Rückkehr der Masern: Wie Impfgegner und Vakzinmangel die Welt krank machen

Der vierjährige Sohn von Marciana erhält eine Masernimpfung, um einen Ausbruch der Krankheit nach dem Taifun Haiyan auf den Philippinen zu verhindern: "Ich bin froh, dass mein Junge geimpft ist, denn ich weiß, dass er jetzt vor Krankheiten sicher ist." Bild: DFID / CC BY 2.0

WHO warnt: Immer größere Lücken im Impfschutz führen dazu, dass sich Masern tödlich ausbreiten. Eine vermeidbare Katastrophe. Was das mit der Covid-Pandemie und zunehmender Impfgegnerschaft zu tun hat.

Die Weltgesundheitsorganisation und die U.S. Centers for Disease Control and Prevention (CDC) warnen, dass Millionen von Kindern auf der ganzen Welt "gefährlich anfällig" für eine Maserninfektion seien, da der Impfschutz gegen die tödliche, aber vermeidbare Krankheit seit Beginn der Covid-19-Pandemie stetig zurückgegangen sei.

Neben der durch das Coronavirus bedingten Umleitung von Ressourcen und der Unterbrechung der medizinischen Routineversorgung führen einige Gesundheitsexperten die zunehmende Bedrohung durch Masern auch auf die verstärkte Verbreitung von Desinformationen durch Impfgegner zurück, angeführt von rechtsgerichteten Wissenschaftsleugnern aus den Vereinigten Staaten.

Einem gemeinsamen Bericht der Weltgesundheitsbehörde WHO und der CDC zufolge haben im Jahr 2021 weltweit fast 40 Millionen Kinder eine Masernimpfung verpasst. Sage und schreibe 25 Millionen Kinder erhielten ihre erste Dosis und weitere 14,7 Millionen ihre zweite Dosis nicht, was die Organisationen als "bedeutenden Rückschlag im globalen Fortschritt, Masern Stück für Stück und nachhaltig zu eliminieren", bezeichnen.

Weltweit gab es im Jahr 2021 schätzungsweise neun Millionen Fälle und 128.000 Todesfälle durch Masern, gegenüber 7,5 Millionen Fällen und 60.700 Todesfällen im Jahr 2020. In fast zwei Dutzend Ländern kam es laut WHO und CDC im vergangenen Jahr zu "großen und schwerwiegenden Ausbrüchen". "Rückläufige Impfquoten, eine geschwächte Masernüberwachung und anhaltende Unterbrechungen und Verzögerungen bei Impfmaßnahmen aufgrund von Covid-19 sowie anhaltende große Ausbrüche im Jahr 2022 bedeuten, dass Masern in allen Regionen der Welt eine unmittelbare Bedrohung darstellen", warnten die Behörden. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus stellt fest:

Das Paradoxe an der Pandemie ist, dass die Impfstoffe gegen Covid-19 in Rekordzeit entwickelt und in der größten Impfkampagne der Geschichte eingesetzt wurden, während die Routineimpfprogramme stark gestört wurden und Millionen von Kindern die lebensrettenden Impfungen gegen tödliche Krankheiten wie Masern verpasst haben.

Wie Tedros seit langem beklagt, wurde Millionen von Kindern und Erwachsenen in einkommensschwachen Ländern der Zugang zu Covid-19-Impfstoffen und -Behandlungen verwehrt, weil die reichen Länder Dosen horteten und Big Pharma das Wissen nicht weitergab – eine weiter bestehende Ungerechtigkeit, die die Pandemie und ihre schädlichen Nebenwirkungen verlängert hat.

"Es ist absolut entscheidend, die Impfprogramme wieder auf den richtigen Weg zu bringen", sagt Tedros. "Hinter jeder Statistik in diesem Bericht steht ein Kind, das durch eine vermeidbare Krankheit gefährdet ist." Die WHO und das CDC bezeichneten die Situation als "ernst":

Masern sind eine der ansteckendsten menschlichen Viren, können aber durch Impfung fast vollständig verhindert werden. Eine Durchimpfungsrate von mindestens 95 Prozent bei zwei Dosen masernhaltigen Impfstoffs ist erforderlich, um eine Herdenimmunität zu schaffen, die Bevölkerungen schützt und die Eliminierung der Masern erreicht sowie eine weitere Verbreitung verhindert. Die Welt ist weit davon entfernt, denn nur 81 Prozent der Kinder haben ihre erste Masernimpfdosis und nur 71 Prozent ihre zweite erhalten. Das sind weltweit die niedrigsten Durchimpfungsraten für die erste Masernimpfung seit 2008, wobei die Durchimpfungsraten von Land zu Land unterschiedlich sind.

In dem Bericht wird die Notwendigkeit "dringender globaler Maßnahmen" betont:

Masern sind überall eine Bedrohung, da sich das Virus schnell auf mehrere Ortschaften und über internationale Grenzen hinweg ausbreiten kann. Keine WHO-Region hat die Eliminierung von Masern erreicht und stabil gehalten. Seit 2016 kam es in zehn Ländern, die die Masern zuvor ausgelöscht hatten, zu Ausbrüchen und zu neuen Übertragungen.

Weiter heißt es:

Im Jahr 2021 wurden in 18 Ländern fast 61 Millionen Masernimpfstoffdosen aufgrund von Covid-19-bedingten Verzögerungen bei Impfkampagnen verschoben oder versäumt. Verzögerungen erhöhen das Risiko von Masernausbrüchen, sodass es für die Gesundheitsbehörden jetzt an der Zeit ist, die Impfmaßnahmen zu beschleunigen und die Überwachung zu verstärken. CDC und WHO fordern alle Partner auf globaler, regionaler, nationaler und lokaler Ebene zu koordiniertem und kooperativem Handeln auf, um vorrangig alle ungeschützten Kinder aufzufinden und zu impfen, auch diejenigen, die in den letzten zwei Jahren nicht geimpft wurden.