Im Rausch der Fossilen: Warum Militärs das Klima zerstören und die Jugend rebelliert

Der CO2-Fussabdruck des Militärs ist enorm. Bei den Klimaverhandlungen wird die Verschmutzung durch Armeen ignoriert. Bild: Brown University

Der Umweltschützer Nnimmo Bassey kämpft seit Jahrzehnten gegen Klimaverbrechen. Im Telepolis-Interview spricht er über das Militär als größten Einzelverschmutzer, Klima-Reparationen und Rebellion (Teil 2)

Das Militär ist „ein zentraler Sektor, der verhindert, dass wirklich etwas gegen die Klimakrise getan wird.“ Die Treibhausgase des Militärs als größter Einzelverschmutzer werden aber bei den Klimaverhandlungen ausgeklammert.

Im Interview mit David Goeßmann von Telepolis fordert Nnimmo Bassey, dass die Industriestaaten in diesem Jahrzehnt das Verbrennen von Kohle, Gas und Öl einstellen. Sie sind darüber hinaus dazu verpflichtet, Klima-Reparationen an die armen Länder zu zahlen.

Nnimmo Bassey ist ein nigerianischer Dichter und Umweltschützer.

Die Rebellion der Jugend macht ihm Hoffnung, dass die Klimawende in den wenigen Jahren, die dafür noch übrig bleiben, erreicht werden kann.

Was ist die Verbindung zwischen Militär und Krieg auf der einen Seite und Klimakrise und Klimapolitik auf der anderen?

Nnimmo Bassey: Regierungen bauen ihr Militär aus, um damit Kriege zu führen. Auch die Hersteller von Munition und Rüstungsgütern freuen sich, wenn sich Konflikte entzünden. Deshalb haben wir heute so viele Konflikte in der Welt. Die meisten davon sind Ressourcenkonflikte, bei denen der Verkauf von militärischer Ausrüstung angekurbelt wird und neue Waffen getestet werden können.

Man wählt dafür arme Länder. Libyen ist fast völlig dem Erdboden gleichgemacht worden, der Irak liegt in Schutt und Asche, wir haben Kämpfe und Kriege in Afghanistan. Keiner dieser Kriege ist neutral, keiner von ihnen beruht auf grundsätzlichen Spaltungen in der Bevölkerung der Länder. Bei all diesen Kriegen geht es um Ressourcenkolonisierung und Ressourcenkontrolle durch mächtige externe Interessen.

Bei den Klimaverhandlungen ist immer wieder zu hören, dass die Emissionen der Militärs bei der Berechnung der Kohlenstoffmenge in der Atmosphäre nicht berücksichtigt werden. Es ist also eine bewusste Auslassung. Es ist nicht so, dass die Welt nicht weiß, dass dieser Sektor mit seinen Flugzeugen, Schiffen und allem, was dazugehört, einer der größten Verschmutzer ist.

Die Emissionen des Militärs auszublenden zeigt, dass die Klimaverhandlungen nicht ernsthaft betrieben werden und mit Menschenleben pokern.

Und zweitens ist das Militär so mächtig, dass es sehr viele Investitionen und Ressourcen auf sich ziehen kann. Vorgeblich geht es um den Aufbau von Widerstandsfähigkeit. Aber in Wahrheit verringert es die Widerstandsfähigkeit, da Länder und ihre Infrastrukturen durch militärische Gewalt zerstört werden. Es reduziert die Kapazitäten der Bürger:innen in den betroffenen Ländern, sich gegen die Auswirkungen der globalen Erwärmung zu schützen.

David Goeßmann interviewt den renommierten Umweltschützer Nnimmo Bassey aus Nigeria.

Denn die Widerstandsfähigkeit, die sie vorher hatten, wird durch Kriege zunichte gemacht. Und jetzt versprechen die reichen Staaten, bis 2025 hundert Milliarden Dollar für die Klimafinanzierung zu mobilisieren. Die Frist wurde von 2020 um fünf Jahre nach hinten verschoben.

Gleichzeitig geben die reichen Länder jedes Jahr fast 2 Billionen Dollar für Kriegsführung und Waffen aus. Das Militär ist also ein Sektor, der echte Klimaschutzmaßnahmen verhindert.