Wir brauchen eine echte Debatte über den Ukraine-Krieg

US-Militär mit ukrainischen Soldaten im Rahmen eines Ausbildungslehrgangs nahe Jaworiw in der West-Ukraine Ende 2019. Bild: U.S. Army

Es ist an der Zeit, die etablierte Sicht auf den Krieg in der Ukraine zu hinterfragen. Ein Kommentar

Während Russlands illegaler und brutaler Angriff im vierten Monat andauert, erleben Europa, der Globale Süden und die restliche Welt die weitreichenden Folgen.

Zugleich werden wir Zeugen der Entstehung einer neuen politisch-militärischen Weltordnung. Der Klimawandel gerät ins Abseits, während die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zunimmt; Nahrungsmittelknappheit und die Nachfrage nach bestimmten Ressourcen treiben die Preise in die Höhe und führen zu einem zunehmenden Hungerproblem in der Welt.

Und die weltweite Migrationskrise – mit mehr internationalen Flüchtlingen und Binnenvertriebenen als je zuvor seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs – wird zu einer zunehmenden Herausforderung.

Katrina vanden Heuvel ist Chefredakteurin der US-Wochenzeitung The Nation.

Je länger der Krieg in der Ukraine andauert, desto größer ist das Risiko eines nuklearen Unfalls oder Zwischenfalls. Und angesichts der Strategie der Regierung von US-Präsident Joe Biden, Russland durch umfangreiche Waffenlieferungen – darunter auch Anti-Schiffs-Raketen – zu "schwächen", und der Enthüllungen über die Unterstützung der Ukraine durch die US-Geheimdienste ist klar, dass sich die Vereinigten Staaten und die Nato in einem Stellvertreterkrieg mit Russland befinden.

Sollten die Auswirkungen, die Gefahren und die vielfältigen Kosten dieses Stellvertreterkriegs nicht ein zentrales Thema der Medienberichterstattung sein – ebenso wie eine fundierte Analyse, Diskussion und Debatte?

Doch was wir in den Medien und im politischen Establishment erleben, ist größtenteils eine einseitige, ja nicht einmal existierende öffentliche Diskussion und Debatte. Es ist, als lebten wir in einer "intellektuellen Flugverbotszone", wie der Journalist Matt Taibbi es genannt hat.

Diejenigen, die von der etablierten Linie in Bezug auf die Ukraine abweichen, werden regelmäßig von den großen Medienkonzernen ausgeschlossen oder an den Rand gedrängt – auf jeden Fall werden sie selten wahrgenommen.

Das Ergebnis ist, dass alternative und gegensätzliche Ansichten und Stimmen nicht zu existieren scheinen. Wäre es nicht gut, wenn es mehr Vielfalt bei den Ansichten, der Geschichte und dem Kontext gäbe, statt sich dem Zwang hinzugeben, etablierte Haltungen voreingenommen weiter zu bestätigen?

Diejenigen, die über die Geschichte sprechen und die Rolle des Westens in der ukrainischen Tragödie erläutern, entschuldigen damit nicht den kriminellen Angriff Russlands.