Chinesisch-russische Mondbasis schon in fünf Jahren?

Künstlerische Darstellung von Chang'e 5 auf der Mondoberfläche. Bild: China News Service / CC-BY-3.0

Unbemannte Mondstation ab 2035 geplant. Erdabgewandte Seite soll erforscht werden. Mission ist Antwort auf möglichen Bruch des Weltraumvertrags durch USA und Alliierte

Auf einmal soll es schnell gehen. Bisher hatte die Planung der chinesischen Weltraumagentur CNSA eine dauerhafte, wenn auch unbemannte Mondstation ab 2035 vorgesehen. Nun soll das nach der chinesischen Mondgöttin benannte Landefahrzeug Chang'e 8 schon 2027 mit dem Aufbau einer solchen Station auf dem Erdtrabanten beginnen. Das kommt einigermaßen überraschend, denn Peking ist für ein schrittweises und systematisches Vorgehen bekannt, mit dem etwaige Risiken minimiert werden.

Doch wie die South China Morning Post schreibt, erklärte Wu Yanhua, stellvertretender Direktor der CNSA kürzlich, dass die neue Aufgabe von Chang'e 8 darin bestehen wird, den Grundstein für eine Forschungsstation (International Lunar Research Station, ILRS) zu legen, um "ein solides Fundament für die friedliche Nutzung der Ressourcen auf dem Mond zu schaffen."

Laut Asia Times besteht die chinesische Präsenz auf dem Erdtrabanten derzeit aus zwei aktiven Komponenten: Da ist zum einen die Chang'e 4 Mondlandefähre. Sie hat unter anderem Experimente mit Seidenraupen und Kartoffeln an Bord, um den Einfluss der geringen Schwerkraft auf dem Mond auf diese Organismen zu erforschen.

Dann ist da außerdem der Yutu 2-Rover, der seit 2019 die erdabgewandte Seite des Mondes erforscht. Yutu 2 ist das erste Raumfahrzeug, das auf der "dunklen" Seite des Mondes unterwegs ist, und es kann mit der Erde nur indirekt über Satelliten in der Mondumlaufbahn kommunizieren.

Chinas Weltraumprogramm (9 Bilder)

Darstellung von Chang’e-1 – 2007 die erste chinesische Mondsonde. Bild: Nasa / Public Domain

Zu den Gründen für die plötzliche Eile Pekings bei der Mondfahrt äußerte Wu sich nicht. Doch es ist ein offenes Geheimnis, dass die nach der griechischen Jagdgöttin Artemis benannte Initiative der USA zur Monderforschung den Ausschlag gegeben haben dürfte.

USA wollen sich mit eigenem Mondprogramm profilieren

Diese Initiative besteht auf technischer Seite aus einem Mondlandeprogramm, das auch wieder Menschen auf dessen Oberfläche transportieren soll. Politisch stellt die Artemis Übereinkunft vom Oktober 2020 eine Koalition der Willigen dar, die hoffen, technologisch und letztlich auch wirtschaftlich zu profitieren.

Aber in "den Tiefen der 13 Paragrafen geht es vor allem um die Nutzung und Ausnutzung des Mondes, um [US-]amerikanische Dominanz und darum, das Völkerrecht zu unterwandern", stellt Spektrum der Wissenschaft klar.

Bislang bildet der Weltraumvertrag von 1967 die völkerrechtliche Grundlage für die Erkundung und Nutzung des Alls. Er legt unter anderem fest, dass der Mond keiner "nationalen Aneignung durch Beanspruchung der Hoheitsgewalt" unterworfen werden darf. Im Gegensatz dazu beabsichtigen die (bisher) sieben Artemis-Vertragsstaaten, Sicherheitszonen einzurichten, etwa rund um ihre Mondbasis oder rund um Orte, an denen sie Bergbau betreiben.

China ist von diesem "Vertrag" seitens der USA ohnehin ausgeschlossen, aber auch Russland geht der Vorstoß zu weit. Deutschland, Frankreich und Indien sind (bisher) ebenfalls nicht dabei. In Moskau findet man, dass Artemis zu einseitig auf die Interessen Washingtons zugeschnitten ist.

Man möchte mehr internationale Zusammenarbeit – so wie etwa bei der Internationalen Raumstation ISS. Washington und Moskau arbeiten bei der Erforschung des Alls immerhin seit 1975 zusammen.

China und Russland haben denn auch prompt auf Artemis reagiert und schon Anfang März 2021 einen Vorvertrag (Memorandum of Understanding) ratifiziert und die Zusammenarbeit beim Aufbau der permanenten Forschungsstation auf dem Mond beschlossen. Demnach soll das Projekt "allen interessierten Nationen zugänglich gemacht werden, wie auch Partnern in der internationalen Gemeinschaft".