Das System Krone

Österreichs führende Boulevardzeitung soll über Jahre hinweg Minister bestimmt haben, sagen enge Ex-Mitarbeiter des Chefredakteurs. (Teil 2 und Schluss)

Wie weit geht die Mediokratie, genauer: Wie weit ging die Alleinherrschaft eines Medienmachers in Österreich? Nach der Veröffentlichung des ersten Teils mit dem Tiel Macht und Medien in Telepolis erhielten wir neue, irritierende Hinweise auf eine austriazistische Hinterbühne der einmaligen Art.

Eine erste Spur findet sich in der nicht veröffentlichten Langfassung der Chat-Protokolle aus der Inseratenaffäre:

Quelle: Auswertungsbericht 1633 der WKStA (Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft) zum "Beinschab Österreich Tool", S. 234

Noch kein österreichisches Medium ist dieser Sache auf den Grund gegangen: Mit Moser ist der ehemalige FPÖ-Politiker Josef Moser gemeint. Er hätte in der Regierung Kurz I, die am 18.12.2017 – also sieben Tage nach dieser Chatnachricht – angelobt wurde, Finanzminister werden sollen.

Aber was bedeutet hier "Achtung wegen Pandi und Dichand. Die müssen dann noch überzeugt werden"? Warum schreibt ÖVP-Strippenzieher Thomas Schmid so etwas an den damaligen Bundeskanzler in spe Sebastian Kurz?

Claus Pándi war zu dem Zeitpunkt einflussreicher Innenpolitik-Chef der Kronen Zeitung. Er wechselte dann nach Salzburg, wo er Chefredakteur der Bundesland-Ausgabe wurde. Christoph Dichand alias Dichand junior ist Chefredakteur und Herausgeber der Kronen Zeitung und damit Österreichs mächtigster Medienmann. Aber warum sollen beide von einer geplanten Ministerbesetzung überzeugt worden sein müssen?

Mehrere Zeugen berichten übereinstimmend, dass Dichand und Pándi Josef Moser als Finanzminister ablehnten, weil er als "unsteuerbar" – durch die Kronen Zeitung – gegolten habe. Man einigte sich dann darauf, ihn zum Justizminister zu machen.