher, aber auch um mehr als 100 Meter niedriger gelegen hat.

Letzteres erst vor nicht einmal 20.000 Jahren, als Großbritannien, Irland und die indonesische Inselwelt mit den Kontinenten verbunden und Australien nur durch eine vergleichsweise schmale Meerenge von Asien getrennt war.

Und wir wissen aus der Geschichte der Eis- und Warmzeiten, dass sich der Meeresspiegel im Extremfall schon mal um zehn Meter pro Jahrhundert ändern kann, wenn sehr große Eismassen durch Erwärmung in Bewegung geraten.

Zu riskant

Ergo: Mit dem Klima sollte man lieber nicht spielen. Denn ein Meeresspiegelanstieg von fünf Metern würde, auch wenn er sehr unwahrscheinlich ist, bedeuten, dass der ganze Süden Vietnams, weite Küstenregionen Bangladeschs, Teile des Nildeltas, zahlreiche Küstenstädte in Westafrika, aber auch viele Gebiete an der Nordseeküste Deutschlands und seiner Nachbarländer aufgegeben werden müssten.

Wollen wir dieses Risiko wirklich eingehen?