Omikron: Stiko bringt Booster für Kinder und Jugendliche auf den Weg

Bild: Alexandra_Koch/Pixabay

Stellungnahmeverfahren für Empfehlung steht noch aus - Kritiker sprechen von einer Off-Label-Impfung, da die EMA Booster für 12- bis 17-Jährige noch nicht freigegeben hat

Eine endgültige Empfehlung ist es noch nicht. Dazu muss die aktualisierte Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für eine Booster-Impfung für 12- bis 17-Jährige noch in ein "vorgeschriebenes Stellungnahmeverfahren".

Doch haben manche Leserinnen und Leser möglicherweise die Angewohnheit, bei der Überschrift haltzumachen und das Kleinergedruckte nicht zu beachten. In den Überschriften heißt es, dass sich die Stiko für eine Corona-Auffrischimpfung ab zwölf Jahren ausspricht. Dass der Beschlussentwurf der Empfehlung nun noch das Stellungnahme-Verfahren mit den Bundesländern und beteiligten Fachkreisen durchlaufen muss, ist da erstmal nebensächlich.

Wichtig ist der Appell. Die Impfkampagne soll weiter anziehen. Die aktuelle Lage mit den stark ansteigenden Sars-CoV-2-Fallzahlen durch die Omikron-Variante und den befürchteten Konsequenzen für das Gesundheitssystem in Deutschland, mache eine Ausweitung der Impfkampagne erforderlich, erklärt die Pressemitteilung:

Die Stiko empfiehlt daher die Auffrischimpfung für 12- bis 17-jährige Kinder und Jugendliche mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty in der altersentsprechenden Dosierung (30 µg). Die 3. Impfstoffdosis soll in einem Mindestabstand von 3 Monaten zur vorangegangenen Impfung verabreicht werden.

Pressemitteilung Stiko

Der Schutz der derzeit verfügbaren Impfstoffe nehme auch in der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen nach wenigen Monaten ab, konstatiert die Stiko. Die Booster-Impfung verbessere den Impfschutz wieder und reduziere auch die Übertragungswahrscheinlichkeit von Sars-CoV-2-Infektionen: Weniger Infektionen und weniger schwere Covid-19-Erkrankungen ist das Ziel.

Zur Effektivität und Sicherheit der Auffrischungsimpfung für die 12-17-Jährigen macht die Stiko aufgrund der "limitierten" Datenlage keine weiteren Angaben.

Das Risiko für schwere Impfnebenwirkungen wird jedoch als sehr gering eingeschätzt; es sind Impfreaktionen zu erwarten wie nach der 2. Impfstoffdosis bzw. der Auffrischimpfung bei 18-25-Jährigen.

Stiko

Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist zufrieden: "Jetzt haben alle Jugendlichen und ihre Eltern Gewissheit: Auch bei 12- bis 17-Jährigen ist Boostern empfehlenswert."

Schon zuvor hatte er die Auffrischungsimpfung der Kinder und Jugendliche unterstützt. "Unabhängig von den Empfehlungen" der Stiko hätten sie darauf grundsätzlich einen Anspruch, hieß es von seiner Seite Ende Dezember.

Zum Kleinergedruckten gehört, was in den ersten Medienberichten noch nicht auftauchte – der Widerspruch zwischen der Stiko-Empfehlung und der Produktinformation des Comiraty-Impfstoffes der europäischen Zulassungsbehörde EMA.

Da ist beim Punkt 4.2 "Dosierung und Anwendung" für die Auffrischungsimpfung erst von Personen ab 18 die Rede (Seite 2 des PDF):

"Eine Auffrischungsdosis (dritte Dosis) von Comirnaty kann mindestens 6 Monate nach der zweiten Dosis bei Personen ab 18 Jahren intramuskulär verabreicht werden. Die Entscheidung, wann und bei wem eine dritte Dosis Comirnaty verabreicht werden soll, sollte auf der Grundlage der verfügbaren Daten zur Wirksamkeit des Impfstoffs unter Berücksichtigung der begrenzten Sicherheitsdaten getroffen werden (siehe Abschnitte 4.4 und 5.1)."

Tatsächlich hat die EMA Booster-Impfungen für diese Altersgruppe bisher noch nicht freigegeben. Kritische Stimmen sprechen deshalb auch von einer Off-Label-Impfung.