Spargel aus Deutschland zu teuer?

Bild: Pixabay

Luxusprodukt wie Erdbeeren? Konsumenten verzichten, Probleme für Landwirte wachsen: steigende Löhne, Trockenheit und billige Importe.

In letzter Zeit standen die Schweinezüchter im Fokus, die das geforderte billige Schnitzel liefern und auf das Tierwohl aus ökonomischen Gründen weitgehend verzichten zu müssen glauben. Aber auch Landwirte, die sich schon seit Jahren auf die Produktion pflanzlicher Lebensmittel konzentriert haben, geraten in immer größere Schwierigkeiten, um von ihrer Arbeit zu leben.

In diesem Jahr kommt zu den Problemen, die sich schon in den vergangenen Jahren abzeichneten, noch hinzu, dass viele Kunden angesichts der allgemeinen Preissteigerungen und den derzeit noch nicht wirklich abschätzbaren Energiepreisen, die schon in Kürze ein Vielfaches der bisherigen Zahlen erreichen könnten, offenbar sparen, jedenfalls deutlich mehr auf den Kauf von Spargel und Erdbeeren verzichten - oder auf billigere Importware ausweichen.

Spargel sind für die Verbraucher ebenso ein Luxusprodukt wie Erdbeeren? Vollernter, wie sie im Weinbau inzwischen vielfach üblich sind und die Kosten für die Weinlese drastisch senken, sind derzeit im Spargelanbau noch eher selten und im Erdbeeranbau bislang nicht denkbar. Bei den Erdbeeren geht die Tendenz zum Selbstpflücken. Da wird dann nur vor dem Verlassen des Feldes die selbst geerntete Menge gewogen und vom Pflücker bezahlt.

Bei Spargeln ist das Selbststechen durch die Kunden kein realer Ausweg. Das Spargelstechen ist kein Kinderspiel und benötigt einiges an Erfahrung, um ganze Spargel aus dem Boden zu bekommen und das Feld nicht zu verwüsten.

Wenn nun der Handel kaum noch Spargel abnimmt, weil er deutlich billiger aus dem Ausland versorgt wird, wo die Lohnkosten zwei bis dreimal niedriger sind als in Deutschland, wo osteuropäische Spargelstecher sich die körperliche Schwerarbeit auch immer seltener zumuten wollen, dann wird es schwierig für die Spargelanbauer hierzulande.

Wer Spargel anbaut, kann nicht kurzfristig auf eine andere Kultur wechseln

Wer seine Erdbeeren selbst mithilfe der Selbstpflücker nicht kostendeckend vermarktet bekommt, hat zumindest die Möglichkeit, im kommenden Jahr eine andere Frucht anzubauen. Für einen Spargelbauern ist das keine Option. Der einzige Ausweg schien bisher die Selbstvermarktung am Straßenrand, der sich aufgrund der eingeschränkten Erreichbarkeit grundsätzlich nur an Automobilisten richtet, weil man die Verkaufsstände zu Fuß eher schlecht erreichen kann.

Der Spargelanbau benötigt etwas Weitsicht, weil der Spargel keine einjährige Pflanze ist. Wer Spargel ernten möchte, braucht Geduld. Spargel wird nicht jedes Jahr neu gepflanzt, sondern ist eine mehrjährige Staude. Frühestens im zweiten Standjahr können die ersten Triebe geerntet werden. Richtig ergiebig wird die Ernte erst im dritten Standjahr. Spargelpflanzen können im Erwerbsanbau, je nach Boden und Sorte, dann etwa zehn Jahre beerntet werden. Die geernteten Spargelstangen sind die Sprossen der Pflanze, die auch nach der Ernte im Boden verbleibt.

Erntemaschinen für die Spargelbauern

Wer über große zusammenhängende Spargelfelder verfügt, was in Deutschland nicht in allen Spargelanbaugebieten üblich ist, kann zur Kostensenkung bei der Ernte statt auf Spargelstecher aus Osteuropa auf automatisierte Erntemaschinen setzen, wie sie in den Niederlanden entwickelt werden.

Dort hat beispielsweise die Firma Cerescon mit dem Sparter eine Maschine für die selektive Ernte, wie sie beim Spargel üblich ist, entwickelt. Anders als im Weinbau, wo Vollernter die Lese kostengünstiger machen und die Lesezeit drastisch verkürzen oder bei Mais, Getreide, Kartoffeln, Reis oder Zuckerrüben, bei welchen man das ganze Feld abernten kann und dafür schon seit vielen Jahren über entsprechende Harvester im Einsatz hat, muss eine Erntemaschine für Spargel darauf trainiert sein, nur die vermarktungsreifen Stangen zu ernten und die anderen unbeschädigt im Boden zu lassen.

Obwohl die Zahl der Maschinenentwickler deutlich zunimmt, kommen sie auf den meist kleinteiligen Anbauflächen in Deutschland bislang eher selten zum Einsatz.