LNG-Importe in Wilhelmshaven: Schon vor 2023 möglich

LNG-Terminalschiff Independence in Klaipeda, Litauen. Bild: AB Klaipėdos Nafta / CC-BY-SA-4.0

Hafenstadt soll schwimmende LNG-Terminals bekommen. Das dürfte die deutschen Klimaziele deutlich gefährden

Der Energieminister von Niedersachsen ist zuversichtlich: Der Import von verflüssigtem Erdgas (LNG) könnte schon vor dem Winter 2023 über ein geplantes Importterminal in Wilhelmshaven gelingen. Das sagte Minister Olaf Lies (SPD) am Montag nach einem Treffen der Taskforce "LNG Wilhelmshaven", einer Arbeitsgruppe aus 30 Vertretern von Behörden und Hafenwirtschaft.

Bislang gebe es drei Projekte von Unternehmen, die den Import in Wilhelmshaven organisieren wollen. "Wenn wir sie alle drei umsetzen würden, würden wir wirklich auf eine nennenswerte Leistungsfähigkeit kommen", sagte Lies. Über die drei Anlagen könnten rund 25 Milliarden Kubikmeter Erdgas eingeführt werden. Das sei die Hälfte der Menge, die aus Russland bezogen werde, so Lies.

Noch im März soll die Entscheidung fallen, um das anvisierte Ziel zu erreichen, noch 2023 mit dem Import zu starten. Geplant ist, so der Minister, in einem ersten Schritt eine schwimmende Anlande- und Speicherplattform zu schaffen, auch Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) genannt. Dort sollen die Tanker ihre Fracht anlanden, wo sie zwischengelagert wird. Bis zu 10 Milliarden Kubikmeter Erdgas könnten dort voraussichtlich gespeichert werden. Weitere Terminal-Projekte sollen dann ab 2026 folgen.

Der Bau von LNG-Terminals ist eine Reaktion auf den Krieg in der Ukraine. Mit ihnen will man sich von russischen Gaslieferungen unabhängiger machen. Allerdings konterkarieren sie die Bemühungen im Klimaschutz.

LNG-Terminals und -Tanker (11 Bilder)

LNG-Terminal Ras Laffan in Katar. Bild: Matthew Smith / CC-BY-2.0

Schon jetzt gelingt es nicht, die Emissionen von Treibhausgasen zu senken. Das Umweltbundesamt hat am Dienstag erklärt, im Jahr 2021 sei ihr Ausstoß im Vergleich zum Vorjahr wieder angestiegen, um 4,5 Prozent. 33 Millionen Tonnen Kohlendioxid wurden mehr in die Atmosphäre gepustet. Vor allem der Energiesektor legte zu, weil wegen des gestiegenen Gaspreises wieder mehr Kohle verbrannt wurde. Aber auch im Gebäudesektor, in dem unter anderem Erdgas für die Wärmeerzeugung genutzt wird, überstiegen die Emissionen die im Bundesklimaschutzgesetz festgelegten Zielwerten.

Mit der zunehmenden Nutzung von LNG dürfte sich das Problem noch einmal verschärfen. Schon normales Erdgas ist nicht unbedenklich – denn es besteht vor allem aus Methan und dieses heizt die Atmosphäre stärker auf als Kohlendioxid.

Nach Angaben des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ist der Treibhauseffekt von Erdgas in den ersten 20 Jahren bis zu 87mal stärker und in den ersten 100 Jahren bis zu 36mal stärker als von Kohlendioxid. Das spielt vor allem dann eine Rolle, wenn man nicht nur die Emissionen berücksichtigt, die beim Verbrennen von Erdgas entstehen, sondern auch Förderung, Transport und Lagerung sowie die Methanleckagen berücksichtigt.

LNG schneidet noch einmal schlechter ab. Allein die Verflüssigung verbraucht etwa zehn bis 25 Prozent des Energiegehaltes des Erdgases. In einer Broschüre hatte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) im letzten Jahr auf Berechnungen verwiesen, nach denen der irische Import von LNG aus den USA eine um 44 Prozent höhere Klimawirkung hatte als Kohle.

Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass in den USA Erdgas oftmals mit der besonders umweltschädlichen Fracking-Methode gewonnen wird. Dieses Fracking-Gas mit seiner miserablen Klimabilanz soll nun aber auch nach Deutschland geliefert werden.

Die DUH verwies in dieser Broschüre darauf, dass mit zunehmendem LNG-Einsatz auch die Zahl der Unfälle an den Terminals zunehmen dürfte. Unproblematisch sind diese Vorfälle keineswegs. Wohngebiete, Industrieanlagen und kritische Infrastruktur sind einem erheblichen Risiko ausgesetzt. Im Jahr 2014 hatte es in den USA einen Unfall gegeben, der eine Evakuierung in einem Umkreis von über 3,3 Kilometern notwendig machte.

Im Herbst 2020 gab es einen schweren Unfall im norwegischen Hammerfest. Er brachte eine Siedlung und einen Flughafen in ernsthafte Gefahr. Einem Untersuchungsbericht zufolge "hätte sich dieser Vorfall zum schlimmsten Unfall der norwegischen Ölindustrie entwickeln können", heißt es in der DUH-Broschüre.