Nato gegen Nato

Mitsodakis vor Kampfflugzeug. Bild: Prime Minister Office/ Dimitris Papamitsos (Photographer)

Griechenland bereitet neuem Kriegsgerät einen Staatsempfang. Aufrüstung wird zum Event. Tatsächlich ist sie Ausdruck einer Krise an der Südostflanke des Bündnisses

So einen Empfang hat eine Waffenlieferung selten erhalten: Am Mittwoch hoben nahe der griechischen Hauptstadt Athen Mirage-Jäger ab, um beim Eintritt in den griechischen Luftraum den neuen Stolz der Luftwaffe zu empfangen und zum Fliegerhorst Tanagra in Böotien zu geleiten: sechs Rafale-Kampfjets aus französischer Produktion.

In Tanagra wartete ein Empfangskomitee mit Premierminister Kyriakos Mitsotakis an der Spitze, weiteren Regierungsvertretern, dem französischen Botschafter, der Führung der Luftwaffe und einer Ehrengarde.

Es gab einen Staatsempfang und nach der Segnung der Flugzeuge durch Geistliche hielt der Premier eine Rede zur Feier des Tages. Es sprachen auch der Botschafter, der Verteidigungsminister, der Kommandeur der Luftwaffeneinheit sowie der Vertreter der Herstellerfirma. Es folgte der Segen von Erzbischof Hieronymos II.

Trotz der massiven Infektionswelle mit der Omikron-Variante des Coronavirus und der ansonsten sehr strengen Pandemieregeln im Land standen Offizielle und Pressevertreter dicht gedrängt am Flugfeld.

Nüchtern betrachtet lässt sich das Ereignis so beschreiben: Ein Nato-Staat, Griechenland, rüstet mithilfe eines weiteren Nato-Staates, Frankreich, gegen einen dritten Nato-Staat, die Türkei, auf. Und dies, obwohl Griechenland und die Türkei in massiven wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecken.

Trotz, oder gerade deswegen, wird von der Regierung in Griechenland eine Show inszeniert. Nicht eingehalten werden konnte die Zeitplanung, die vorsah, dass die neuen Jagdflieger um 12:12 Uhr über die Akropolis fliegen.

Es gab rund drei Minuten Verspätung. Menschen in Büros ließen kurz die Arbeit liegen und eilen ans Fenster, um das Schauspiel am Himmel zu beobachten. Andere kleben förmlich am Fernseher und fotografieren Erinnerungsfotos mit dem Mobiltelefon.

Medien berichteten live von der 114. Luftwaffeneinheit, wo die ersten sechs, der insgesamt vierundzwanzig Rafale-Jagdflugzeuge für das 332. Geschwader aus Frankreich erwartet wurden. Das staatliche Fernsehen ERT unterbrach im Vorfeld immer wieder sein Programm, um über den Stand der Vorbereitungen zu berichten. Es war eine penibel geplante Show.