CDU-Vorsitz: Die vertane Chance auf eine neue Verpackung

Inhaltlich steht auch die vergleichsweise junge Tierärztin, die gegen Friedrich Merz, Helge Braun und Norbert Röttgen antreten wollte, nicht unbedingt für radikale Erneuerung

Vielleicht wäre eine 37-jährige Tierärztin aus Brandenburg die letzte Chance der CDU gewesen, sich wenigstens nach außen hin zu "erneuern". Nicht in erster Linie, weil sie eine Frau ist und deutlich jünger als die drei männlichen Kandidaten für den Parteivorsitz, die auch noch alle aus dem Westen stammen, sondern weil sie bisher nicht hauptberuflich im Politikbetrieb oder in Aufsichtsräten von Großkonzernen tätig war. Doch ihr Kreisverband Märkisch-Oderland verhinderte die Kandidatur von Sabine Buder.

"Der proklamierte Neuanfang wird uns noch nicht so richtig abgenommen. Da wollte ich ein Zeichen setzen, dass die CDU sehr wohl bereit ist, diesmal Dinge anders zu machen und neu zu denken", erklärte Buder, die erst seit drei Jahren Parteimitglied ist, in einem Interview mit dem Portal Web.de ihren gescheiterten Vorstoß. "Wer die Uninspiriertheit und Mutlosigkeit der Politik beklagt, darf selbst kein Angsthase sein. Hätte ja klappen können", hatte sie zuvor auf ihrer Facebook-Seite geäußert.

Etliche Kommentatoren fanden es peinlich für die CDU, dass Buder sich nicht einmal zur Wahl stellen und Friedrich Merz, Norbert Röttgen sowie Helge Brauch herausfordern darf. Die Partei könnte sich ja dann immer noch für einen der "erfahreneren" Kandidaten (also einen älteren Mann aus dem Westen) entscheiden.

Graue Eminenz

Doch wie viel frischen Wind hätte Buder inhaltlich tatsächlich in diese Partei gebracht, wenn sie wider Erwarten gewonnen hätte? - Nach eigenen Angaben drückt sie nach dieser für sie "bewusstseinserweiternden Woche" nun Friedrich Merz die Daumen - dem ehemaligen Chef der Unionsfraktion im Bundestag, der zwischenzeitlich im Aufsichtsrat des Investment-Giganten Blackrock saß und "zufällig" sehr für die Pflicht zur Altersvorsorge mit Aktien ist. Vermutlich wäre dieser Lobbyismus-Erfahrene auch gerne bereit gewesen, die neue Vorsitzende in seinem Sinne zu "beraten".

Buder ließ allerdings offen, inwieweit sie selbst von Merz überzeugt ist: "Meine Heimat wünscht sich, dass Friedrich Merz neuer Vorsitzender wird", sagte sie in dem Interview - kurz nachdem sie erklärt hatte, die Leute hätten gehofft, dass "die ausgetrampelten Pfade verlassen werden" und "keine Lust auf ein 'Weiter so'".

Bei der ersten von drei live im Internet übertragenen Vorstellungsrunden der zugelassenen Bewerber für den Parteivorsitz am Montagabend erklärte Merz freimütig, auch Teile seiner Familie und Freunde hätten ihn gefragt, warum er sich das noch mal antue. Er selbst habe sich im Februar nach seiner Niederlage gegen den jetzt scheidenden Parteichef Armin Laschet die Frage gestellt: "Willst Du das nochmal machen?"

Am Ende sei er aber gebeten worden, im Hochsauerlandkreis erneut für den Bundestag zu kandidieren. Er habe dann beschlossen, wenn die Basis an der Entscheidung über den Parteivorsitz beteiligt werde, "dann will ich und kann ich mich auch dem Wunsch nicht entziehen, noch einmal zu kandidieren".

Merz gilt als Favorit der Basis

Neben dem 66-jährigen Merz bewerben sich der 56-jährige Außenpolitiker Norbert Röttgen und der 49-jährige geschäftsführende Kanzleramtschef Helge Braun und um den CDU-Vorsitz. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den Spiegel erreichte Merz mit 56 Prozent die höchsten Sympathiewerte bei der Zielgruppe der Unionsparteien, Röttgen kam auf 45 Prozent und Braun wurde von 31 Prozent positiv bewertet.

In einer Ende Oktober veröffentlichten Umfrage für den ARD-Deutschlandtrend war Merz mit 36 Prozent der klare Favorit der Basis, Röttgen belegte mit 25 Prozent den zweiten Platz. Nach Braun war damals allerdings noch gar nicht gefragt worden - und für den geschäftsführenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn konnten sich nur 14 Prozent der Unionsanhänger erwärmen.

Ab Anfang Dezember sollen rund 400.000 CDU-Mitglieder entscheiden, wer ihr neuer Vorsitzender wird. Die zwölftägige Abstimmungsphase am 4. Dezember. Eine mögliche Stichwahl könnte ab Ende des Jahres bis Mitte Januar laufen.

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