Versuch eines Sachbuchs: Und auf einmal ist Russland wieder kommunistisch

Immerhin eine klare Bildsprache auf dem Titel. Was danach kommt, lohnt sich nicht zu lesen. Bild: Diplomatic Council

Eine Organisation mit dem Namen Diplomatic Council hat ein liederliches Potpourri mit viel Kriegsgeschrei verfasst. Auf 260 Seiten finden sich kaum Informationen, dafür aber eine Menge Unsinn

Wenn sich China und Russland verbünden… Die Herausforderung der freien Welt, heißt ein Buch des in Wiesbaden ansässigen Diplomatic Council, das im März erscheinen ist. Für einen ernsthaften Verriss reicht der Platz hier nicht. Anhand der Vorlage sollen hier deshalb nur grundlegende Aspekte aktueller Entwicklungen abgesteckt werden, um die Geduld und Mühe der LeserInnen mit ein paar Hinweisen und Informationen zu entschädigen.

Zunächst zum Gesamteindruck des Buches. Die Analyse des Diplomatic Council erscheint genauso willkürlich, wie die "regelbasierte Ordnung" des Westens, die der Gedankenführung im Buch unausgesprochen auch zu Grunde liegt. So wie der Westen ad hoc Politik macht, die grade gefällt, wird hier geschrieben, was gefällt:

Am 4. Februar 2022 (…) hatten der russische Präsident Wladimir Putin und der chinesische Präsident Xi Jinping in Peking einen "Bündnisvertrag" unterzeichnet. Historiker verglichen das Bündnis der beiden kommunistischen Staaten 2022 (…)

Nein, die beiden Länder sind nicht einfach "kommunistisch", vor allem Russland nicht, und nein, es wurde kein formeller Bündnisvertrag unterzeichnet, sondern lediglich ein gemeinsames Kommuniqué bezüglich einer bilateralen "Kooperation ohne Grenzen".

Zusätzlich wurden – wie man das in der internationalen Zusammenarbeit so macht – konkrete Vereinbarungen getroffen, etwa zu Gas- und Öllieferungen. Dass gerade der einigermaßen informelle Status der russisch-chinesischen Zusammenarbeit einige Herausforderungen beinhaltet, wird entweder nicht begriffen oder verschwiegen.

Halten China und Russland etwa gemeinsame Militärmanöver ab und wenn ja, wie oft und wo und welche strategischen Gesichtspunkte lassen sich daraus ableiten? Warum haben sie keinen Militärpakt geschlossen, kooperieren aber in der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO)? Die Antwort darauf können die Autor:innen nicht geben, weil sie die militärische Zusammenarbeit der beiden Länder sowie die SCO komplett unterschlagen.