Geimpft und geschmiert

In Griechenland haben Impfkritiker Ärzte bestochen, um die Immunisierung zu umgehen. Die Mediziner hielten sich aber nicht an den Deal

Die Pandemie ist für Ungeimpfte auch in Griechenland inzwischen eine teure Angelegenheit. Ohne Impfzertifikat müssen sie auf eigene Kosten Test bezahlen, um zum Arbeitsplatz, zum Studium oder aber zum Einkaufen oder ins Restaurant zu dürfen. Nicht wenige versuchen daher offenbar, ein gefälschtes Impfzertifikat zu kaufen. Es gibt aber auch Ärzte, die sich schmieren lassen – und die impfunwilligen Patienten dann trotzdem impfen.

Entsprechende Fälle hatte schon im Oktober der griechischen Privatsender Mega TV vermeldet. Impfverweigerer waren demnach in ein Impfzentrum oder zu Husärzten gegangen und hatten den Medizinern ein "Fakelaki" mit Beträgen von bis zu 400 Euro zugesteckt. Der im Griechischen gängige Begriff bedeutet "kleiner Umschlag" und bezeichnetet Schmiergeldzahlungen am Ärzte, um medizinische Dienstleistungen zu erhalten oder zu beschleunigen.

Mega TV zufolge baten die Impfunwilligen darum, statt eines Vakzins Serums lediglich Kochsalzlösung gespritzt zu bekommen. Natürlich sollte im Impfpass dann eine regelgerechte Impfung verzeichnet werden. Ihr Wunsch wurde nur zum Teil erfüllt: Die "Kochsalzlösung" enthielt Impfstoff.

Theoretisch könnten die Betroffenen nun die Ärzte verklagen und wegen des nicht von ihnen genehmigten medizinischen Eingriffs Strafanzeige erstatten. Dabei müssten sie aber auch ihre Absicht offenbaren, eine Impfung nur vorgetäuscht haben zu wollen. Das wiederum würde für sie eventuell höhere Strafen als die Tat der Ärzte bedeuten.

Immer mehr Druck auf Impfverweigerer

Aktuell ist die Politik der griechischen Regierung darauf ausgerichtet, Geimpften Freiheiten zu lassen und die Ungeimpften mit immer mehr, auch finanziell spürbaren Einschränkungen zur Impfung zu bewegen. Vom Wirtschaftsministerium wird dafür für Ungeimpfte inzwischen auch die Einführung verpflichtender Corona-Tests für den Einkauf im Supermarkt diskutiert. Noch gibt es nach Aussagen von Minister Adonis Georgiadis juristische Vorbehalte gegen eine solche Maßnahme. Für die übrigen Geschäfte gilt bereits die Testpflicht.

Einen generellen Lockdown für alle Bürgerinnen und Bürger wird es nach Aussagen von Premierminister Kyriakos Mitsotakis bei der Fraktionssitzung der konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia in der vergangenen Woche nicht geben. Einem Lockdown ähnliche Maßnahmen für Ungeimpfte werden dagegen diskutiert.

Darüberhinaus kommt es in Krankenhäusern immer wieder zu Todesfällen von Patienten, von denen die Standardbehandlung abgelehnt wird. Bekannt wurde ein Fall einer 51-Jährigen mittlerweile verstorbenen Patientin, die mit einem leitenden Mitarbeiter des Gesundheitsamts per SMS in Kontakt stand. Der Funktionär riet ihr, ihre Ablehnung einer extrakorporale Membranoxygenierung, also einer ECMO-Therapie, schriftlich zu fixieren und dem Krankenhauspersonal bei Zuwiderhandlung mit rechtlichen Schritten zu drohen. Ohne Intensivbehandlung verstarb die Frau dann.

Keine Impfpflicht für die griechische Polizei

Derweil sorgt die durch das Fehlen von genügend Intensivbetten erforderliche Triage auch für Todesfälle bei Geimpften, vor allem, wenn für diese kein Intensivbett mehr zur Verfügung steht.

Während die Regierung dem Gesundheitswesen eine Impfpflicht auferlegt hat, macht sie bei der Polizei eine Ausnahme. Nicht geimpfte Arbeitnehmer in Krankenhäusern – Ärztinnen, Ärzte, Schwestern, Pfleger, aber auch Küchenpersonal – werden ohne Impfnachweis vom Dienst suspendiert. Sie erhalten weder Lohn noch sind sie während dieser Zeit versichert. Die Aufnahme einer anderen Arbeit ist ihnen nicht gestattet. Ein Berufsausübungsverbot gilt auch für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte ohne eine Covid-Impfung.

Nach Eingeständnis von Georgiadis gibt es bei der griechischen Polizei und der Wasserschutzpolizei rund 40.000 Impfskeptiker.

Georgiadis meint, es wäre unverantwortlich, diese Sicherheitskräfte aufgrund ihrer Verweigerungshaltung vom Dienst zu suspendieren. Das führt zu der paradoxen Situation, dass ungeimpfte Polizisten die Impfpflicht überwachen und mitunter hohe Bußgelder verhängen.

Stavros Balaskas von der Polizeigewerkschaft machte im Fernsehen beim Sender Skai; deutlich, dass sich daran nichts ändern wird. Die Polizeigewerkschaft verweigert sich, Druck auf nicht geimpfte Kollegen auszuüben. Noch weniger ist sie mit einer Impfpflicht einverstanden.